Schauplaetze_SH.pdf
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Stefanie Kaupa<br />
Zusammenhang gebracht wurden, sondern eher als neuartige Krankheiten galten,<br />
und die Rinde deshalb nicht angewendet wurde.<br />
Als die Chinarinde erschwinglicher und verfügbarer wurde und das Chinin<br />
als Wirkstoff zu Beginn des 19. Jahrhunderts in gereinigter Form produziert<br />
werden konnte 26 war die Behandlung der Malaria endlich einen entscheidenden<br />
Schritt voran gekommen. Chinin und chininähnliche Medikamente werden bis<br />
heute eingesetzt.<br />
6 Malaria-Epidemien<br />
6.1 Malaria im 18. und 19. Jahrhundert<br />
Die Chroniken der Malaria-Epidemien reichen etwa bis 1717 zurück, dem Jahr in<br />
welchem nach der sogenannten „Weihnachtsflut“ die Wechselfieberfälle rapide<br />
anstiegen. 27 Weitere Epidemien grassierten nach der „Neujahrsflut“ im Jahre 1721<br />
und im Jahre 1785 in Dithmarschen; dort brach eine „neue Marschkrankheit […],<br />
die Furcht und Schrecken erregt hat“, aus, 28 die vielfach auch als „Küstenepidemie“<br />
bezeichnet wurde. Dabei gilt es bei diesen alten Berichten zu beachten, dass<br />
oft verschiedene Fieberkrankheiten zusammen aufgeführt wurden und heute nicht<br />
mehr definitiv in Malariafälle und andere getrennt werden können. Besonders Typhus<br />
verfälscht hier die Aufzeichnungen. 29<br />
Im Jahre 1825 erreichte die Nordseeküste eine verheerende Sturmflut, woraufhin<br />
an der ganzen Küste die Malariafälle rapide anstiegen. In Groningen raffte das Fieber<br />
sogar 10 % der Bevölkerung im selben und im darauffolgenden Jahr hin. 30<br />
6.2 Malaria in der Nachkriegszeit<br />
Nachdem ab Mitte des 19. Jahrhunderts die endemischen Malariafälle bereits zurückgegangen<br />
waren, kam die Epidemie der Nachkriegsjahre 1945-1948 in Schleswig-Holstein<br />
überraschend.<br />
In das englische Internierungslager in Eiderstedt wurde die Malaria wahrscheinlich<br />
durch aus Südrussland und anderen Malariagebieten heimkehrende Soldaten<br />
eingeschleppt und bereits 1945 gingen von dort die ersten epidemischen<br />
Malariafälle aus. Der im Westen Schleswig-Holsteins gelegene Kreis Eiderstedt<br />
wurde so umgehend zum Zentrum einer Epidemie im Jahre 1945. 31<br />
26 Gerabek et al. (2005), S. 243.<br />
27 Jakubowski-Tiessen (1992), S. 140 f.<br />
28 Harcken (2004), S. 71.<br />
29 Steininger (1952), S. 20.<br />
30 Knotterus (1999), S. 28.<br />
31 Steininger (1952), S. 15.