IOEW SR 075 Ökonomische Alternativen zum Ausbau E..., Seiten 1 ...
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153<br />
2.5 Entwicklungsperspektiven in der Landwirtschaft<br />
Im folgenden soll das in Kapitel C-2 skizzierte Leitbild konkretisiert werden. Bestehende<br />
Anknüpfungspunkte und Entwicklungspotentiale werden aufgezeigt und für<br />
einige Produktbeispiele modellhaft ausgeführt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der<br />
vertikalen Integration der Produktlinien in der Region. Hierdurch können regionale<br />
Beschäftigungseffekte entstehen, die über den landwirtschaftlichen Primärsektor<br />
hinausgehen und so zu einer ökologischen und ökonomischen Perspektive beitragen<br />
können.<br />
Die konzeptionellen Vorschläge können im Untersuchungsrahmen nur exemplarisch<br />
entwickelt werden. Die Umsetzung hängt neben den ökonomischen Rahmenbedingungen,<br />
die aufgrund der Datenlage und des begrenzten Untersuchungszeitraumes<br />
nicht auf einzelbetrieblicher Basis dargestellt werden konnten, in besonderer Weise<br />
von den vor Ort existierenden Akteuren ab. Entscheidend ist, das sich anbietende<br />
Entwicklungsmöglichkeiten genutzt werden und in einem Kommunikationsprozeß<br />
alle Beteiligten innovativ zusammenarbeiten, um die Chance für eine Modellregion<br />
Elbtalaue auszuschöpfen.<br />
2.5.1 Zum Verhältnis von Naturschutz und Landwirtschaft<br />
Die Interessensansprüche an die Region im Zusammenhang mit ihrer Bewirtschaftung<br />
sind vielfältiger, oft gegensätzlicher Natur. Im Zusammenhang mit den Problemen<br />
des Natur- und Umweltschutzes sind allgemein die Felder Recht, Verwaltung,<br />
regionale Vorgaben, wirtschaftliche Nutzung und praktischer Naturschutz zu nennen.<br />
Hier existieren verschiedene Konfliktpotentiale innerhalb einer Region.<br />
Die Auswirkungen der derzeitigen Agrarpolitik (Hofaufgabe, Flächenfreisetzungen,<br />
u.a.) drängen Landkreise und Kommunen <strong>zum</strong> Handeln. Innerhalb der Verwaltungen<br />
bestehen allerdings sich gegenseitig beeinflussende Interessen an Freiflächen. Die<br />
Umweltämter und Naturschutzbehörden sehen die Möglichkeit, den Anteil geschützter<br />
Flächen zu steigern, während Planungsämter und Wirtschaftsförderung Flächenreserven<br />
für Gewerbeansiedlungen und Infrastrukturmaßnahmen bereithalten wollen.<br />
Die Eigentumsverhältnisse spielen in beiden Fällen eine untergeordnete Rolle.<br />
Landwirtschaft als solche erhält in den Kommunen oft nur dort Unterstützung, wo sie<br />
den Zielen der Stadt dient, nämlich im Naturschutz- und Naherholungsbereich. Hier<br />
wird dann auch das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Landschaftspflege<br />
offensichtlich. Letztere ist nicht auf Produktion bezogen sondern auf die Umsetzung<br />
von Landschaftsplänen, u.ä. So wird in vielen Programmen von Kommunen und<br />
Kreisen eine Förderung der Landwirtschaft immer in Kombination mit einer<br />
"ökologisch ausgerichteten Dienstleistung" gewährleistet (Thomas 1993). Die Versorgung<br />
mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region und der Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
in der Landwirtschaft stehen bei kommunalen und regionalen Aktivitäten<br />
meist hinten an.<br />
Positive kommunale Handlungsansätze im Hinblick auf eine auf Qualitätsproduktion<br />
ausgerichtete Landwirtschaft müßten neben Aktivitäten der Naturschutzverwaltungen<br />
dann auch aus dem Bereich der Wirtschaftsförderung kommen. Voraussetzung<br />
dafür wäre die Anerkennung der Landwirtschaft als eigenständiger Wirtschaftsfaktor<br />
in der Kommune und der Grundsatz zur Förderung einer Versorgung der besiedelten<br />
Bereiche u.a auch aus der regionalen landwirtschaftlichen Produktion. Positive Beispiele<br />
in dieser Hinsicht finden sich bereits in der Praxis. So wurde beispielsweise<br />
im Landkreis Wetterau nördlich von Frankfurt der Verein für eigenständige Regiona-