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Die Holsteinische Schweiz 57<br />

te, kompensierte das Bürgertum seine mangelnde politische Partizipation u. a.<br />

durch eine Flucht in die Natur und in das eigene innere Erleben und Seelenleben,<br />

das man auf die Natur projizierte. Dies fand unter anderem in der Biedermeierzeit<br />

seinen Ausdruck in den Sonntagsspaziergängen.<br />

Dieses romantische Naturideal führte auch dazu, dass die Alpenregion und die<br />

Schweiz gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem immer beliebteren Reiseziel<br />

für die gutbetuchte adelige und auch bürgerliche Gesellschaft wurden. Ihre Landschaft<br />

wurde zu einem Idealbild von unberührter, romantischer Natur und ihr<br />

Name Synonym für eine „schöne Landschaft“. 2<br />

So wurden schöne Landschaften, die diesem Ideal mal mehr und mal weniger<br />

entsprachen, vor allem von Künstlern mit der Schweiz assoziiert und entsprechende<br />

Vergleiche gezogen. Als erste Landschaft kam auf diese Weise das Elbsandsteingebirge<br />

in der Nähe von Dresden zu seinem bis heute gültigen Namen<br />

„Sächsische Schweiz“. 3<br />

Die ersten literarisch festgehaltenen schweizerischen Anklänge auf die ostholsteinische<br />

Hügellandschaft äußerte 1790 der Lübecker Maler und Lyriker Heinrich<br />

August Grosch, als er feststellte, dass diese Seelandschaft „einen würdigen Pendant<br />

zur Schweiz“ 4 abgäbe. Und auch Carl Gottlob Küttner hielt auf seinen Reisen in<br />

den 1790er-Jahren durch das Gebiet fest:<br />

„Wären die Ufer dieser Seen […] höher, die Formen romantischer und fänden<br />

sich große Felsmassen unter das Grün gemischt, so wüsste ich nicht, was in der<br />

Schweiz diesen Anblick überträfe.“ 5<br />

Diese ersten Schilderungen führten zwar zu einem erhöhten Bekanntheitsgrad der<br />

Region, aber zu keiner deutlichen Zunahme der Besucherzahlen, da trotz der relativen<br />

Nähe zu den großen Städten Hamburg, Kiel, Lübeck und Neumünster die<br />

Anreise mit Kutschen recht beschwerlich und langwierig war und natürlich auch<br />

entsprechend viel kostete. Deshalb ruhte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

die weitere Erschließung der Region; auch war die Assoziation mit der Schweiz<br />

noch nicht sonderlich gängig.<br />

3 Die Eisenbahn und der touristische Boom<br />

Erst mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinien Neumünster-Neustadt und Kiel-<br />

Ascheberg 1866 wurde die Gegend mit den Haltestellen Eutin, Plön und<br />

Gremsmühlen/Malente an das Eisenbahnnetz angeschlossen und somit leichter<br />

erreichbar. Ab 1873 konnte die Holsteinische Schweiz auch direkt von Lübeck mit<br />

2 Walter (2007), S. 217-236.<br />

3 Paulsen (1994), S. 24.<br />

4 Zit. nach Paulsen (2002), S. 14.<br />

5 Zit. nach Paulsen (1994), S. 89.

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