Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de
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Teleskope, Detektoren, Meßgeräte<br />
Die Ursache für die Linienaufspaltung ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wechselwirkung <strong>de</strong>s magnetischen Moments <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Atome mit <strong>de</strong>m anliegen<strong>de</strong>n Magnetfeld zu suchen. Es sind dabei zwei Fälle zu unterschei<strong>de</strong>n. Bei<br />
Atomen <strong>und</strong> Ionen mit geradzahliger Elektronenzahl ist die Gesamtspinquantenzahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Leuchtelektronen Null (d.h. S=0), wenn ein sogenannter Singulettzustand vorliegt. In diesem Fall<br />
können nur die magnetischen Bahnmomente mit einem äußeren Magnetfeld wechselwirken.<br />
Bezeichnet l die Quantenzahl <strong>de</strong>s gesamten Bahndrehimpulses, dann gibt es genau 2l+1<br />
Einstellmöglichkeiten <strong>de</strong>s magnetischen Moments <strong>de</strong>s Atoms in Bezug auf ein magnetisches Feld B.<br />
Diese diskreten Einstellmöglichkeiten wer<strong>de</strong>n durch die magnetische Quantenzahl ml beschrieben,<br />
welche die Werte –l, -l+1, -l+2, ... +l annehmen kann. Die Energiedifferenz zwischen benachbarten<br />
Unterniveaus ist in diesem Fall durch folgen<strong>de</strong> einfache Beziehung gegeben<br />
∆ E = µ B<br />
[1.61]<br />
B<br />
−24<br />
-1<br />
( µ = 9.2741⋅ 10 JT , Bohr‘sches Magneton).<br />
B<br />
wobei die möglichen Energiedifferenzen durch die Auswahlregel m = 0 , ± 1 eingeschränkt sind. Für<br />
die Frequenzaufspaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>n Übergängen resultieren<strong>de</strong>n Spektrallinien gilt in weiten Grenzen<br />
die Beziehung<br />
B B E µ<br />
ν<br />
h h<br />
∆<br />
∆ = = ± [1.62]<br />
Je nach<strong>de</strong>m, wie das Feld B relativ zum Beobachter ausgerichtet ist, beobachtet man entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />
longitudinalen o<strong><strong>de</strong>r</strong> transversalen Effekt.<br />
Der hier kurz beschriebene Fall wird als normaler Zeeman-Effekt bezeichnet. Befin<strong>de</strong>n sich dagegen<br />
die emittieren<strong>de</strong>n Atome nicht in einem Singulettzustand – die Gr<strong>und</strong>bedingung für einen normalen<br />
Zeeman-Effekt -, dann entsteht eine weitaus kompliziertere Linienaufspaltung die <strong>de</strong>n Namen<br />
„anomaler Zeeman-Effekt“ erhalten hat. Bei diesem Vorgang spielt <strong><strong>de</strong>r</strong> Elektronenspin eine wichtige<br />
Rolle. Er muß bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Energiedifferenzen zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Unterniveaus<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, was zur Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Lan<strong>de</strong>’-Faktoren (g-Faktoren) führt.<br />
Richtig betrachtet ist <strong>de</strong>mnach <strong><strong>de</strong>r</strong> anomale Zeeman-Effekt <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeine Fall. Da sich aber einmal<br />
eingebürgerte Begriffe kaum mehr än<strong><strong>de</strong>r</strong>n lassen, bleibt es bei dieser inkonsequenten<br />
Bezeichnungsweise.<br />
Der Wertebereich <strong>de</strong>s g-Faktors liegt zwischen 0 <strong>und</strong> 3, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert 1 (<strong><strong>de</strong>r</strong> im Fall <strong>de</strong>s<br />
transversalen Zeeman-Effekts zur Aufspaltung in eine π - Komponente <strong>und</strong> zwei σ -Komponenten<br />
führt) häufig vorkommt. Er läßt sich mit quantenmechanischen Metho<strong>de</strong>n für je<strong>de</strong> Atomsorte<br />
berechnen. Da die Linienaufspaltung <strong>de</strong>m Produkt<br />
∆ l<br />
2<br />
gλ proportional ist, wer<strong>de</strong>n für Magnetographen<br />
(s. u.) gerne Linien mit g>1 verwen<strong>de</strong>t, die <strong>de</strong>shalb möglichst im roten Bereich <strong>de</strong>s Spektrums liegen<br />
sollten. Beispiele sind die Eisen-Linien bei 525 nm (g=3) <strong>und</strong> 868.8 nm Wellenlänge (g=1.66).<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne sind nur die lokalen Magnetfel<strong><strong>de</strong>r</strong> im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonnenflecke stark genug, um mit<br />
hochauflösen<strong>de</strong>n Spektrographen die Linienaufspaltung <strong>de</strong>utlich zu zeigen. Ein Magnetfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke<br />
0.3 T führt z.B. zu einer Aufspaltung von 0.015 nm, die noch gut meßbar ist (in Sonnenflecken treten