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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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satorische Traditionsfaden einer Übermittlung haushaltsbezogener Kompetenzen innerhalb<br />

der Familie von Mutter zur Tochter. Zum anderen wird als Teil der weiblichen Rollenänderung<br />

auch die Bereitschaft von Frauen, sich für Haushaltsführungs<strong>auf</strong>gaben selbst (informell)<br />

auszubilden, zurück gehen. Hier zeigt nun auch bei den Frauen die langjährige gesellschaftliche<br />

Missachtung des Lebensbereichs Haushalt und Familie ihre Wirkung (Meier 2003).<br />

Aus diesen Überlegungen ist zu begründen, dass haushaltsbezogene Bildungsansätze nur dann<br />

langfristig von Erfolg sein werden, wenn die Rolle und Bedeutung von Haushalt und Familie<br />

für Individuen und Gesellschaft als wesentlich und grundlegend begriffen wird (wie in den<br />

dgh-Projekten zur Armutsprävention durchgängig der Fall – vgl. Piorkowsky 2004) und wenn<br />

in diesen Bildungsansätzen die Problematik des neu auszuhandelnden Geschlechtervertrages<br />

zur Übernahme von Haushalts- und Familien<strong>auf</strong>gaben im Lebensverl<strong>auf</strong> durchgängig mit<br />

thematisiert wird – dieses sehe ich noch als eine Ausbauoption haushaltsbezogener Bildung<br />

an.<br />

Die hier allgemein getroffenen Aussagen sind für Haushalte in prekärer Lebenslage noch zuzuspitzen.<br />

Ihre Haushaltssituation ist neben dem geringen Einkommen zunächst mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit durch weitere Schwierigkeiten gekennzeichnet, wie große Personenzahl,<br />

Einelternschaft, durchl<strong>auf</strong>ene Prozesse von Trennung oder Scheidung, Erwerbslosigkeit eines<br />

oder mehrerer Haushaltsmitglieder. Nicht zuletzt <strong>auf</strong> wirtschaftlichem Gebiet erfordert die<br />

Führung dieser Haushalte eigentlich mehr Wissen, Können, Handlungsfähigkeit und –<br />

bereitschaft als es in „normalen“ Haushalten der Fall ist. Zugleich stehen ihnen aber häufig<br />

nicht nur weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung, sondern sie haben auch Bildungsbenachteiligungen<br />

erfahren, so dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nur über wenig haushaltsbezogenes<br />

Wissen verfügen. Traditionen, Erfahrungen und Netzwerke könnten nur dann<br />

wirksam helfen, wenn die sozialen Milieus weitgehend stabil sind (etwa die klassischen Arbeitermilieus<br />

im Ruhrgebiet) – was jedoch <strong>auf</strong>grund des gesellschaftlichen Trends zur Auflösung<br />

solcher Traditionsmilieus immer unwahrscheinlicher wird.<br />

In der Summe der hier vorgetragenen Überlegungen können an dieser Stelle alle Anstrengungen,<br />

eine haushalts- und familienbezogene Bildung im Pflichtschulsystem und in der außerschulischen<br />

Jugend- und Erwachsenenbildung zu implementieren oder zu fördern, <strong>auf</strong> das<br />

Nachdrücklichste unterstützt werden.<br />

Kettschau, Hufnagel, Holz: <strong>Lebensgestaltung</strong> <strong>auf</strong> <strong>Haushaltsebene</strong><br />

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