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Selbstlernmaterialien zu Modul 9 - Kita-Server Rheinland-Pfalz

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Sibylle Kobusinski<br />

5.2.3 Triangulärer Blick<br />

Bis <strong>zu</strong>m Ende des ersten Lebensjahres kann ein Kind entweder den Kontakt <strong>zu</strong>m Gegenüber<br />

aufbauen oder sich mit einem Gegenstand beschäftigen. Es kann jedoch nicht seine<br />

Aufmerksamkeit auf beide Bereiche richten.<br />

Im Alter von etwa neun bis zwölf Monaten ist das Kind in der Lage, die Gegenstandswelt und die<br />

Personenwelt über den Blickkontakt miteinander <strong>zu</strong> verbinden. Das Kind kann nun die<br />

Verbindung mit dem Gegenstand halten, auch wenn es Kontakt <strong>zu</strong> einer anderen Person<br />

aufnimmt. Dies wird als triangulärer Blickkontakt (Lateinisch: tri- = drei, angulus = Ecke,<br />

Winkel) oder referenzieller Blickkontakt bezeichnet, da das Kind mit seinem Blick ein Dreieck<br />

Ich-Du-Gegenstand herstellt.<br />

„Dieser Blick bildet den eigentlichen Ursprung der Sprache: von nun an sind die<br />

sprachlichen Rufe, Fragen und Kommentare der Erwachsenen nicht mehr nur<br />

zärtliche Begleitung, sondern sie werden <strong>zu</strong> Wörtern, welche von einer Person<br />

kommen und sich auf „etwas“ beziehen“ (Zollinger 1995, S. 21).<br />

Das Kind betrachtet etwas, richtet seinen Blick dann auf die Kontaktperson und wieder <strong>zu</strong>rück auf<br />

das Objekt seiner Aufmerksamkeit. Es will sich über etwas unterhalten. Verbindet die<br />

Be<strong>zu</strong>gsperson das Herstellen dieses „Dreiecks“ mit einem verbalen Begriff, einem Wort oder<br />

einem kurzen Satz, so macht das Kind die Erfahrung, dass es verstanden wird. Es fordert<br />

wiederholt dieselbe Handlung und hört dabei stets das gleiche Wort oder die gleiche Bemerkung.<br />

Als pädagogische Fachkraft unterstützen Sie auf diese Weise das Kind, eine Verbindung<br />

zwischen Handlung bzw. Gegenstand und Wort her<strong>zu</strong>stellen. Ein Wort repräsentiert nun einen<br />

Gegenstand bzw. eine Situation. So erarbeitet das Kind sich nach und nach mit unserer<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng sein Lexikon. Dieses Sprachverständnis ist allerdings <strong>zu</strong>nächst noch an das real<br />

Vorhandene gebunden. Das Kind ist noch nicht in der Lage, sich auf Dinge <strong>zu</strong> beziehen, die nicht<br />

in diesem Moment sichtbar vorhanden sind.<br />

Zu dem triangulären Blick kommt etwas später das Zeigen hin<strong>zu</strong>, sowie das Bringen von<br />

Gegenständen, wenn das Kind mobil wird. Das Kind bittet den Partner um verbale Äußerungen<br />

und verlangt stetige Wiederholungen.<br />

Alle diese Aktivitäten sind Spracherwerbsstrategien des Kindes. Sie fordern den Partner auf,<br />

Sprache an<strong>zu</strong>bieten. Diese Sprachangebote sollten altersgemäß sein, damit die Information vom<br />

Kind auch verarbeitet werden kann (vgl. Kapitel 5.3).<br />

Aufgabe 21<br />

<br />

Beziehung <strong>zu</strong>m<br />

Gegenüber<br />

Diskutieren Sie in Ihrer Lerngruppe, welche Auswirkungen es auf die Entwicklung eines Kindes<br />

hat, wenn dieses nicht in der Lage ist, den triangulären Blick her<strong>zu</strong>stellen.<br />

Neben dem Aufbau des Lexikons verändert sich durch den triangulären Blick auch die Beziehung<br />

<strong>zu</strong>m Gegenüber. Das Kind erkennt, dass es ein Du gibt, das auf seine Wünsche und Bedürfnisse<br />

reagieren kann. Es erlebt im Austausch, dass es diesen Anderen in seinen Handlungen<br />

beeinflussen kann und erfährt seine Selbstwirksamkeit.<br />

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