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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Radioastronomie<br />

Genaugenommen kann man recht <strong>de</strong>utlich vier Phasen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie<br />

unterschei<strong>de</strong>n (nach G.L.VERSCHUUR):<br />

Phase: Entstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie <strong>und</strong> erste Erfolge (1932 bis ca. 1950)<br />

Phase: I<strong>de</strong>ntitätskrise (keine o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenige Erklärungen; Kampf mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tücke <strong>de</strong>s Objekts; für was ist<br />

das alles gut?, 1950 – 1960)<br />

Phase: Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Ent<strong>de</strong>ckungen (Quasare (1963, MAARTEN SCHMIDT), Pulsare (1968,<br />

ANTHONY HEWISH, JOCELYN BELL), interstellare Moleküle, Maser, Radiojets etc.)<br />

Phase: Konsolidierung <strong>und</strong> Klarheit (Radioastronomie wird unverzichtbarer Bestandteil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Astrophysik</strong>; neue <strong>und</strong> ergänzen<strong>de</strong> Einblicke in viele zuvor rätselhafte astronomische Prozesse, z.B.<br />

Sternentstehung, protoplanetare Scheiben, Kosmologie; Erschließung neuer Wellenlängenbereiche;<br />

Interferometrie; Revolution in <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfängertechnik.)<br />

Zum Abschluß noch ein paar Bemerkungen zur Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie in Deutschland. Die<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> kosmischen Radiostrahlung für die <strong>Astronomie</strong> wur<strong>de</strong> in<br />

Deutschland bereits früh erkannt. Aber erst einige Zeit nach Beendigung <strong>de</strong>s zweiten Weltkrieges<br />

erlaubten die Siegermächte wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Forschungsarbeiten auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochfrequenz- <strong>und</strong><br />

Radartechnik <strong>und</strong> damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie. Zuvor entstan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>n die ersten<br />

vollständig auf die Radiobeobachtung ausgerichteten Beobachtungsstationen, die mit <strong>de</strong>utschen<br />

Radarreflektoren vom Typ „Würzburger Riese“ arbeiteten (z.B. in Dwingelo). Ziel war es<br />

vornehmlich, die bereits 1944 von HENK VAN DE HULST vorhergesagte Radioemissionslinie <strong>de</strong>s<br />

neutralen Wasserstoffs bei einer Wellenlänge von 21 cm nachzuweisen.<br />

Die ersten systematischen Untersuchungen in Deutschland begannen um das Jahr 1957 an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Universität Kiel <strong>und</strong> ungefähr zur gleichen Zeit unter Leitung von OTTO HACHENBERG (1911-2001) am<br />

Heinrich-Hertz-Institut in Berlin-Adlershof (Ost). Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s letzteres Institut war durch seinen<br />

eindrucksvollen Parabolreflektor von 36 Meter Durchmesser sehr bekannt gewor<strong>de</strong>n.<br />

Im damaligen West<strong>de</strong>utschland erkannte man schnell das Potential, was in diesem neuen<br />

Forschungsgebiet steckt. Hier ergab sich die Möglichkeit, die <strong>de</strong>utschen Astronomen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an die<br />

Weltspitze heran zu führen, die sie zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Beobachtung ausgerichteten<br />

<strong>Astronomie</strong> seit <strong>de</strong>m Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Nazidiktatur in <strong>de</strong>n dreißiger Jahren weitgehend eingebüßt hatten. Ein<br />

Höhepunkt in diesem Bestreben war die Inbetriebnahme <strong>de</strong>s 25-m Radiospiegels auf <strong>de</strong>m Stockert in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe bei Bad Münstereifel. Damit konnten einige wichtige „Durchmusterungen“ durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wichtiger waren jedoch die Erfahrungen, die man bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiterentwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Empfängertechnik machte. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründung <strong>de</strong>s Max Planck-Instituts für Radioastronomie (Bonn) im<br />

Jahre 1966 begann eine neue Ära <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie in Deutschland, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Inbetriebnahme <strong>de</strong>s<br />

vollbeweglichen 100-m Radioteleskops in Bad Münstereifel-Effelsberg im Jahre 1972 kulminierte. Die<br />

damals weltgrößte azimutal montierte Parabolantenne wur<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> extra für dieses Projekt ins Leben<br />

gerufene „Arbeitsgemeinschaft KRUPP / MAN“ mit Mitteln, die zu einem Teil aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Volkswagenstiftung stammten, entwickelt <strong>und</strong> gebaut. Es ist so konzipiert, daß man damit beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

Beobachtungen im „kurzwelligen“ Teil <strong>de</strong>s Radiospektrums <strong>und</strong> zwar im Wellenlängenbereich<br />

zwischen 3 mm <strong>und</strong> 35 cm, durchführen kann. In diesem Wellenlängenbereich ist es auch heute noch –<br />

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