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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Informationsgewinnung in <strong><strong>de</strong>r</strong> astronomischen Forschung<br />

Astronomen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtung von weit entfernten Galaxien <strong>und</strong> Galaxienhaufen am „Rand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Welt“ gewinnen. Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Elementarteilchenphysik (Stichwort Superstringtheorie) ist ohne Bezug auf<br />

die <strong>Astrophysik</strong> kaum mehr <strong>de</strong>nkbar. Physikalische Prozesse, wie sie kurz nach <strong>de</strong>m „Urknall“<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben, sind auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> experimentell nur begrenzt nachvollziehbar (z.B. in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Herstellung eines Quark-Gluonenplasmas bei Schwerionenstößen). An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls implizieren diese<br />

Prozesse auf eine extrem fein abgestimmte Art <strong>und</strong> Weise, wie sich <strong><strong>de</strong>r</strong> überschaubare Kosmos nach<br />

diesem für uns singulären Ereignis weiter entwickelt. Kosmologische Theorien sollten z.B. eine<br />

Erklärung dafür liefern, warum sich großräumig Galaxienhaufen in wabenartige Strukturen anordnen,<br />

die riesige Leerräume (sogenannte „Voids“) umschließen. Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Quantenfeldtheorien müssen sich<br />

daran messen lassen, ob sie mit <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Strukturbildungsprozessen vereinbar sind: Stichwort sind<br />

„kosmische Hintergr<strong>und</strong>strahlung“ <strong>und</strong> „nichtbaryonische Dunkle Materie“. Und auch die noch immer<br />

völlig geheimnisvolle „Dunkle Energie“ soll nicht unerwähnt bleiben.<br />

Experimentelle <strong>Astrophysik</strong>. Was ist das? Viele Fragestellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen <strong>Astrophysik</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

mittlerweile bei Experimenten in Labors untersucht. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Planetenphysik simuliert man z.B. das<br />

Verhalten verschie<strong>de</strong>ner Gesteine <strong>und</strong> Minerale unter hohem Druck, wie er im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Planeten auftritt. Schon lange wur<strong>de</strong> vermutet, daß im Innern <strong><strong>de</strong>r</strong> Planeten Jupiter <strong>und</strong> Saturn<br />

Wasserstoff in einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Form vorkommt, <strong><strong>de</strong>r</strong> als „Metallischer Wasserstoff“ bezeichnet wird.<br />

Bei Hochdruckexperimenten – z.B. im Lawrence Livermore-Laboratorium – konnte er kurzzeitig<br />

hergestellt <strong>und</strong> seine Eigenschaften bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

In Chemie-Labors untersucht man die Infrarot-, Mikrowellen- <strong>und</strong> Radio-Strahlung hochverdünnter<br />

molekularer Gase, um ihre Spektren auszumessen. Auf diese Weise wer<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen die<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um Astronomen helfen, um z.B. aus radioastronomischen Beobachtungen von kühlen<br />

Molekülwolken <strong><strong>de</strong>r</strong>en chemische Beschaffenheit abzuleiten. Aus diesen Molekülwolken entstehen<br />

durch Kontraktion neue Sterne <strong>und</strong> um diese Sterne neue Planetensysteme. Außer<strong>de</strong>m untersucht man<br />

im Labor, wie sich Staubteilchen im interstellaren Raum verhalten, wie es dazu kommt, daß sie sich<br />

unter <strong>de</strong>n Bedingungen protosolarer Scheiben zu Planetesimals zusammenklumpen um daraus<br />

letztendlich planetare Körper zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Erkenntnisse aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterne fließen in Experimente <strong><strong>de</strong>r</strong> Plasmaphysik ein – Stichwort<br />

„kontrollierte Kernfusion“. Plasmaphysik <strong>und</strong> Magnetohydrodynamik sind Fächer, die je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

theoretische <strong>Astrophysik</strong>er kennen muß, wenn er sich mit <strong>de</strong>m inneren Aufbau von Sternen (z.B. <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sonne) beschäftigt. Und ohne astronomische Beobachtungen wür<strong>de</strong> man Wissenschaftlern, die sich mit<br />

mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Gravitationstheorie auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen, fast je<strong><strong>de</strong>r</strong> empirischen Gr<strong>und</strong>lage berauben.<br />

Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Astronomische Gr<strong>und</strong>lagenforschung ist<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung schlechthin. Aber es ist auch ein gutes Stück angewandte Forschung dabei. Der<br />

Bau <strong>und</strong> die Entwicklung von Großteleskopen <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> dazugehörigen Strahlungs<strong>de</strong>tektoren führen zu<br />

Produkten, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anwendungsgebiete nicht auf die astronomische Forschung begrenzt bleiben. Aktive<br />

Optiken, die für Großteleskope entwickelt wur<strong>de</strong>n um <strong><strong>de</strong>r</strong>en Abbildungseigenschaften zu verbessern,<br />

haben längst an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Anwendungsgebiete - wie z.B. in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lasertechnologie - gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Suche nach Lösungen für astrophysikalische Problemstellungen (z.B. Simulation von Stoßwellen<br />

im interstellaren Gas) haben <strong>de</strong>n Bau von Supercomputern beför<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>und</strong> dabei noch nebenbei viele<br />

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