Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />
verblüffend einfach. Dort wo das Sonnenteleskop ein reelles Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne erzeugt, wird <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Eintrittsspalt eines Spektrographen positioniert <strong>und</strong> langsam über die Sonnenscheibe bewegt. Das<br />
hindurchgehen<strong>de</strong> Licht wird wie üblich durch ein Prisma in ein Spektrum zerlegt, aus <strong>de</strong>m bei einer<br />
bestimmten Wellenlänge (z.B. H α ) durch einen weiteren Spalt ein dünner Streifen (<strong><strong>de</strong>r</strong> z.B. einer<br />
Linienbreite entspricht) durchgelassen wird. Dahinter befin<strong>de</strong>t sich die Fotoplatte o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> CCD-Chip,<br />
vor <strong>de</strong>m sich dieser Spalt simultan mit <strong>de</strong>m Eintrittsspalt <strong>de</strong>s Spektrographen entlang bewegt. Auf<br />
diese Weise erhält man einen Scan <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Sonnenscheibe bei <strong><strong>de</strong>r</strong> gewählten Wellenlänge. Die<br />
Sonnenbil<strong><strong>de</strong>r</strong>, die dabei entstehen, nennt man Spektroheliogramme. Die Aufnahme von<br />
Spektroheliogrammen in ausgewählten Spektralbereichen (z.B. in <strong>de</strong>n Fraunhoferschen Linien H <strong>und</strong><br />
K <strong>de</strong>s einfach ionisierten Kalziums <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hα -Linie <strong>de</strong>s Wasserstoffs) gehört zu <strong>de</strong>n<br />
Standardbeobachtungsmetho<strong>de</strong>n eines je<strong>de</strong>n Sonnenobservatoriums.<br />
Prinzip eines Spektroheliographen <strong>und</strong> Spektroheliogramm <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne im Licht <strong><strong>de</strong>r</strong> Wasserstoff-Alpha<br />
Linie. Die dunklen Streifen stellen Projektionen von Protuberanzen dar. © Observatoire <strong>de</strong> Paris<br />
Monochromatische Sonnenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> bei ausgewählten Wellenlängen erhält man auch mit speziellen,<br />
extrem schmalbandigen ( ∆ λ < 0.1 nm ) Interferenzfiltern. Ein Fernrohr, das mit solch einem<br />
Interferenzfilter zur visuellen Beobachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne ausgestattet ist, nennt man Spektrohelioskop. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n gerne zur Beobachtung von Protuberanzen im Hα -Licht eingesetzt. Ursprünglich waren<br />
Spektrohelioskope Spektroheliographen, bei <strong>de</strong>nen die „Fotoplatte“ durch ein Okular ersetzt wur<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />
man damit <strong>de</strong>n Spalt visuell betrachten konnte. Das reicht natürlich nicht aus. Man möchte ja Teile <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sonne flächenhaft sehen. Der Trick besteht darin, die Abtastrate, d.h. die horizontale Hin- <strong>und</strong><br />
Herbewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n mechanisch gekoppelten Spalte so groß zu machen, daß – wie bei einem<br />
gewöhnlichen Kinofilm – <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck eines stehen<strong>de</strong>n, monochromatischen Bil<strong>de</strong>s entsteht. Diese<br />
schnelle Hin- <strong>und</strong> Herbewegung <strong>de</strong>s Spaltes läßt sich z.B. auch optisch durch ein schnell rotieren<strong>de</strong>s<br />
Vierkantprisma (Dove-Prisma) erreichen.