Schauplaetze_SH.pdf
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4<br />
Ulrike Anders<br />
2 Geschichte der Teichwirtschaft<br />
Auf einer Karte aus dem Jahre 1825 ist das heutige Gebiet Wallnau nicht verzeichnet.<br />
Es wurde erst durch den Deichbau gewonnen. Bis zur zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts befand sich dort eine ausgedehnte Nehrung, die sich schließlich<br />
aufgrund der Strömungsverhältnisse zu einem Haff entwickelte, deren Wasserflächen<br />
mit der Ostseeküste in einem temporären Austausch standen. 1 Im Jahre 1866<br />
erfolgte die Errichtung eines Deiches durch den Ingenieur Gustav Heinrich Adolf<br />
Kröhnke. Das neue und durch enormen Arbeits- und Technikaufwand gewonnene<br />
Land sollte zur landwirtschaftlichen Produktion genutzt werden. Hochwässer, aber<br />
vor allem eine katastrophale Sturmflut am 13. November 1872, unterspülten die<br />
Deichanlage und führten schließlich zu deren Zerstörung, 2 womit auch das neugewonnene<br />
Land unbrauchbar wurde.<br />
Das Datum der Neuerrichtung des Deiches ist nicht genau bekannt, aus Urkunden<br />
kann geschlossen werden, dass die Deiche in den Jahren 1876-1878 neu<br />
errichtet wurden. In den Folgejahren wurde auf den Flächen Getreide angebaut,<br />
später erfolgte eine Verlagerung auf die Viehzucht. In den 1890er Jahren wurden<br />
etwa 450 Stück Jungvieh auf den Flächen geweidet. Im Jahr 1896 wurde das Gelände<br />
von den Brüdern Franck gekauft und dort eine Teichwirtschaft errichtet. Die<br />
Brüder hatten bereits in der Nähe Harburgs Erfahrungen mit der Fischzucht gemacht.<br />
3<br />
Die Zucht von Fischen in Teichen hat eine lange Tradition. Abgesehen von<br />
der Fischerei in Seen und Flüssen spielte die Bewirtschaftung von Teichen, in denen<br />
der Karpfen zu den Hauptzuchtsorten zählte, eine wichtige Rolle bei der Versorgung<br />
mit Fisch. Neben größeren Teichwirtschaftsanlagen von Bistümern und<br />
Klöstern waren kleinere und kleine Teiche häufig im bäuerlichen Einzelbesitz. Die<br />
Römer spielten sehr wahrscheinlich eine wichtige Rolle in der Verbreitung des<br />
Karpfens in Westeuropa. Die Zucht von Karpfen gilt als einfach. Beim Fisch<br />
selbst handelte es sich um einen populären Speisefisch. Das Züchten von Karpfen<br />
breitete sich ab dem späten Mittelalter weiter nach Norden aus. Aufgrund von<br />
beabsichtigter oder unbeabsichtigter Ausbringung des Karpfens ist dieser heute auf<br />
allen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis, anzutreffen. Der Fisch ist an vielen<br />
Orten zu einem ökologischen Problem geworden: Das Wasser wird zusehends<br />
getrübt und der Eutrophierungsgrad nimmt zu. Hinzu kommt, dass eine Zucht des<br />
Karpfens in der Regel in Teichen mit einer sehr hohen Besatzdichte erfolgt. 4<br />
Das Betreiben einer Teichwirtschaft bedeutet, dass die Flächen zum Abfischen<br />
in der Regel abgelassen werden. Eine solche Anlage zu errichten und zu betreiben<br />
ist mit einem hohen Arbeitseinsatz verbunden. Grundlegend sind aber zwei Voraussetzungen,<br />
die das Entstehen einer Teichwirtschaft bedingen. Zum einen muss<br />
1 Flasbarth (1986).<br />
2 Diehl u. Diehl (1986).<br />
3 Franck (2013).<br />
4 Emanuelsson (2009).