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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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<strong>Astronomie</strong> im optischen <strong>und</strong> infraroten Spektralbereich<br />

Reflektoren<br />

Ein Spiegelteleskop besteht aus einem lichtsammeln<strong>de</strong>n Primärspiegel, <strong><strong>de</strong>r</strong> gewöhnlich aus Glas o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Glaskeramik hergestellt <strong>und</strong> mit Aluminium <strong>und</strong> einer korrosionsbeständigen Schutzschicht belegt<br />

wird, sowie aus weiteren Spiegeln, welche die räumliche Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokalebene festlegen (soweit man<br />

nicht im Primärfokus arbeitet).<br />

Im einfachsten Fall hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Primärspiegel die Form eines Kugelsegments. Ein <strong><strong>de</strong>r</strong>artiger Hohlspiegel<br />

wird auch als Kugelspiegel bezeichnet. Er ist zumin<strong>de</strong>st bei kleinen Öffnungsverhältnissen ohne<br />

optische Korrektoren für die astronomische Beobachtung ungeeignet, da achsenferne Strahlenbün<strong>de</strong>l<br />

eine kürzere Brennweite haben als achsennahe. Dieser Bildfehler wird als sphärische Aberration<br />

bezeichnet. Sie kann für achsenparallel einfallen<strong>de</strong> Strahlen leicht korrigiert wer<strong>de</strong>n, wenn man <strong>de</strong>m<br />

Spiegel die Form eines Rotationsparaboloids gibt. Aufgr<strong>und</strong> ihrer vergleichsweise einfachen<br />

Herstellungstechnologie wird diese Art von Primärspiegel früher häufig bei professionellen<br />

Teleskopen eingesetzt. Unter Amateuren ist dieser Spiegeltyp weit verbreitet, da man ihn auch ohne<br />

große technische Hilfsmittel durchaus selbst herstellen kann. Dafür tritt jedoch ein neuer Bildfehler auf,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> das brauchbare Gesichtsfeld eines Parabolspiegels stark einschränkt. Dieser Bildfehler wird als<br />

Koma o<strong><strong>de</strong>r</strong> Asymmetriefehler bezeichnet, da die Sternbildchen außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> optischen Achse wie<br />

kleine „Kometen“ aussehen. Er entsteht, wenn Lichtstrahlen nicht parallel zur optischen Achse<br />

einfallen. Dadurch wird die sphärische Aberration verstärkt wodurch die Lichtpunkte nicht mehr<br />

kreisförmig, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n einseitig auslaufend abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Koma läßt sich durch Linsensysteme, die<br />

vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Brennebene angeordnet wer<strong>de</strong>n, über einen größeren Bereich (bis zu 1°) korrigieren.<br />

Komakorrektoren gehören <strong>de</strong>shalb zur Gr<strong>und</strong>ausstattung mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Parabolspiegelteleskope.<br />

Teleskope, bei <strong>de</strong>nen sphärische Aberration <strong>und</strong> Koma weitgehend korrigiert sind, bezeichnet man als<br />

aplanatisch. Ein häufig verwen<strong>de</strong>tes aplanatisches optisches System fin<strong>de</strong>t man bei <strong>de</strong>n Ritchey-<br />

Chretien-Teleskopen. Sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Primärspiegel als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> in Cassegrain-Anordnung angebrachte<br />

Sek<strong>und</strong>ärspiegel sind in diesem Fall Hyperbolspiegel, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sek<strong>und</strong>ärspiegel, <strong><strong>de</strong>r</strong> für die Koma-<br />

Korrektur verantwortlich ist, schwer herzustellen ist.<br />

RC-Teleskope zeichnen sich durch ein für klassische Spiegelteleskope großes brauchbares Gesichtsfeld<br />

aus. Das Hubble Weltraum-Teleskop <strong>und</strong> das japanische 8.2-Meter Subaru-Teleskop auf Hawaii sind<br />

Beispiele für Forschungsteleskope im Ritchey-Chretien-Design.<br />

Klassische Spiegelteleskope sind für Durchmusterungsaufgaben aufgr<strong>und</strong> kleiner Gesichtsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gut geeignet. 1930 gelang es <strong>de</strong>m genialen Optiker BERNHARD SCHMIDT (1879-1935) an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hamburger Sternwarte mittels einer speziell geformten dünnen Korrektionsplatte, die in doppelter<br />

Brennweite vor einem etwas größeren Kugelspiegel angebracht wur<strong>de</strong>, alle Bildfehler über einen<br />

großen Winkelbereich (mehrere Grad !) fast vollständig zu eliminieren. Der Nachteil <strong><strong>de</strong>r</strong> gekrümmten<br />

Fokalfläche kann man leicht dadurch ausgleichen, daß man die Fotoplatte über eine Kugelkalotte<br />

spannt. Bei kleineren „Schmidt-Kameras“ kann dieser Nachteil auch durch eine Ebnungslinse<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Die durch die Korrektionsplatte eingetragene schwache chromatische Aberration<br />

hat in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis kaum eine Be<strong>de</strong>utung. Bekannte Schmidtteleskope sind <strong><strong>de</strong>r</strong> „Big Schmidt“ („Oschin<br />

Telescope“) <strong>de</strong>s Mt. Palomar-Observatoriums (Korrekturplatte / Hauptspiegel / Brennweite (cm):<br />

126/183/307, 1948), die fast baugleiche Schmidt-Kamera <strong>de</strong>s Siding-Spring-Observatoriums in<br />

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