Schauplaetze_SH.pdf
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Der Gottorfer Barockgarten und der Gottorfer Globus 161<br />
Werke [der Gottorfer Globus und die Sphaera Copernicana] Welt, Weltverständnis<br />
und das Universum ihrer Zeit“. 35<br />
Beide Konstruktionen können die geistige und wissenschaftliche Unterwerfung<br />
der Welt demonstrieren. Während der große Globus das Geschehen im Himmel<br />
zeigt, ist an der Sphaera Copernicana das Zustandekommen der Bewegungen<br />
nachzuvollziehen. Zusammengenommen sind der Riesenglobus und die Sphaera<br />
Copernicana eine „mechanische Darstellung alles astronomischen Wissens ihrer<br />
Zeit“. 36<br />
Im Einklang mit dem Neuwerkgarten konnte mit den beiden Globen ein Blick<br />
auf den Makrokosmos des Universums sowie den Mikrokosmos der Gartenvegetation<br />
geworfen werden. Mit der Gesamtanlage konnten die hohen Fertigkeiten der<br />
Gottorfer Künstler sowie Wissenstand und -spektrum am Schleswiger Hof in der<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts repräsentiert werden. 37<br />
7 Historische Rekonstruktion<br />
Historische Berichte vermitteln kein genaues Bild des ursprünglichen Riesenglobus,<br />
lediglich oberflächliche Beschreibungen sind erhalten geblieben. Ein 1708<br />
entstandenes Bauinventar der herzoglichen Residenz über den baulichen Wert und<br />
den Zustand aller Hofgebäude sowie der Gärten stellt somit die Hauptrekonstruktionsquelle<br />
dar. 38<br />
Felix Lühning, seit 2009 Abteilungsleiter der Astronomie in der Archenhold-<br />
Sternwarte und im Zeiss-Großplanetarium Berlin, begann ab 1991 anhand dieses<br />
Inventartextes, Bildquellen, Archivrecherchen und Grabungsfunden eine zeichnerische<br />
Rekonstruktion des Globushauses und des Riesenglobus vorzubereiten.<br />
Weiterhin nahm er Vergleiche mit dem rekonstruierten Globus in St. Petersburg<br />
und der Sphaera Copernicana vor und konnte so 1997 Rekonstruktionszeichnungen<br />
und -modelle vorlegen. 39 Hierbei sind die Grundrissmaße des Gebäudes zu<br />
100%, die Dimensionen zu 80%, die Raumabfolge und -verteilung zu 90 % und<br />
das Aussehen des Gebäudes zu 50% gesichert. 40 Der Wasserantrieb im Keller des<br />
ehemaligen Lusthauses stellte einen Sonderfall dar, da die Maschinerie kein Vorbild<br />
hatte und in den 1960er Jahren an dieser Stelle Baggerarbeiten vorgenommen wurden,<br />
die archäologische Spuren zerstörten, weshalb die Rekonstruktion zu 60 %<br />
auf eigenen Mutmaßungen Lühnings beruht. 41<br />
35 Lühning (1997a), S. 372.<br />
36 Ebd.; Lühning (1997b), S. 121-122.<br />
37 Lühning (1997a), S. 372; Lühning (2008).<br />
38 Lühning (1997b) S. 34-53; Lühning (2008).<br />
39 Lühning (1997b), S. 34-53; Lühning (2008).<br />
40 Ebd.<br />
41 Lühning (1997b), S. 89; Lühning (2008).