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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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78<br />

Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />

Extreme Radiostürme, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Flare-Phänomen auftreten,<br />

erreichen Flußdichten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größenordnung von<br />

8<br />

10 Jy. Die stärksten galaktischen <strong>und</strong> extragalak-<br />

3<br />

tischen „Punktquellen“ erreichen einige 10 Jy während die Flußdichte bei <strong><strong>de</strong>r</strong> überwiegen<strong>de</strong>n<br />

Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioquellen im Milli-Jansky-Bereich (mJy) liegt.<br />

Die äußerst geringe Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> nachzuweisen<strong>de</strong>n Radiostrahlung führt zu einer Vielzahl von<br />

technischen Problemen, von <strong>de</strong>nen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Empfängerrauschen zu nennen ist. Es wird<br />

bekanntlich zum größten Teil durch die thermische Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Elektronen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Empfängerelektronik verursacht. Wenn man z.B. an die En<strong>de</strong>n eines ohmschen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stan<strong>de</strong>s R einen<br />

hochverstärken<strong>de</strong>n Oszillographen anschließt, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage ist, die Spannung U an seinem Eingang<br />

als Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit darzustellen, dann wird er ein temperaturabhängiges stochastisches Signal auf<br />

seinen Bildschirm anzeigen. Die Spannung U(t) entsteht dadurch, daß die ungeordnete<br />

Wärmebewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Elektronen <strong>de</strong>n Ladungsschwerpunkt zurzeit t stochastisch um eine mittlere Lage<br />

verschiebt, so daß einmal das eine <strong>und</strong> etwas später das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stan<strong>de</strong>s ein negatives<br />

Potential aufweist. Dieses „thermische Rauschen“ kann man sprichwörtlich hörbar machen, wenn man<br />

es über einen geeigneten Linearverstärker einem Lautsprecher zuleitet. Da die Rauschspannung im<br />

zeitlichen Mittel verschwin<strong>de</strong>t, ist für die weiteren Untersuchungen nur <strong><strong>de</strong>r</strong> quadratische Mittelwert<br />

2<br />

U von Be<strong>de</strong>utung. Mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> statistischen Mechanik gelangt man letztendlich zu einer<br />

Beziehung, die diese Größe mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebungstemperatur T in Beziehung setzt:<br />

2<br />

U 4 kT R ν<br />

= ∆ [1.54]<br />

Wie man erkennt, hängt das mittlere Rauschspannungsquadrat bei gegebener Temperatur T <strong>und</strong><br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand R nur noch durch die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Meßapparatur gegebenen Bandbreite ab, aber nicht mehr von<br />

<strong>de</strong>ssen Lage auf <strong>de</strong>m Frequenzband.<br />

Diese wichtige Beziehung (Nyquist-Theorem) kann man auch folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>maßen schreiben<br />

P dν = kT dν<br />

[1.55]<br />

N<br />

Bei Raumtemperatur (300 K) beträgt das Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsrauschen beispielsweise r<strong>und</strong><br />

5<br />

4⋅ 10 Jy. Schon<br />

daran kann man ermessen, wie wichtig eine Kühlung <strong><strong>de</strong>r</strong> elektronischen Bauteile eines in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Radioastronomie verwendbaren Empfängers ist.<br />

Der Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur (nicht im thermischen Sinn, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Sinn einer „anschaulichen“<br />

Vergleichsgröße) hat in diesem Zusammenhang auch noch eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Be<strong>de</strong>utung. Die<br />

Antennentemperatur T A wird z.B. als Maß dafür verwen<strong>de</strong>t, wieviel elektrische Leistung die Antenne<br />

aus <strong>de</strong>m Strahlungsfeld aufnimmt <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Empfänger zuleitet. O<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ausgedrückt, diese<br />

Temperatur ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur äquivalent, <strong>de</strong>n ein Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand haben wür<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n gleichen<br />

Energiefluß bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenz ν aufweist, wie er am Antennenreceiver ankommt.

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