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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />

Cassegrain-Teleskop: Beim Cassegrain-Teleskop besitzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Primärspiegel eine zentrale Bohrung,<br />

durch die das Licht, welches durch einen vor <strong>de</strong>m Primärfokus angeordneten hyperbolisch<br />

geschliffenen Gegenspiegel zurückgeworfen wird, herausgeführt wird. Auf diese Weise kann die<br />

effektive Brennweite f <strong>de</strong>s Fernrohr vergrößert, die Baulänge aber auf ca. f / 2 verkürzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nasmyth-Teleskop: Kombination zwischen Cassegrain- <strong>und</strong> Newton-Teleskop. Der Cassegrain-Fokus<br />

wird in Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Deklinationsachse durch einen 45°-Planspiegel seitlich aus <strong>de</strong>m Tubus herausgeführt.<br />

Cou<strong>de</strong>’ –System: Durch einen Ablenkspiegel im Schnittpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhen- <strong>und</strong> St<strong>und</strong>enachse wird das<br />

Strahlenbün<strong>de</strong>l durch die St<strong>und</strong>enachse in ein Labor unterhalb <strong>de</strong>s Teleskops geleitet. Dadurch wird<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fokus raumfest, d.h. seine Lage ist unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> momentanen Ausrichtung <strong>de</strong>s Teleskops.<br />

Im Cou<strong>de</strong>’-Raum wer<strong>de</strong>n oftmals hochempfindliche Spektrographen betrieben.<br />

Nicht nur die Herstellung großer Optiken ist eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung an die Technologie. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entwurf, die Herstellung <strong>und</strong> Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> sie tragen<strong>de</strong>n Montierungen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielfältige<br />

Innovationen (es han<strong>de</strong>lt sich immerhin um Präzisions-Schwermaschinenbau!). Ein Fernrohr muß sich<br />

an je<strong>de</strong>n Punkt <strong>de</strong>s Himmels ausrichten lassen <strong>und</strong> es muß <strong><strong>de</strong>r</strong> täglichen Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Himmelskörper<br />

nachgeführt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> daß mit einer Nachführgenauigkeit von Bruchteilen einer Bogensek<strong>und</strong>e.<br />

Für Großteleskope hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten die azimutale Montierung durchgesetzt. Bei<br />

dieser Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Montierung, wo eine Achse immer senkrecht zur Schwerkraft <strong>und</strong> die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e parallel<br />

dazu ausgerichtet ist, lassen sich mechanische Probleme wie Biegungen leichter beherrschen als bei<br />

parallaktisch montierten Teleskopen. Das „Bolshoi“-Teleskop <strong><strong>de</strong>r</strong> Russischen Aka<strong>de</strong>mie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wissenschaften im Kaukasus hat dabei eine Vorreiterolle gespielt. Es wur<strong>de</strong> 1976 in Dienst gestellt<br />

<strong>und</strong> hat einen Spiegeldurchmesser von 6 Meter. Im Gegensatz zu einem parallaktisch montierten<br />

Teleskop erfolgt bei einem azimutal aufgestellten Fernrohr die Nachführung durch die kontinuierliche<br />

Bewegung zweier Achsen (Höhe <strong>und</strong> Azimut). Außer<strong>de</strong>m muß die dabei unausweichlich auftreten<strong>de</strong><br />

Bildfelddrehung kompensiert wer<strong>de</strong>n. Mit Hilfe mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Computertechnik <strong>und</strong> hochgenauer<br />

Schrittmotoren ist das aber kein Problem mehr. Selbst Amateurfernrohre mit Computersteuerung sind<br />

häufig azimutal montiert.<br />

Als parallaktische (bzw. äquatoriale) Montierung bezeichnet man eine Montierung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

St<strong>und</strong>enachse genau zum Himmelspol ausgerichtet ist. Das hat <strong>de</strong>n Vorteil, daß man zum Ausgleich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erdrotation im Prinzip nur eine Achse <strong>und</strong> zwar die St<strong>und</strong>enachse <strong>de</strong>n Sternen nachführen muß.<br />

Auch tritt keine Drehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokalebene auf.<br />

Äquatoriale Montierungen gibt es in einer Vielzahl von Bauformen. Bei kleineren Teleskopen fin<strong>de</strong>t<br />

man oft die <strong>de</strong>utsche Montierung. Große Spiegelteleskope haben meistens eine Gabel- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rahmenmontierung.<br />

Etwas aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe tanzt eine völlig neue Montierungsform, die erstmalig im Jahre 2000 auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weltausstellung Expo2000 in Hannover vorgestellt wur<strong>de</strong>. Das 1.5 Meter Hexpod-Teleskop steht auf 6<br />

hochgenauen Spin<strong>de</strong>ln, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Länge mit Hilfe eines Computers so verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n kann, daß dadurch<br />

eine beliebige Positionierung am Himmel sowie eine kontinuierliche Nachführung möglich wer<strong>de</strong>n.<br />

Sein endgültiger Aufstellungsort ist das Observatorio Cerro Armazonis in <strong>de</strong>n chilenischen An<strong>de</strong>n.

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