Schauplaetze_SH.pdf
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Peter Reinkemeier<br />
Masse wird dann in sodenförmige Modeln gepresst. Sowohl beim Stech- als auch<br />
beim Knetverfahren müssen die Soden am Schluss noch länger getrocknet werden.<br />
Das Torfstechen war bis ins 19. Jahrhundert hinein die dominierende Abbauform.<br />
Mit der Abnahme des direkt stechbaren Torfs setzte sich dann auch das<br />
Knetverfahren durch. Neben der handwerklichen Produktionsweise wurde der<br />
Torf auch in eigenen Torffabriken mechanisch gepresst. Außerdem stellte man<br />
neben den Torfsoden in kleinerem Umfang auch Torfkohle her. 43<br />
4.2 Geschichte des Torfabbaus<br />
Abgesehen vom ersten Torfabbau vor ca. 2.000 Jahren wurde spätestens seit dem<br />
11. Jahrhundert in den Küstenüberflutungsmooren sogenannter Salztorf zur Salzgewinnung<br />
und als Brennmaterial abgebaut. 44 Als Feuerungsmaterial findet Torf<br />
dann vermehrt Ende des 15. Jahrhunderts und im 16. Jahrhundert Verwendung,<br />
als Holz in Schleswig-Holstein knapp wird.<br />
Im 17. Jahrhundert lässt sich dann beobachten, dass Torf nicht nur für den Eigenbedarf,<br />
sondern auch verstärkt für den Handel abgebaut wird. Zentrale Handelswege<br />
waren die Eider und ihre Zuflüsse, über die der Torf Richtung Friedrichsstadt<br />
und Tönning und in die Marschen verschifft wurde. Für die Bevölkerung<br />
erschloss sich damit eine zusätzliche Einnahmequelle und für den Landesherrn die<br />
Möglichkeit, Zölle auf den Torfhandel zu erheben. Aber erst das 18. Jahrhundert<br />
wurde zum entscheidenden Zeitraum „für die allgemeine Verbreitung des Torfgebrauchs<br />
in Schleswig-Holstein“. 45 Torfabbau und Torfhandel erreichten nun einen<br />
Umfang wie nie zuvor. Während im Südosten des Landes die Moore erst jetzt<br />
abgebaut wurden, entstand im Nordwesten aufgrund des jahrhundertelangen Torfstichs<br />
sogar schon Torfmangel.<br />
Auch in der Zeit der Industrialisierung behielt der Torf seine wichtige Rolle als<br />
Feuerungsmaterial. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ist er zentraler Brennstoff<br />
für die Industrie, v. a. für die Ziegeleien und Glashütten, 46 gewesen. Steinkohle aus<br />
Großbritannien löste den Torf dann seit den 1820er Jahren als Brennmaterial in<br />
der Industrie und in den Städten ab. 47 Auf dem Land behielt er jedoch zunächst<br />
seine Bedeutung als wichtige Ressource. 48 Insgesamt sind in den Hochzeiten des<br />
Torfabbaus in Schleswig-Holstein für das 18. Jahrhundert wohl ca. eine Milliarde<br />
Soden und für das 19. Jahrhundert ca. zwei Milliarden Soden Torf pro Jahr verbraucht<br />
worden.<br />
43 Mager (1930), S. 327 f.<br />
44 Für das Folgende: Carstensen (1985), S. 19-79.<br />
45 Ebd., S. 54.<br />
46 Im Prinzenmoor gab es im 19. Jahrhundert eine Brenntorf verwendende Glasindustrie (Clausen<br />
(1981), S. 661 f.; Mager (1937), S. 229 f.).<br />
47 Mager (1937), S. 227; Runde (1880), S. 17.<br />
48 Runde (1880), S. 17.