Schauplaetze_SH.pdf
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Malaria in den Marschen Schleswig-Holsteins 67<br />
Nutzen ziehen können. Denn die Auswirkung von Temperatur und Feuchtigkeit<br />
eines Gebietes auf die Malariahäufigkeit wurde erkannt.<br />
Eine „kalte und feuchte Gegend“, „eine sumpfigte ebene Gegend“ sowie ein<br />
Stadtgraben mit stillstehenden Wassern 11 habe, so Kržowitz bereits 1781, das Auftreten<br />
der Malaria begünstigt, wohingegen sie „auf Sand wie abgeschnitten“ sei. 12<br />
Auf dem Geestrücken habe man sie folglich im Vergleich zur Marsch nur selten<br />
antreffen können.<br />
Der Marinearzt Dr. Wenzel hält in seinem Bericht über den Hafenbau in Wilhelmshaven<br />
im Jahre 1870 fest, dass „[…] nicht Durchfeuchtung oder Trockenheit<br />
des Erdreichs allein, sondern der gleichzeitige Temperaturstand […] das Entscheidende<br />
für die Malaria-Genese der Marsch ist.“ 13 Nach der Entdeckung der verschiedenen<br />
Malaria-Erreger der Gattung Plasmodium im Jahre 1880 durch Charles<br />
Laveran und deren Übertragung durch verschiedene Mückenarten der Gattung<br />
Anopheles durch Ross und Grassi eine Dekade später 14 ist auch der Zusammenhang<br />
zwischen Feuchtigkeit, Wärme und der Frequenz der Krankheitsfälle klarer geworden.<br />
Die Entwicklung der Parasiten im Inneren der Mücke benötigt eine gewisse<br />
Mindesttemperatur, außerdem bedarf es für die Mückenpopulation feuchter Brutplätze,<br />
wie sie in Flussauen oder Marschen vorhanden sind.<br />
3 Die Malaria in Schleswig-Holstein – geographische und<br />
soziale Begünstigungen<br />
In Schleswig-Holstein trafen einige Faktoren aufeinander, die die Malaria, dort<br />
treffenderweise „Marschenfieber“ genannt, begünstigen.<br />
Abb. 1: Schematische Darstellung der Bereiche der Küstenlandschaft vom Vorland bis<br />
zum Geestrücken (verändert, nach Seehagen (nach Behre (1995), S. 234)).<br />
11 Kržowitz (1781), S. 82.<br />
12 Harcken (2004), S. 55.<br />
13 Ebd., S. 47.<br />
14 Giger (2004).