Schauplaetze_SH.pdf
Schauplaetze_SH.pdf
Schauplaetze_SH.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Miesmuschelfischerei im schleswig-holsteinischen Wattenmeer 185<br />
die ursprünglichen maritimen Lebensgemeinschaften in dem Bereich, der als<br />
Kulturfläche gewählt wurde, verdrängt oder minimiert werden. Es wird vermutet,<br />
dass deren Lage, die strömungs-, eis- und windgeschützt ist, und die daraus<br />
resultierende hohe Dichte an Miesmuscheln eine höhere Produktion an Biomasse<br />
bewirkt, auf welche Sauerstoffmangel und Nahrungsknappheit mit negativen<br />
Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung folgen können. Der hohe<br />
Stoffumsatz zieht Algenbildung nach sich, die die Eutrophierung, bedingt durch<br />
menschliche Einträge aus Landwirtschaft und Industrie, nochmals verstärkt.<br />
Jedoch kann die Miesmuschel dieser auch entgegenwirken, indem sie das<br />
Phytoplankton verwertet und so an Gewicht zunimmt. Auch eine Nährstoffabschöpfung<br />
durch Entnahme der Miesmuscheln kann minimal Abhilfe schaffen.<br />
Ein weiteres Argument gegen Miesmuschelfischerei im zukünftigen Nationalpark<br />
war, dass die umgebende Flora und Fauna nachhaltig beeinflusst würde. Temporär<br />
wurde dies nachträglich auch besonders für die eulitoralen Gebiete konstatiert, die<br />
aber sowieso nur in sehr begrenztem Umfang für Anlandungen beziehungsweise<br />
Besatzmuschelfischerei angefahren wurden. Der Großteil der Besatzmuscheln<br />
stammt jedoch aus dem Sublitoral und wird auch auf nicht trockenfallenden<br />
Kulturflächen wieder ausgegeben. Besonderes Augenmerk wurde in diesem<br />
Zusammenhang auch der Konstellation von Nahrungsangebot durch Miesmuscheln<br />
und dem Bestand von Fressfeinden wie der Eiderente zuteil. Die durch<br />
Entnahme der Miesmuscheln ausgelösten Bestandsschwankungen in den<br />
sublitoralen Miesmuschelkulturen können den Eiderenten die Nahrungsgrundlage<br />
entziehen, allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass ihre Nahrung auch aus<br />
anderen Komponenten besteht und anteilig gesehen nur wenige Eiderenten auf<br />
Miesmuschelkulturen anzutreffen sind. Andererseits können Miesmuschelkulturen<br />
durch ihren hohen Bestand auch zeitweilig die Nahrungssituation dieser<br />
verbessern.<br />
5 Die Rechtslage im Spannungsfeld zwischen Naturschutz<br />
und Interessen der regionalen Wirtschaft<br />
Es ist offensichtlich, dass in Hinblick auf die Eröffnung eines Nationalparks<br />
zwischen den beiden Parteien der Naturschützer und der Miesmuschelfischer<br />
Diskussionsbedarf bestand und letztendlich auch eine Gesetzesgrundlage für den<br />
Nationalpark geschaffen werden musste. Bei Betrachtung des Nationalparkgesetzes<br />
(NPG) wird die Kompromisslösung ersichtlich, die formuliert wurde. Trotz des<br />
definierten Zieles des Naturschutzes wurden der Muschelfischerei weiträumige<br />
Nutzungsrechte eingeräumt. Dies lässt sich an den rechtsunbestimmten Begriffen<br />
festmachen: Nach NPG war die Miesmuschelfischerei in Zone 1 in bisherigem<br />
Umfang weiter möglich, wobei keine genaue Hektarzahl festgeschrieben wurde, in<br />
Zone 3 wurde eine Ausweitung der Fischerei, unter die die Miesmuschelfischerei<br />
fiel, nicht ausgeschlossen. Die Richtlinien zum Schutz des Nationalparkgebietes<br />
konnten folglich nur in Abschnitten umgesetzt werden, die nicht von der Nutzung