Selbstlernmaterialien zu Modul 9 - Kita-Server Rheinland-Pfalz
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Sibylle Kobusinski<br />
Andere<br />
(vgl. Montanari 2006, S. 35)<br />
Sprachenvielfalt wird in jeder Familie individuell gelebt, ohne dass es dabei beim Spracherwerb<br />
Probleme bereiten muss.<br />
Bilingualer<br />
Erstspracherwerb<br />
Mit dem Eintritt des Kindes in die Krippe verändert sich das bestehende Sprachenmodell auf<br />
jeden Fall: Die deutsche Sprache bekommt mehr (Zeit-)Raum. Kinder sind schon sehr früh in<br />
der Lage zwischen unterschiedlichen Kommunikationspartnern und deren Sprachen hin und her<br />
<strong>zu</strong> schalten. Die Sprachen <strong>zu</strong>hause und in der Krippe müssen nicht identisch sein. Besonders in<br />
der Krippe, beim frühen Kontakt mit der deutschen Sprache, hat ein Kind mit anderer Erstsprache<br />
die Chance, Deutsch simultan als zweite Erstsprache <strong>zu</strong> lernen. Werden von Geburt an oder in<br />
etwa bis <strong>zu</strong>m dritten Lebensjahr gleichzeitig zwei Sprachen angeboten und erworben, spricht<br />
man von „simultanem“ oder „bilingualem Erstspracherwerb“. Wichtig bei frühen<br />
Sprachenkontakten ist, dass sie regelmäßig und gleichmäßig sowie angemessen und reichhaltig<br />
sein müssen. Nur wenn diese Kriterien berücksichtigt werden, kann sich eine adäquate Sprache<br />
aufbauen.<br />
Kinder, die in die Kindertagesstätte kommen, bringen je nach Alter von <strong>zu</strong>hause schon<br />
verschiedene sprachliche Kompetenzen mit. Sie wissen z.B., dass ein Gegenstand einen Namen<br />
hat, dass man sich abwechselt beim Sprechen und Zuhören, dass man mit Sprache über<br />
vergangene Situationen berichten oder Gefühle ausdrücken kann, etc.<br />
<br />
Ihre schwierigste und wichtigste Aufgabe, wenn sie noch keinen oder nur wenig Kontakt mit der<br />
deutschen Sprache hatten, besteht darin, sich in die deutsche Sprache hinein<strong>zu</strong>hören und<br />
einzelne Worte heraus<strong>zu</strong>hören. Ein überschaubarer Wortschatz, der dem Kind mit mimischer und<br />
gestischer Unterstüt<strong>zu</strong>ng angeboten wird, erleichtert den Einstieg in eine Sprache. Werden stets<br />
die gleichen Sätze für die gleichen Situationen angeboten, kann das Kind schnell die Verbindung<br />
herstellen. Sprachfördernde Angebote finden Sie auch unter Kapitel 5.<br />
Säuglinge und Kleinkinder verstehen den Inhalt der an sie sprachlich gerichteten Information<br />
hauptsächlich anhand der Prosodie und Betonungsmuster. Deshalb ist es bei mehrsprachigen<br />
Familien, aber auch in der Krippe besonders wichtig, dass alle Kommunikationspartner die<br />
Sprache sprechen, in der sie ihre Emotionen authentisch verbalisieren können. Nur in<br />
dieser Sprache ist die Intonation authentisch und gibt die richtigen Inhalte an das Kind weiter.<br />
Emotionen, die für den Bindungsaufbau und den gelingenden Kontakt nötig sind, können besser<br />
in der Familiensprache weitergegeben werden. Deshalb sollten besonders Krippenkinder auf<br />
ihrem Weg in die Sprache von Muttersprachlern begleitet werden.<br />
Sprachenmischungen, die häufig als Defizite in der Sprachkompetenz mehrsprachiger Kinder<br />
wahrgenommen wurden, sehen Fachleute heute als eine Ressource, die sie im Gegensatz <strong>zu</strong><br />
einsprachigen besitzen.<br />
18<br />
„Wo ein monolinguales Kind undifferenzierte Füllsilben einsetzt, kann sich das