Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Beobachtungsgeräte <strong>und</strong> Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonnenforschung<br />
Standorte haben sich beispielsweise Inseln, <strong><strong>de</strong>r</strong>en umgeben<strong>de</strong> Wasserflächen die atmosphärischen<br />
Strömungen stabilisieren, bewährt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> fin<strong>de</strong>t man auch die besten Sonnenteleskope <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Welt auf <strong>de</strong>n Kanarischen Inseln o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf Hawaii. Auch das bekannte Big Bear-Sonnenobservatorium<br />
in Kalifornien wur<strong>de</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> auf einer künstlichen Insel mitten im Big Bear Lake errichtet.<br />
Prinzipiell sind Standorte, die sich für die Nachtastronomie als günstig erwiesen haben, auch für<br />
Sonnenobservatorien geeignet.<br />
Hohe Berge zeichnen sich nicht nur durch eine außeror<strong>de</strong>ntlich klare Durchsicht aus. Auch die<br />
Luftruhe ist fast immer besser als auf Meereshöhe. Es ist klar, das solche Standorte auch für<br />
Astronomen, die sich überwiegend mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne beschäftigen, interessant sind. Beispiele für<br />
Sonnenbeobachtungsstationen auf hohen Bergen fin<strong>de</strong>t man auf <strong>de</strong>n kanarischen Inseln (Teneriffa) <strong>und</strong><br />
auf Hawaii. Auch die klassischen Observatorien auf <strong>de</strong>m Mount Wilson, <strong>de</strong>m Kitt Peak o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />
französischen Pyrenäen (Pic du Midi) sind auf <strong>de</strong>n Gipfelplateaus von Bergen errichtet wor<strong>de</strong>n.<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Sonnenteleskope sind häufig Turmteleskope, bei <strong>de</strong>nen das Sonnenlicht über plane<br />
Coelostatenspiegel (die sich weit oberhalb <strong>de</strong>s Untergr<strong>und</strong>s auf einem sogenannten Sonnenturm<br />
befin<strong>de</strong>n) senkrecht o<strong><strong>de</strong>r</strong> schräg („Kitt Peak National Solar Observatory“) durch <strong>de</strong>n Tubus in die<br />
Meßräume gespiegelt wird. Das feststehen<strong>de</strong> Teleskop enthält entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Linsen- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Spiegeloptik langer Brennweite. Diese Bauart vereinigt in sich gleich mehrere Vorteile. Einmal wird<br />
die Teleskopöffnung weit oberhalb über die durch die Sonne aufgeheizten Bo<strong>de</strong>nschichten angeordnet,<br />
was sich positiv auf die Bildqualität auswirkt. Außer<strong>de</strong>m kann die Montierung sehr steif gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n, was wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um für das Erreichen einer hohen Winkelauflösung von Vorteil ist.<br />
Der amerikanische Astronom GEORGE ELLERY HALE (1869-1938) hat im Jahre 1907 auf <strong>de</strong>m Mount<br />
Wilson in Kalifornien das erste Turmteleskop zur Beobachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne aufgestellt. Dem 60-ft<br />
Turmteleskop folgte 5 Jahre später das 150-ft Teleskop. Bei<strong>de</strong> dienten <strong>und</strong> dienen hauptsächlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
spektroskopischen Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne. Sie sind noch heute – mittlerweile mit mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nster<br />
Meßtechnik ausgestattet - im wissenschaftlichen Einsatz.<br />
Stören<strong>de</strong> Turbulenzen entstehen natürlich nicht nur außerhalb <strong>de</strong>s Teleskops. Genauso unerwünscht<br />
sind Luftschlieren innerhalb <strong>de</strong>s Tubus. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird bei mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Sonnenteleskopen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tubus entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> evakuiert o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>m E<strong>de</strong>lgas Helium gefüllt. Im ersteren Fall spricht man von<br />
einem Vakuumteleskop. Beim dänischen „Dutch Open Teleskope“ auf La Palma hat man ein ganz<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Prinzip mit Erfolg ausprobiert. Mit einem gleichmäßigen <strong>und</strong> schnellen Luftstrom wird hier<br />
die erwärmte Luft von <strong>de</strong>n optischen Flächen quasi weggeblasen. Die Detail-Auflösung von Strukturen<br />
in Sonnenflecken o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Granulation, die mit nur 45 cm Spiegeldurchmesser erreicht wird, ist bei<br />
diesem sehr futuristisch aussehen<strong>de</strong>n Instrument durchaus beeindruckend.<br />
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