Schauplaetze_SH.pdf
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Robert Gajcevic<br />
schneller befördert werden. Die Verflechtungen innerhalb der Wirtschaft konnten<br />
dadurch ausgebaut werden. Fabriken spezialisierten sich im Rahmen zunehmender<br />
Arbeitsteilung auf einzelne Produktionsschritte und wurden zu Zulieferern anderer<br />
Fabriken. Und bei all diesen Prozessen, bei der Produktion und dem Transport, bei<br />
der zunehmend maschinellen Bewirtschaftung der Felder, spielte die Transformation<br />
eines Rohstoffes mittels der Verbrennung in industriell nutzbare mechanische<br />
Energie eine herausragende Rolle. Definiert man nun den Untersuchungsgegenstand<br />
der Umweltgeschichte als die Interaktion zwischen Mensch und Natur, so<br />
liegt diese im Vorgang der Industrialisierung, oder allgemeiner im gesamten Prozess<br />
des Wirtschaftens, gewissermaßen in Reinform vor. Denn einerseits entnimmt<br />
und nutzt der Mensch die Brennstoffe der Natur, um durch deren Energiegehalt<br />
Güter zu produzieren, Städte zu errichten und dadurch das Landschaftsbild massiv<br />
zu verändern. Andererseits entlässt er die Emissionen der Verbrennungsvorgänge<br />
ebenso wie die anfallenden Abfälle der Güterproduktion wieder in die Natur. Er<br />
bedient sich ihrer folglich auf eine doppelte Weise. Dabei dachte man erstaunlich<br />
lange nicht über mögliche Rückwirkungen der Natur auf den Menschen nach. Die<br />
Energie schien unerschöpflich vorhanden zu sein. Die Volkswirtschaften Europas<br />
wuchsen und wuchsen, eine Grenze dieses Wachstums war nicht abzusehen.<br />
Die Gegenwart stellt jedoch an den Menschen existentielle Fragen: Wie ist die<br />
Klimaerwärmung noch aufzuhalten? Angesichts der Entstehung zweier neuer wirtschaftlicher<br />
Supermächte, China und Indien, und deren zukünftigen gewaltigen<br />
Emissionsmengen an Kohlendioxid, ist diese Frage schon längst nicht mehr alleine<br />
durch die westlichen Staaten erfolgversprechend zu beantworten. Ebenfalls von<br />
globaler Bedeutung ist die Frage nach der zukünftigen Deckung des Energiebedarfs.<br />
Die Endlichkeit fossiler Brennstoffe und der Uranvorkommen sind zu einem<br />
nicht mehr länger zu ignorierenden Faktum geworden. Angesichts dieser<br />
beiden Fragen rückt auch die Frage nach einer möglicherweise bereits überschrittenen<br />
Grenze des globalen wirtschaftlichen Wachstums in den Vordergrund. Die<br />
Natur hat auf den Menschen in Form dieser Fragen schließlich zurückgewirkt. Die<br />
Interaktion im Nutzungsverhältnis zwischen Mensch und Natur vollendete sich<br />
doch. Die Belastbarkeit der Erde ist überschritten. Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen<br />
Umgang mit der Natur, also die Sicherstellung, dass zukünftige Generationen<br />
ihre Bedürfnisse auch noch befriedigen können, ist genauso wie die Einsparung<br />
von Kohlendioxidemissionen zum Gebot angesichts der drohenden Apokalypse<br />
geworden. Viele Stimmen bezweifeln jedoch, ob dies reichen wird, um größeres<br />
Unheil abzuwenden und fordern eine Verabschiedung vom Wachstumswahn. Kein<br />
Weg führt laut ihnen an einer Reduzierung unserer Konsumbedürfnisse vorbei.<br />
Gesund schrumpfen müsse sich die Wirtschaft. Ein Verzicht auf manche Annehmlichkeit<br />
sei dabei unumgänglich.