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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />

unterschei<strong>de</strong>n, gebaut <strong>und</strong> natürlich auch eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Die Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an ein Sonnenteleskop<br />

sind aus diesen Grün<strong>de</strong>n z.T. völlig an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als für Teleskope, die für <strong>de</strong>n Nachteinsatz konzipiert sind<br />

(selbstverständlich gibt es auch Sonnenteleskope, die nachts, z.B. für hochauflösen<strong>de</strong><br />

Sternspektroskopie, verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n). Diese Aussage gilt natürlich auch für die eingesetzten<br />

Zusatzgeräte wie z.B. Filter, Spektrographen <strong>und</strong> CCD-Kameras.<br />

Die Möglichkeit, Beobachtungsgeräte mittels Forschungssatelliten auch außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre<br />

zu positionieren, hat in <strong>de</strong>n letzten Deka<strong>de</strong>n die solare <strong>Astrophysik</strong> wahrhaft revolutioniert. In dieser<br />

Hinsicht ist die 1995 gestartete Sonnenson<strong>de</strong> SOHO („Solar and Heliospheric Observatory“) ohne<br />

Frage eine einzige Erfolgsgeschichte. Mittlerweile sind bzw. waren mehrere Dutzend<br />

Forschungssatelliten fast ausschließlich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne beschäftigt. Zu nennen sind<br />

z.B. neben SOHO <strong><strong>de</strong>r</strong> japanische Satellit YOHKOH <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Röntgensatellit RHESSI, <strong><strong>de</strong>r</strong> u.a. zur<br />

Erforschung energiereicher solarer Flares eingesetzt wird. Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichen Mission <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sonnenson<strong>de</strong> „Ulysses“, die sie zweimal über die Sonnenpole führte, weiß man mehr über die<br />

räumliche Struktur <strong>de</strong>s Sonnenwin<strong>de</strong>s <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s globalen solaren Magnetfel<strong>de</strong>s.<br />

Dadurch, daß satellitengestützte Beobachtungsplattformen Beobachtungen in Frequenz-bereichen <strong>de</strong>s<br />

elektromagnetischem Spektrums erlauben, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdoberfläche aus aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> selektiven<br />

Absorption <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre unzugänglich sind (z.B. EUV, Röntgen- <strong>und</strong> Gammabereich), hat die<br />

Sonnenforschung in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten von einer aufsehenerregen<strong>de</strong>n Ent<strong>de</strong>ckung zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

geführt.<br />

Nicht unerwähnt sollen auch die radioastronomischen Forschungseinrichtungen bleiben, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Aufgabe es ist, die Sonne im Radiofrequenzbereich zu beobachten. Ihre Ergebnisse sind für ein<br />

<strong>de</strong>tailliertes Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne genauso unverzichtbar wie die Beobachtungen im kurzwelligen <strong>und</strong><br />

optischen Bereich.<br />

Sonnenteleskope<br />

Zur Sonnenbeobachtung können im Prinzip alle Arten von optischen Teleskopen Verwendung fin<strong>de</strong>n.<br />

Da es dabei nicht so sehr um <strong><strong>de</strong>r</strong>en Lichtsammelvermögen ankommt, ist ihre Öffnung meistens kleiner<br />

als 1 Meter. Die Brennweite wählt man dagegen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel recht groß, um im Primärfokus ohne<br />

Einschaltung einer Zwischenoptik ein möglichst großes Sonnenbild zu erhalten. Dabei gilt als<br />

Faustregel, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> Meter Brennweite das Sonnenbild um ca. einen Zentimeter vergrößert. Um z.B.<br />

eine Auflösung von 1 Bogensek<strong>und</strong>e auf einem CCD-Detektor mit einer Pixelgröße von 30 µm zu<br />

erreichen, benötigt man eine Brennweite von ungefähr 10 Meter. Eine sehr lange Brennweite hat<br />

außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Vorteil, daß die vom Objektiv gesammelte Energie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokalebene auf eine größere<br />

Fläche verteilt wird, was das Arbeiten im Primärfokus etwas weniger gefährlich macht (auch hier <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

obligatorische Hinweis: Schauen Sie niemals (!) durch ein Fernrohr zur Sonne, ohne daß die<br />

Lichtintensität durch geeignete Maßnahmen wie Objektivfilter auf ein ungefährliches Maß gedämpft<br />

wur<strong>de</strong>. Blin<strong>de</strong> Sonnenforscher können nur noch begrenzt zum Erkenntnisfortschritt beitragen).<br />

Sonnenteleskope haben mehr noch als gewöhnliche Teleskope mit Luftturbulenzen zu kämpfen,<br />

welche erfahrungsgemäß die Abbildungsqualität rapi<strong>de</strong> verschlechtern. Deshalb kommt sowohl <strong>de</strong>m<br />

Standort als auch <strong>de</strong>m technischen Design eines Sonnenobservatoriums eine große Be<strong>de</strong>utung zu. Als

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