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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Radioastronomie<br />

Die Entwicklung leistungsfähiger Empfänger – insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für die Radiospektroskopie – stellt eine<br />

große ingenieurtechnische Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dar. Spektroskopie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich prinzipbedingt stark von <strong><strong>de</strong>r</strong> spektralen Zerlegung gewöhnlichen Lichts, wie es beispielsweise mit<br />

Beugungsgittern geschieht. Das Ziel ist aber das Gleiche: Die Untersuchung eines bestimmten<br />

Frequenzbereichs nach Auffälligkeiten wie z.B. Emissionslinien, die von interstellaren Molekülen<br />

stammen. Der größte Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Strahlung, die von Radioteleskopen gemessen wird, besteht aus<br />

thermischer bzw. nichtthermischer Kontinuumsstrahlung. Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhersage <strong><strong>de</strong>r</strong> 21 cm-Emission <strong>de</strong>s<br />

neutralen Wasserstoffs durch VAN DE HULST im Jahre 1944 weiß man, daß sich radioastronomische<br />

Metho<strong>de</strong>n auch für <strong>de</strong>n Nachweis mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger komplizierter Moleküle, die sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in<br />

kühlen interstellaren Gas- <strong>und</strong> Staubwolken ansammeln, einsetzen lassen. Gera<strong>de</strong> aus diesem Gebiet<br />

konnten in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten viele interessante Ent<strong>de</strong>ckungen gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n – so z.B. daß es<br />

in Richtung galaktisches Zentrum riesige Äthanolvorkommen gibt („Wodka Gorbatschov“), die noch<br />

völlig unerschlossen sind … ;-)<br />

Das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Radiospektroskopie besteht darin, <strong>de</strong>n nutzbaren Frequenzbereich in viele kleine,<br />

aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>liegen<strong>de</strong> schmale „Bän<strong><strong>de</strong>r</strong>“ einzuteilen, die man gewöhnlich als „Kanäle“ bezeichnet.<br />

In<strong>de</strong>m man die Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> Radiostrahlung in je<strong>de</strong>n einzelnen von diesen Kanälen bestimmt, erhält<br />

man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanalbandbreite ein Spektrum. Wenn man beispielsweise Radiolinien von<br />

Molekülen aufzeichnen möchte, dann muß die Kanalbandbreite natürlich kleiner gewählt wer<strong>de</strong>n als<br />

die zu erwarten<strong>de</strong>n Linienbreiten.<br />

Bei einem akustooptischen Spektrometer (AOS) wird die vom Verstärker kommen<strong>de</strong><br />

Wechselspannung zur Erzeugung einer Schallwelle in einem geeignet gewählten Kristall, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sogenannten Bragg-Zelle, verwen<strong>de</strong>t. Auf diese Weise entstehen im Kristall Dichteinhomogenitäten<br />

(die zu Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen im Brechungsin<strong>de</strong>x führen), <strong><strong>de</strong>r</strong>en Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung man mit optischen Metho<strong>de</strong>n<br />

verfolgen kann. Dazu wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Kristall mit einem monochromatischen Laserstrahl bestrahlt <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Ablenkung <strong>und</strong> Stärke hinter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bragg-Zelle gemessen, wobei die Ablenkung <strong>und</strong> die<br />

Intensitätsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung durch die Beugung <strong>de</strong>s Laserlichts an diesen modulierten Inhomogenitäten<br />

verursacht wird. Wie man zeigen kann, ist in diesem Fall die Winkelauslenkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenz ν <strong>und</strong><br />

die Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> Amplitu<strong>de</strong> A <strong>de</strong>s eingespeisten Radiosignals proportional. Hinter <strong>de</strong>m Kristall<br />

braucht <strong>de</strong>shalb nur noch eine Zeile von optischen Detektoren (CCD’s) angeordnet <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

digitalisierten Signale zur Weiterverarbeitung an einen Computer übergeben zu wer<strong>de</strong>n. Mit dieser<br />

Metho<strong>de</strong> erreicht man übrigens eine sehr hohe spektrale Auflösung.<br />

Bei sehr kurzen Radiowellen – z.B. bei Millimeterwellen – verwen<strong>de</strong>t man heute für spektroskopische<br />

Zwecke oft sogenannte Autokorrelationsspektrometer, die eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gute spektrale Auflösung<br />

erreichen <strong>und</strong> in mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Ausführungen bereits eine ausgefeilte digitale Datenanalyse beinhalten. Für<br />

die Signalverarbeitung wird die mathematische Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> schnellen Fouriertransformation (FFT)<br />

eingesetzt <strong>und</strong> in Echtzeit angewen<strong>de</strong>t.<br />

Der Einsatz digitaler Verfahren – möglich gemacht durch die immense Steigerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechenleistung<br />

von Personalcomputern – kennzeichnet quasi die vierte Generation <strong><strong>de</strong>r</strong> radioastronomischen<br />

Beobachtungstechnologie. In Verbindung mit interferometrischen Metho<strong>de</strong>n (s.u.) erreicht man<br />

mittlerweile räumliche Auflösungen, welche z.B. die Abbildung <strong>de</strong>s Schwarzen Lochs im galaktischen<br />

Zentrum langsam in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Möglichen rückt.<br />

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