Schauplaetze_SH.pdf
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192 Ansgar Schanbacher<br />
und leistungsstarken deutschen Binnenmarkt brachte den entscheidenden Impuls<br />
für den Start zum industriellen take-off.“ 3<br />
Elmshorn war typischer Vertreter dieser zweiten Welle der Industrialisierung.<br />
Nicht die Geschichte und Entwicklung von Handwerks- und Industriebetrieben 4<br />
soll hier jedoch im Vordergrund stehen, sondern die Folgen dieser Entwicklung<br />
für die Umwelt. Dabei liegt der Fokus schwerpunktmäßig auf dem Zeitraum von<br />
etwa 1850 bis in die 1930er, der in Elmshorn den Beginn des industriellen Ausbaus<br />
bis zur vorläufigen Lösung der drängendsten Umweltprobleme markiert. Im Folgenden<br />
wird, nach einem einführenden Blick auf die Stadt Elmshorn und die sich<br />
mit diesem Ort beschäftigende Literatur bzw. die vorhandenen Quellen, ein Überblick<br />
über die industrielle Entwicklung der Ortschaft mit dem jeweiligen Einfluss<br />
auf die natürliche Umwelt gegeben werden. Anschließend kann am Beispiel der<br />
Elmshorner Lederindustrie und der Wasser- und Abwasserversorgung gezeigt<br />
werden, wie Verschmutzungen entstanden und auf welche Weise die lokalen Behörden<br />
darauf reagierten. Im Schlussteil wird ein Resümee Querverbindungen zur<br />
Entwicklung in Schleswig-Holstein und dem restlichen Deutschland ziehen.<br />
2 Stadt- und Umweltgeschichte<br />
Elmshorn, nordwestlich von Hamburg gelegen und heute die größte Stadt des<br />
Landkreises Pinneberg 5 , war im 19. Jahrhundert ein Flecken, der erst 1870 Stadtrecht<br />
erhielt 6 und vor allem durch seine Anbindung an Elbe und Nordsee über die<br />
Krückau und seine Lage an den Eisenbahnlinien Altona-Kiel und Altona-Itzehoe<br />
regionale Bedeutung besaß. In der regional- und ortsgeschichtlichen Literatur wird<br />
neben den politischen Entwicklungen vor allem ein Schwerpunkt auf Wirtschaft<br />
und Handel gelegt. 7 Umweltgeschichtliche Fragestellungen werden dabei weniger<br />
thematisiert. Anmerkungen und Hinweise auf die Beschäftigung der Zeitgenossen<br />
mit Aspekten der Umweltverschmutzung finden sich außerdem verstreut in einer<br />
von der Stadt Elmshorn in Auftrag gegebenen Ortsgeschichte aus dem Jahr 1970. 8<br />
Die Quellenbasis für Aussagen über die Elmshorner Umweltverschmutzung bilden<br />
Artikel der lokalen Presse (z. B. Elmshorner Nachrichten), Heimatzeitschriften<br />
(wie: Aus der engeren Heimat. Beiträge zur Weckung von Heimatsinn und Hei-<br />
3 Danker-Carstensen (2006), S. 13.<br />
4 Dazu ausführlich: Meyerhof (2009).<br />
5 Im März 2010 rund 48.500 Einwohner, vgl.: http://www.statistik-nord.de/uploads/<br />
tx_standocuments/A_I_2_vj101_S.<strong>pdf</strong>, Abruf: 25.5.2011.<br />
6 Köhncke (1970), S. 193.<br />
7 Der neueste Beitrag dazu stammt von Danker-Carstensen (2006), der in seiner Dissertation das<br />
bisher vorhandene Material verarbeitet. Er stützt sich besonders auch auf die Veröffentlichungen von<br />
Konrad Struve: Geschichte der Stadt Elmshorn (1935–1956). Meyerhof (2009) listet in seiner<br />
Veröffentlichung, die er 1954 abschloss, die einzelnen Firmen und Betriebe auf, ohne eine Synthese<br />
anzustreben.<br />
8 Köhncke (1970).