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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />

selten verwen<strong>de</strong>t, da ihr Absorptionsvermögen zu groß ist. Man verwen<strong>de</strong>t vielmehr spezielle Prismen<br />

aus einem doppelbrechen<strong>de</strong>n Mineral wie z.B. Kalkspat. Bekanntlich wird in einem <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Kristall<br />

einfallen<strong>de</strong>s Licht in einen or<strong>de</strong>ntlichen <strong>und</strong> einen außeror<strong>de</strong>ntlichen Strahl gebrochen, die <strong>de</strong>n<br />

Feldspat versetzt als parallele Strahlenbün<strong>de</strong>l wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verlassen. Diese Strahlenbün<strong>de</strong>l haben die<br />

bemerkenswerte Eigenschaft, daß sie senkrecht zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vollständig polarisiert sind. In einem<br />

Nicolprisma sind zwei <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Kalkspatprismen so zusammengesetzt, daß ein Strahl durch<br />

Totalreflektion eliminiert wird. Solch ein Prisma eignet sich sehr gut als Analysator. Als Empfänger<br />

hat man früher die Fotoplatte verwen<strong>de</strong>t. Heute benutzt man dafür selbstverständlich CCD-Arrays.<br />

Ein optisches Polarimeter besteht (ohne spezielle konstruktive Feinheiten zu betrachten) aus einem<br />

entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> drehbar gelagerten o<strong><strong>de</strong>r</strong> fest montierten Nicol-Prisma (bei einem fest montierten Analysator<br />

erreicht man die Drehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchlaßrichtung durch ein vorgeschaltetes λ / 2-Plättchen<br />

aus Glimmer<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gips) <strong>und</strong> einer CCD-Kamera. Mit dieser Anordnung wer<strong>de</strong>n insgesamt 4 Aufnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

interessieren<strong>de</strong>n Himmelsgegend angefertigt, wobei die Durchlaßrichtung um jeweils 45° gedreht wird.<br />

Die Auswertung dieser Aufnahmen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ziel es ist, eine möglichst genaue Polarisationskarte <strong>de</strong>s<br />

Himmelsausschnitts zu erstellen, ist sehr aufwendig <strong>und</strong> kann nur mit leistungsfähiger Rechentechnik<br />

<strong>und</strong> speziellen Bildbearbeitungsmetho<strong>de</strong>n gemeistert wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>n üblichen<br />

Bearbeitungsschritten wie Flatfield- <strong>und</strong> Dunkelfeldkorrektur kommen noch spezielle<br />

Reduktionsschritte. Sie dienen dazu die Effekte zu minimieren, die sich aus <strong>de</strong>m Fakt ergeben, daß die<br />

einzelnen Aufnahmen niemals unter völlig i<strong>de</strong>ntischen Bedingungen aufgenommen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Aus (1.24), (1.28) <strong>und</strong> (1.29) berechnet man schließlich für je<strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>lement (meist eine<br />

Zusammenfassung von mehreren Bildpunkten) <strong>de</strong>n Polarisationsgrad <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Polarisationswinkel.<br />

Diese Arbeit wird von speziellen Bildverarbeitungsprogrammen übernommen. Als Ergebnis erhält man<br />

eine Polarisationskarte.<br />

Polarisationsmessungen können prinzipiell natürlich in allen Wellenlängenbereichen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie gehört die Polarimetrie zu einer Standardmetho<strong>de</strong>. Die<br />

Messung erfolgt z.B. mittels einer Dipolantenne, die man ähnlich wie ein Polarisationsfilter ausrichtet.<br />

Polarimetrische Messungen im optischen Spektralbereich erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine sehr genaue Kalibrierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Meßapparatur. Es ist nicht einfach, die wenigen Prozent polarisierten Lichtes vom Himmelshintergr<strong>und</strong><br />

(das wenn auch geringe Streulicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmosphäre ist auch polarisiert) zu trennen. Außer<strong>de</strong>m darf die<br />

instrumentelle Polarisation nicht unbeachtet bleiben. Je<strong>de</strong> Reflektion an einer spiegeln<strong>de</strong>n Oberfläche,<br />

die nicht rotationssymmetrisch zu einer Achse ist, macht <strong>de</strong>n Einsatz eines Polarimeters unmöglich.<br />

Deshalb ist ihr Einsatz bei Spiegelteleskopen auf <strong>de</strong>n Primärfokus o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Cassegrain-Fokus<br />

beschränkt.

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