Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />
Zwei gleichhelle Sternscheibchen können gera<strong>de</strong> noch in einem Fernrohr aufgelöst wer<strong>de</strong>n, wenn das<br />
zentrale Maximum von (1.4) <strong>de</strong>s ersten Sterns mit <strong>de</strong>m ersten Minimum (1.5) <strong>de</strong>s zweiten Sterns<br />
zusammenfällt. Diese Bedingung wird als Rayleigh-Kriterium bezeichnet. Optiken, die <strong>de</strong>m Rayleigh-<br />
Kriterium genügen, bezeichnet man als „beugungsbegrenzt“.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis wird diese Auflösung natürlich so gut wie nie erreicht (genaugenommen können nur<br />
Weltraumteleskope ohne beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e technische Hilfsmittel nahezu beugungsbegrenzt arbeiten, s. u.). So<br />
bewirken schon geringe Intensitätsunterschie<strong>de</strong> zwischen zwei eng benachbarten Sternen, daß sie<br />
praktisch nicht mehr aufgelöst wer<strong>de</strong>n, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> hellere Stern <strong>de</strong>n Schwächeren überstrahlt. Außer<strong>de</strong>m<br />
begrenzt die Erdatmosphäre das praktische Auflösungsvermögen eines Fernrohrs beträchtlich. Das<br />
Teleskop liefert zwar kurzzeitig beugungsbegrenzte Sternbildchen, nur wer<strong>de</strong>n sie durch die stetigen<br />
Richtungsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> refraktiven Eigenschaften einzelner Luftpakete (Seeing) über einen<br />
größeren Bereich (Richtwert ca. 1’’) verschmiert. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Speckle-Interferometrie wird dieser an sich<br />
negative Effekt ausgenutzt, um doch noch nahezu beugungsbegrenzte Abbil<strong><strong>de</strong>r</strong> zu erhalten. Auch die<br />
sogenannte adaptive sowie die aktive Optik versuchen diesen Effekt auszuschalten.<br />
Refraktoren<br />
Nach<strong>de</strong>m mit GALILEO GALILEI (1564-1642) 1609 das „Galilei’sche“ Fernrohr in die <strong>Astronomie</strong><br />
eingeführt wur<strong>de</strong>, ist es zum wichtigsten Beobachtungsinstrument <strong><strong>de</strong>r</strong> beobachten<strong>de</strong>n <strong>Astronomie</strong><br />
gewor<strong>de</strong>n. Die von Galilei verwen<strong>de</strong>te Kombination aus einer langbrennweitigen Sammellinse als<br />
Objektiv <strong>und</strong> einer negativen, kurzbrennweitigen Zerstreuungslinse geht auf einen holländischen<br />
Glasmacher mit Namen HANS LIPPERSHEY (1570-1619) zurück. Diese Form eines Fernrohrs wird<br />
wegen seiner schlechten optischen Eigenschaften heutzutage nicht einmal mehr als Opernglas<br />
verwen<strong>de</strong>t. Das „Astronomische Fernrohr“ geht vielmehr auf JOHANNES KEPLER (1571-1630) zurück,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> es 1611 ausführlich in seiner „Dioptrice“ beschrieben hat. Da man hier eine Sammellinse als<br />
Okular verwen<strong>de</strong>t, hat man eine echte Fokalebene mit einem reellen Bild zur Verfügung, wo sich z.B.<br />
ein Mikrometer für Winkelmessungen anbringen läßt.<br />
Das Verhältnis von Objektiv-Brennweite zu Okularbrennweite bezeichnet man als „Vergrößerung“.<br />
Diese Kenngröße, die häufig von Laien als erstes erfragt wird, hat in <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen <strong>Astronomie</strong> so gut<br />
wie keine Be<strong>de</strong>utung mehr. Sie ist eigentlich nur noch für visuelle Beobachtungen interessant.<br />
Refraktoren spielen im astronomischen Forschungsbetrieb nur noch eine relativ untergeordnete Rolle,<br />
da ihr Lichtsammelvermögen begrenzt ist. Außer<strong>de</strong>m sind die mit Linsenoptiken verb<strong>und</strong>enen<br />
Bildfehler (insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die chromatische Aberration) nur durch komplizierte Kombinationen aus<br />
Linsen unterschiedlicher Brecheigenschaften näherungsweise zu beheben. Der 1897 fertiggestellte<br />
Yerkes-Refraktor mit einem Objektivdurchmesser von 1.02 Meter dürfte <strong>de</strong>shalb auch in Zukunft das<br />
größte Linsenfernrohr aller Zeiten bleiben.<br />
Linsenfernrohre sind heute hauptsächlich im Amateurbereich verbreitet, wo sie beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s ihre Stärken<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Planetenbeobachtung (Kontrast) <strong>und</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fotografie größerer Sternfel<strong><strong>de</strong>r</strong> ausspielen können.<br />
Für manche Überwachungsaufgaben (z.B. für die Untersuchung <strong>de</strong>s Lichtwechsels verän<strong><strong>de</strong>r</strong>licher<br />
Sterne) wer<strong>de</strong>n noch Astrographen eingesetzt <strong>und</strong> auch manche Sonnenteleskope besitzen noch eine<br />
Linsenoptik.