Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Optisches Design <strong>und</strong> Montierung<br />
94<br />
Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />
Genaugenommen kann je<strong>de</strong>s Fernrohr zur Sonnenbeobachtung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die beste Metho<strong>de</strong>,<br />
die Sonne im sichtbaren Licht zu betrachten, ist die sogenannte Projektionsmetho<strong>de</strong>. Sie wur<strong>de</strong> bereits<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts von <strong>de</strong>m Jesuitenpater CHRISTOPH SCHEINER (1575-1650) zur<br />
Beobachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonnenflecke eingesetzt. Bei dieser Metho<strong>de</strong> wird das Sonnenbild durch das Okular<br />
hindurch auf eine weiße Fläche projiziert, wo es ohne Gefahr für die Augen betrachtet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Amateure verwen<strong>de</strong>n auch gern Objektivfilter (z.B. Chromfilter o<strong><strong>de</strong>r</strong> Filterfolien), die das Licht bereits<br />
vor <strong>de</strong>m Objektiv auf ein ungefährliches Maß dämpfen.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> professionellen Sonnenforschung fin<strong>de</strong>n – wie bereits erwähnt – bevorzugt Turmteleskope<br />
Verwendung. Bei kleinen <strong>und</strong> mittleren Instrumenten wer<strong>de</strong>n dabei Linsenoptiken bevorzugt. Da in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sonnenforschung häufig mit schmalbandigen Filtern gearbeitet wird, spielt die chromatische<br />
Abberation keine allzu große Rolle. Deshalb reichen Achromate oftmals völlig aus. Die Objektive<br />
müssen trotz<strong>de</strong>m eine hohe Qualität aufweisen, um möglichst das Auftreten von stören<strong>de</strong>m Streulicht<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. Koronographen besitzen <strong>de</strong>shalb i.d.R. nur eine völlig schlieren- <strong>und</strong> kratzerfreie<br />
Einzellinse hoher Qualität als Objektiv, weil das ansonsten entstehen<strong>de</strong> Streulicht das schwache Licht<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Korona völlig überstrahlen wür<strong>de</strong>. Auch bei Protuberanzenfernrohren reicht meist eine qualitativ<br />
hochwertige Objektivlinse aus, da sie prinzipbedingt streng monochromatisch im Wellenlängenbereich<br />
einer einzelnen Spektrallinie (z.B. H α ) arbeiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb die chromatische Aberration keine Rolle<br />
spielt.<br />
Bei großen Sonnenteleskopen überwiegen dagegen Spiegeloptiken. Das McMath-Pierce<br />
Sonnenteleskop auf <strong>de</strong>m Kitt Peak nahe Tucson in Arizona besitzt z.B. einen Hauptspiegel mit einem<br />
Durchmesser von 1.6 Meter als Objektiv. Im Pico <strong>de</strong>l Tei<strong>de</strong>-Observatorium (3719 m) auf Teneriffa,<br />
kanarische Inseln, entsteht z.Z. (2004) das europäische „Gregory Solar Telescope“ mit einem<br />
Primärspiegeldurchmesser von 1.5 Meter. Durch <strong>de</strong>n enormen Energieeintrag (ca. 1000 W/m²) durch<br />
die Sonne kommt es selbst bei Spiegeloptiken, die einen Großteil <strong>de</strong>s Sonnenlichts reflektieren, zu<br />
einer signifikanten Erwärmung <strong><strong>de</strong>r</strong> optischen Teile. Diese Teile müssen i.d.R. separat gekühlt wer<strong>de</strong>n,<br />
damit es zu keiner Verschlechterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abbildungsqualität kommt. Für Spiegeloptiken in<br />
Sonnenteleskopen verwen<strong>de</strong>t man <strong>de</strong>shalb als Trägermaterial ausschließlich Glaskeramiken wie<br />
Zerodur, die sich auch bei Erwärmung kaum aus<strong>de</strong>hnen <strong>und</strong> damit ihre Form behalten.<br />
Da bei einem Turmteleskop das eigentliche Fernrohr feststehend ist, muß das Sonnenlicht über<br />
Hilfsspiegel permanent in <strong>de</strong>n Tubus gespiegelt wer<strong>de</strong>n, wobei es sich bei <strong>de</strong>m Hilfsspiegel um<br />
hochwertige Planspiegel han<strong>de</strong>lt. Je nach<strong>de</strong>m, wie viele Planspiegel benötigt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> wie sie<br />
montiert sind, um die Sonne nachzuführen, unterschei<strong>de</strong>t man im Wesentlichen drei Bauarten:<br />
Heliostat<br />
Der Planspiegel ist parallaktisch montiert <strong>und</strong> wird <strong><strong>de</strong>r</strong> täglichen Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne nachgeführt.<br />
Das Sonnenlicht wird dabei immer in die gleiche Richtung (z.B. in ein einen fest installierten<br />
Fernrohrtubus) abgelenkt. Der Vorteil, daß man dafür nur einen Planspiegel benötigt, wird durch <strong>de</strong>n<br />
Nachteil, daß das primäre Sonnenbild im Teleskop langsam rotiert, etwas getrübt.