IOEW SR 075 Ökonomische Alternativen zum Ausbau E..., Seiten 1 ...
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2. Polarisierte Entwicklung<br />
2.1 Rahmenszenario I: <strong>Ausbau</strong> der Elbe 'um jeden Preis'vor dem Hintergrund<br />
einer eigendynamischen Güterverkehrsentwicklung<br />
Die Güterverkehrsentwicklung hatte bereits seit Mitte der 90er Jahre im Zuge der<br />
deutschen Vereinigung und der Integration der mittelosteuropäischen Staaten in die<br />
Europäische Union einen stümischen Verlauf genommen. Hauptverantwortlich hierfür<br />
war nach dem Auslaufen der vereinigungsbedingten wirtschaftlichen Konjunktur<br />
in Deutschland das ökonomische Wachstum in Europa (vor allem in den jüngeren<br />
Mitgliedstaaten Portugal, Griechenland, aber auch in Polen, der Tschechischen Republik,<br />
Ungarn und Rumänien), die Verlagerung zahlreicher Produktionsfunktionen<br />
(grundstoff- und arbeitsintensive Massenfertigung) nach Mittel- und Osteuropa sowie<br />
der deregulierte Verkehrsmarkt, der in erheblichem Umfang zusätzliche Frachtraumkapazitäten<br />
nach Deutschland brachte.<br />
Diese Entwicklung hatte sehr unterschiedliche Konsequenzen für die einzelnen Verkehrsträger.<br />
Mit wenigen Ausnahmen auf nationalen und internationalen Märkten<br />
verloren die Massenverkehrsträger Schiene und Binnenschiff große Marktanteile und<br />
lagen im Jahr 2002 bereits bei einem Anteil von weniger als 10% (Schiene) bzw.<br />
15% des Güteraufkommens. Über 70% des Güteraufkommens wurden im Straßengüterverkehr<br />
transportiert, wobei nicht nur der Anteil internationaler bzw. grenzüberschreitender<br />
Transporte stetig wuchs, sondern auch ausländische Firmen einen bedeutenden<br />
Anteil an der Verkehrswirtschaft erlangt hatten. Auf regionaler Ebene<br />
hatte die Schiene allein Wachstumsraten im Bereich der Abfalltransporte, ebenso im<br />
Bauschuttbereich, wo es in beiden Fällen gelungen war, regionale (geringwertige)<br />
Wertschöpfungsketten zu stabilisieren.<br />
Insgesamt ergab sich durch diese Entwicklung eine spürbare Zunahme der Umweltbelastung<br />
durch den Verkehr. Zum einen wurde die Pkw-Flotte in Ostdeutschland<br />
sowie den angrenzenden osteuropäischen Standards immer noch bevorzugt mit Gebrauchtwagen<br />
aus den westdeutschen Beständen aufgefüllt, die geringeren Emissionsminderungsstandards<br />
genügten. Weit mehr als die Hälfte der verkehrsbedingten<br />
Umweltbelastung ging jedoch zulasten der Lkw, deren Anteil an den Fahrleistungen<br />
im Straßenverkehr schon auf über 15 % angestiegen war. Punktuelle Belastungen<br />
wurden außerdem durch das starke Wachstum des Luftverkehrs erzeugt, dessen<br />
<strong>Ausbau</strong> wesentlich schneller voranging als die Wiederherrichtung der Straßen- und<br />
Schieneninfrastruktur.<br />
Das Binnenschiff konnte auch auf der Elbe nur partiell am Zuwachs der Güterverkehrsnachfrage<br />
partizipieren. Standortvorteile ergaben sich <strong>zum</strong> einen durch die<br />
Weiterleitung von Seehafenhinterlandverkehren aus Hamburg in Richtung Sachsen,<br />
<strong>zum</strong> anderen durch die Bedienung von integrierten Transportketten derjenigen Verlader,<br />
die ihren Standort im Einzugsbereich der Elbe gewählt hatten und von ihren<br />
Transportbeziehungen her große Affinitäten zur Elbschiffahrt aufwiesen, so unter<br />
anderem die Distributionszentren zweier großer Versandhäuser. Im kombinierten<br />
Verkehr war das Binnenschiff den kürzeren Transportzeiten der Schiene unterlegen.<br />
Um ein weiteres Abflachen der Marktanteile zu verhindern, wurde trotzdem auf einen<br />
offensiven <strong>Ausbau</strong> der Elbe gesetzt.