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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Radioastronomie<br />

Auflösungsvermögen eines einzelnen Radioteleskops noch weiter. Das be<strong>de</strong>utet in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis, daß<br />

Radioteleskope prinzipbedingt immer beugungsbegrenzt arbeiten. Man hat seit <strong>de</strong>m Aufkommen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Radioastronomie viel unternommen, um das Auflösungsvermögen von Radioteleskopen zu steigern.<br />

Das führte zur Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Interferometrie (über die noch <strong>de</strong>tailliert berichtet wird, 4.4.2), mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Hilfe letztendlich das Auflösungsvermögen <strong><strong>de</strong>r</strong> optischen Teleskope weit übertroffen wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Durch diese technische Innovation gelangten nun auch kosmische Einzelobjekte geringer<br />

Winkelaus<strong>de</strong>hnung wie protostellare Scheiben o<strong><strong>de</strong>r</strong> Akkretionsscheiben <strong>und</strong> Jets um Schwarze Löcher<br />

in das Visier <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomen. Gera<strong>de</strong> die dadurch möglich gewor<strong>de</strong>nen Detailuntersuchungen<br />

haben zu vielen neuen Einblicken <strong>und</strong> zu Neuinterpretationen optischer Beobachtungen geführt. Als<br />

Beispiel sei z.B. das Standardmo<strong>de</strong>ll aktiver Galaxienkerne genannt, welches das Erscheinungsbild<br />

verschie<strong>de</strong>ner „Galaxientypen“ unter einem gemeinsamen, einheitlichen Gesichtspunkt zusammenfaßt.<br />

Der Durchmesser eines Radiospiegels (<strong><strong>de</strong>r</strong> meist die Form eines Paraboloids hat) ist nicht nur für das<br />

Auflösungsvermögen (ausgedrückt durch die „beam width“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Keulenbreite“ α ) verantwortlich,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch für das „Sammelvermögen“, d.h. für die „Menge“ an elektromagnetischer Strahlung, die<br />

zum Empfänger reflektiert wird. Die technische Größe, die diesen Sachverhalt beschreibt, ist die<br />

„Empfängerfläche“. Es gilt hier das gleiche Prinzip wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> optischen <strong>Astronomie</strong>. Je größer die<br />

Empfängerfläche ist, <strong>de</strong>sto schwächere Radioquellen können <strong>de</strong>tektiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Parabolantennen haben sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Radioastronomie als beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s geeignet erwiesen, obwohl - meist<br />

für Spezialzwecke – auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Antennentypen zum Einsatz kommen. Die Ent<strong>de</strong>ckung <strong><strong>de</strong>r</strong> 3 K<br />

Hintergr<strong>und</strong>strahlung durch ARNO PENZIAS <strong>und</strong> ROBERT W.WILSON (1965) gelang z.B. mit einer<br />

sogenannten Hornantenne <strong>und</strong> JANSKI führte 1932 seine bahnbrechen<strong>de</strong>n Untersuchungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

galaktischen Radiostrahlung mit einer aus Dipolen bestehen<strong>de</strong>n Rahmenantenne durch.<br />

Die Oberflächengenauigkeit, die ein Parabolreflektor aufweisen muß, hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wellenlänge ab, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> die kosmischen Objekte beobachtet wer<strong>de</strong>n sollen. Je kürzer die Wellenlänge ist, <strong>de</strong>sto größere<br />

Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen wer<strong>de</strong>n an die Genauigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Antennenschüssel gestellt. Die Abweichungen<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> i<strong>de</strong>alen Paraboloidform sollten etwas geringer sein als die Beobachtungswellenlänge. In<br />

diesem Zusammenhang stellen gera<strong>de</strong> Reflektoren für <strong>de</strong>n Millimeter- <strong>und</strong> Submillimeterbereich<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e technische Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen dar. Bei nicht zu kleinen Wellenlängen braucht die<br />

Reflektorfläche nicht unbedingt aus Metallplatten bestehen. Auch ein Drahtnetz – <strong>de</strong>ssen<br />

Maschenweite ungefähr <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedingung min /10 λ ≤ genügt, ist geeignet.<br />

Bei sehr großen Reflektoren müssen darüber hinaus auch noch die Verformungen durch das<br />

Eigengewicht, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausrichtung auf kosmische Objekte in unterschiedlicher Höhe über <strong>de</strong>m<br />

Horizont entstehen, auf diffizile Art <strong>und</strong> Weise ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Das Effelsberger 100-Meter<br />

Teleskop nutzt dafür beispielsweise das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> „homologen Verformung“ was nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

be<strong>de</strong>utet, als daß man die Formän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Spiegels bei verschie<strong>de</strong>nen Kippwinkeln bewußt<br />

zuläßt. Der Ausgleich wird durch die Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Stützkonstruktion erreicht, die so ausgelegt ist, daß sie<br />

die Deformationen durch die Schwerkraft letztendlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> rückgängig macht. Die dafür<br />

notwendigen sehr komplexen Berechnungen während <strong><strong>de</strong>r</strong> Konstruktionsphase erfolgen heute mit <strong>de</strong>n<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> finiten Elemente (FEM), die in allen Bereichen <strong>de</strong>s Maschinenbaus überaus erfolgreich<br />

eingesetzt wird.<br />

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