Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />
Die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Röntgenastronomie ist eng mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Raumfahrt verb<strong>und</strong>en. Die<br />
ersten Anfänge gehen jedoch schon auf das Jahr 1949 zurück, als amerikanische Militärs in<br />
Zusammenarbeit mit – quasi als Kriegsbeute übernommenen – <strong>de</strong>utschen Raketenwissen-schaftlern<br />
erste Stratosphärenflüge mit umgebauten V2-Raketen (die man hier A4 nannte) unternommen haben.<br />
Dabei konnte zum ersten Mal mit entsprechen<strong>de</strong>n Detektoren Röntgenstrahlen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne<br />
nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Dreizehn Jahre später ent<strong>de</strong>ckte RICCARDO GIACCONI mit einem ähnlichen<br />
Raketenexperiment (18.6.1962) die erste interstellare Röntgenquelle SCO X-1. Er konnte damals<br />
natürlich noch nicht ahnen, daß diese Ent<strong>de</strong>ckung eine Forscherkarriere einleitete, die im Jahre 2002<br />
zur Verleihung <strong>de</strong>s Nobelpreises führte...<br />
Neben Raketen wur<strong>de</strong>n ab 1964 verstärkt auch Stratosphärenballons, die damals gera<strong>de</strong> in Mo<strong>de</strong> waren<br />
(am 27.8.1960 sprang z.B. JOSEPH KITTINGER mit einem Fallschirm aus einer Höhe von 31354 m aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gon<strong>de</strong>l seines Ballons ab), zur Beobachtung kosmischer Röntgenstrahlung eingesetzt. In etwa 40<br />
km Höhe war man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, für mehrere St<strong>und</strong>en Röntgenstrahlung, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Energie 20 keV<br />
überschritt, mit Hilfe von Proportionalzählern nachzuweisen <strong>und</strong> einige ihrer Parameter grob zu<br />
bestimmen. Das unter Astronomen bekannteste Ergebnis diese Kampagne war zweifellos die<br />
Ent<strong>de</strong>ckung, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Krebsnebel (NGC 1952 o<strong><strong>de</strong>r</strong> M 1) ein starker Röntgenstrahler ist.<br />
Von 1970 bis 1973 war die eigentliche Ära <strong><strong>de</strong>r</strong> finalen Ent<strong>de</strong>ckungen: 1970 wur<strong>de</strong> mit UHURU (SAS-<br />
1, kurz darauf umbenannt auf das Wort „Freiheit“ auf Swahili zur Erinnerung an <strong>de</strong>n 6. Jahrestag <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unabhängigkeitserklärung Kenias, von wo aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Satellit gestartet wur<strong>de</strong>) die erste Satellitenmission<br />
gestartet, die ausschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Röntgenastronomie diente. Bei dieser ersten Himmelsdurchmusterung<br />
konnten 339 Röntgenquellen ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n, darunter insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Röntgendoppelsterne (z.B. Her<br />
X-1), Supernovaüberreste, aber über-raschen<strong><strong>de</strong>r</strong>weise auch aktive Galaxien <strong>und</strong> sogar ganze<br />
Galaxienhaufen. Ab diesem Zeitpunkt wur<strong>de</strong> es klar, daß es auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> interstellaren <strong>und</strong><br />
extragalaktischen Röntgenquellen noch viel Aufregen<strong>de</strong>s zu ent<strong>de</strong>cken gibt. Deshalb wur<strong>de</strong>n seit<strong>de</strong>m<br />
fast je<strong>de</strong>s Jahr neue Missionen mit immer besseren Meßgeräten auf Erdumlaufbahnen gebracht, von<br />
<strong>de</strong>nen nur einige erwähnt wer<strong>de</strong>n sollen:<br />
1971-1973 OSO-7 (Orbiting Solar Observatory)<br />
Himmelsdurchmusterung nach Röntgenquellen, Röntgenbeobachtung solarer Flares<br />
1972-1981 OAO-3 (Orbiting Astronomical Satellite) COPERNICUS<br />
War mit <strong>de</strong>n ersten Wolter-Teleskopen ausgestattet. Highlights waren die Ent<strong>de</strong>ckung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Röntgenpulsare <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachweis einer sehr schnellen Variabilität <strong><strong>de</strong>r</strong> Röntgenemission <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
extragalaktischen Strahlungsquelle Cen-A.<br />
1975-1979 SAS-3 (Small Astronomy Satellite)<br />
Kollimator-Detektor zur Ortsbestimmung, Ent<strong>de</strong>ckung schneller Röntgenburstquellen,<br />
Röntgenstrahlung von Polare (AM Her), Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s weichen Röntgenhintergr<strong>und</strong>es<br />
1975-1978 OSO-8 (Orbiting Solar Observatory)<br />
Ent<strong>de</strong>ckung von thermischer Röntgenstrahlung, Polarisationsuntersuchungen an Röntgendoppelsternen