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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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als freiwillige Armut zu werten. Familien mit Kindern und allein Erziehende sind in ihrer Erwerbskapazität<br />

eingeschränkt, weil Kinder kaum Erwerbskapazitäten besitzen und zusätzlich<br />

die Erwerbsmöglichkeiten der Frauen <strong>auf</strong>grund von Versorgungs<strong>auf</strong>gaben einengen.<br />

Diese Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit den Modellrechnungen von Garfinkel und<br />

Haveman (1977) für die Vereinigten Staaten von Amerika mit Daten von 1973, abgesehen<br />

von spezifischen Gegebenheiten in den USA, wie die Diskriminierung am Arbeitsmarkt <strong>auf</strong>grund<br />

der Hautfarbe. Garfinkel und Haveman (1977, S. 53-55) haben für die Ermittlung der<br />

Erwerbskapazitäten zum Vergleich mit dem nachgewiesenen Geldeinkommen für alle erwachsenen<br />

Haushaltsmitglieder zunächst eine Arbeitskapazität von jährlich 50 Wochen in<br />

Vollzeitarbeit unterstellt sowie eine Reihe von Einflussfaktoren, wie Ausbildung, Berufserfahrung,<br />

Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Region, Ausfallzeiten und Betreuungs<strong>auf</strong>gaben, berücksichtigt<br />

und kommen zu entsprechend differenzierten Ergebnissen. Die Autoren weisen<br />

u.a. <strong>auf</strong> die häufig nicht ausgeschöpfte Erwerbskapazität von Landwirtsfamilien <strong>auf</strong>grund von<br />

Immobilität hin und heben die prekäre Situation von allein erziehenden Frauen hervor, weil<br />

diese oft nicht nur durch Versorgungs<strong>auf</strong>gaben im Haushalt neben der Erwerbstätigkeit belastet,<br />

sondern auch durch vergleichsweise geringe Erwerbseinkommen benachteiligt sind<br />

(ebd., S. 61-64). Nur am Rande, aber mit Bezug <strong>auf</strong> die konzeptionelle Grundlage des HP3-<br />

Ansatzes sei erwähnt, dass die Autoren ausdrücklich dar<strong>auf</strong> verzichten, den ökonomisch bewerteten<br />

Nettonutzen von Kindern als Einkommensbestandteil („... gross flow of satisfaction<br />

... less the costs required for their care.“) in die Kalkulation einzubeziehen (ebd., S. 55; vgl.<br />

dazu Fisher, 1932).<br />

Kritisch ist insbesondere dreierlei zu den zitierten Modellrechnungen anzumerken: Erstens<br />

soll die soziodemographisch und physiologisch determinierte maximale Erwerbskapazität –<br />

art- und mengenmäßig – in Erwerbsarbeit umgesetzt werden können, ohne dass die Marktgegebenheiten<br />

Berücksichtigung finden; und zweitens sind die unterstellten Opportunitätskosten,<br />

also hier die Marktentgelte, für alle Erwerbsaktivitätsniveaus der einzelnen Personen als<br />

konstant angenommen – und nicht etwa als eine fallende Funktion der Arbeitszeit berechnet<br />

(vgl. dazu Jenkins, O´Leary, 1996, S. 402). Dass die Wirtschaft dieses Arbeitsangebot sehr<br />

wahrscheinlich nicht in vollem Umfang <strong>auf</strong>nehmen würde und dass sich andere Lohn- und<br />

Preisstrukturen ergeben würden, wenn das gesamte gesellschaftliche Arbeitsangebot <strong>auf</strong> den<br />

Markt käme, bleibt außer Betracht. Drittens, schließlich, berücksichtigt der Ansatz von Opportunitätskosten<br />

in diesem Konzept lediglich das Humanvermögen der Personen im Hinblick<br />

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