Schauplaetze_SH.pdf
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Moore in Schleswig-Holstein 171<br />
die Einrichtung von über 4.000 Siedlungsstellen vorsah. 25 Man versprach den Siedlungswilligen<br />
eine ‚Festestelle‘ mit fertig gebauten Häusern, Vieh und Ackergerät,<br />
20 Jahre Abgaben- und Steuerfreiheit sowie ein Reisegeld und Tagegelder, bis die<br />
Kolonisten von ihrem eigenen Ertrag würden leben können. 26<br />
Im Laufe des Projekts tauchten jedoch große Schwierigkeiten auf. 27 Die Siedler<br />
mussten in provisorischen Unterkünften untergebracht werden, bevor sie ihre<br />
noch nicht fertigen Häuser beziehen konnten. Die Aufteilung der Moorgebiete<br />
durch Erichsen in 4.000 Siedlungsstellen sowie seine Einschätzung der Fruchtbarkeit<br />
der Moorböden erwiesen sich als utopisch.<br />
Auch waren unter den angeworbenen Siedlern kaum Bauern und nur wenige<br />
waren für die harte Kultivationsarbeit geeignet. 28 Hinzu kam noch ein Nutzungskonflikt<br />
der Moore zwischen Einheimischen und Neusiedlern. Die Alteingesessenen<br />
hatten die für die Kultivierung vorgesehenen Moorböden nämlich<br />
zuvor selbst als Weidefläche und zum Torfstechen genutzt. Deshalb standen<br />
die einheimischen Bauern der Zuteilung von Ödland an die Kolonisten<br />
ablehnend gegenüber und es gab vielfach Streitigkeiten und handfeste Auseinandersetzungen<br />
zwischen Einheimischen und Siedlern. 29<br />
Obwohl die Kolonisationsorganisatoren der Faulheit und Unfähigkeit der Siedler<br />
die Schuld gaben, waren es doch die vielfältigen Probleme, die das Projekt letztlich<br />
scheitern ließen. Die süddeutschen Siedler wanderten zu großen Teilen wieder<br />
ab, manchmal noch bevor sie ihre Siedlungsstelle überhaupt angetreten hatten. 30<br />
Obwohl manche einheimische Bewerber ihre Stelle übernahmen, kam die Kultivierung<br />
der Moorgebiete kaum voran und 1764/65 stellte man die Kolonisationsbestrebungen<br />
staatlicherseits ein. 31<br />
Die übriggebliebenen Siedler fanden allerdings einen Ausweg aus der für sie<br />
wirtschaftlich unhaltbaren Lage, indem sie die Moorböden nicht wie obrigkeitlicherseits<br />
gewünscht kultivierten, sondern zum Torfabbau nutzten.<br />
3.1 Das Beispiel Hohner Harde<br />
Die Hohner Harde liegt zwischen den beiden Flüssen Eider im Süden und Sorge im<br />
Norden und ist größtenteils von Niedermoor und (von Norden nach Süden) den<br />
Hochmooren Königsmoor, Hartshoper Moor und Prinzenmoor bedeckt (Abb. 3).<br />
1761 wurde sie in das Kolonisationsprojekt miteinbezogen: Entwässerungsgräben<br />
wurden gezogen und Kolonistendörfer angelegt. 32 Entgegen den Erwartungen<br />
25 Ebd., S. 35-42.<br />
26 Ebd., S. 53.<br />
27 Zusammengestellt auf http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/heidekonolisation.htm.<br />
28 Klose u. Degn (1960), S. 230.<br />
29 Gooß (1940), S. 11; Clausen (1981), S. 51 f.<br />
30 Klose u. Degn (1960), S. 231 f.<br />
31 Ebd.<br />
32 Gooß (1940), S. 5-7.