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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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<strong>Astronomie</strong> im kurzwelligen Spektralbereich<br />

Indirekter Nachweis von Gammastrahlung<br />

Auf <strong>de</strong>n kanarischen Inseln, genauer auf La Palma, befin<strong>de</strong>t sich in 2225 m Höhe ein<br />

außergewöhnliches optisches Teleskop, welches in seiner Größe <strong>und</strong> Bauweise (17 m Durchmesser)<br />

eher einem Radioteleskop ähnelt. Es hat <strong>de</strong>n Namen MAGIC („Major Atmospheric Gamma Imaging<br />

Cherenkov Telescope“) erhalten <strong>und</strong> dient in erster Linie <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung kosmischer<br />

Gammastrahlenquellen in <strong>de</strong>m schwer meßbaren Energiebereich zwischen 20 <strong>und</strong> 300 GeV.<br />

Bekanntermaßen kann kosmische Gammastrahlung die Erdoberfläche nicht erreichen, da sie in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erdatmosphäre sehr effektiv absorbiert wird. Dieser „Absorptionsvorgang“ ist aber aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen<br />

Energie <strong><strong>de</strong>r</strong> γ − Quanten mit einer ganzen Kaska<strong>de</strong> von Sek<strong>und</strong>ärprozessen verb<strong>und</strong>en, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Atmosphäre letztlich zu einem optisch nachweisbaren Lichtblitz führen (Cherenkov-Strahlung). Die<br />

Aufspürung <strong>und</strong> Vermessung <strong><strong>de</strong>r</strong>artiger Lichtblitze in <strong><strong>de</strong>r</strong> sauberen Atmosphäre über <strong>de</strong>n Roque <strong>de</strong> los<br />

Muchachos ist die eigentliche Aufgabe von MAGIC <strong>und</strong> erklärt auch <strong>de</strong>ssen Design.<br />

Die I<strong>de</strong>e, kosmische Gammastrahlung indirekt durch ihre Sek<strong>und</strong>äreffekte nachzuweisen, wird schon<br />

seit einigen Jahrzehnten verfolgt. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Ent<strong>de</strong>ckung <strong><strong>de</strong>r</strong> kosmischen Strahlung durch VIKTOR<br />

FRANZ HESS (1883-1964, Nobelpreis 1936) im Jahre 1912 begann man eine primäre <strong>und</strong> eine<br />

sek<strong>und</strong>äre Komponente <strong><strong>de</strong>r</strong> damals Höhenstrahlung genannten Erscheinung zu unterschei<strong>de</strong>n. Zur<br />

primären Komponente gehören die Teilchen (einschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> hochenergetischen γ − Quanten), die<br />

von außerhalb kommend die Erdatmosphäre erreichen. Dort stoßen sie mit <strong>de</strong>n Luftmolekülen<br />

zusammen, wodurch sich in einem kaska<strong>de</strong>artigen Prozeß die Energie auf eine Vielzahl von Teilchen<br />

verteilt, von <strong>de</strong>nen einige in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> „Sek<strong>und</strong>ärstrahlung“ bis zur Erdoberfläche vordringen können.<br />

Diese Teilchenkaska<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als Luftschauer bezeichnet.<br />

Durch die hohe Energie <strong><strong>de</strong>r</strong> primär einfallen<strong>de</strong>n Gammastrahlungsquanten entstehen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hochatmosphäre eine große Anzahl gela<strong>de</strong>ner Teilchen (zuerst in Form von Elektronen-<br />

Positronenpaaren), die sich mit fast Lichtgeschwindigkeit in Richtung Erdoberfläche bewegen. Diese<br />

Teilchen sen<strong>de</strong>n elektromagnetische Strahlung bevorzugt innerhalb eines Kegels in<br />

Bewegungsrichtung aus, die nach ihrem Ent<strong>de</strong>cker Cherenkov-Strahlung genannt wird (PAVEL<br />

ALEKSEYEVICH CHERENKOV, 1904-1990, Nobelpreis 1958). Sie entsteht immer dann wenn die<br />

Geschwindigkeit v <strong><strong>de</strong>r</strong> emittieren<strong>de</strong>n Teilchen die Lichtgeschwindigkeit c m im Medium (hier <strong>de</strong>m Gas<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre) übersteigt:<br />

v c<br />

c<br />

n λ<br />

0 > m = [1.45]<br />

( )<br />

n Brechungsin<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Mediums, c 0 Lichtgeschwindigkeit im Vakuum<br />

Als Resultat erhält man – ähnlich wie bei einem Flugzeug, das mit Überschallgeschwindigkeit fliegt –<br />

eine Wellenfront, die sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwindigkeit v unter <strong>de</strong>m Winkel<br />

π<br />

− ϑ<br />

[1.46]<br />

2<br />

67

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