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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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2.1.1 Haushaltsproduktion in einem engen Sinn (HP1)<br />

Die Erstellung handwerksähnlicher Sachgüter und Dienstleistungen von Privathaushalten für<br />

den Eigenbedarf, bei denen es sich um nahe Marktgütersubstitute handelt, wie die selbst hergestellte<br />

Marmelade, der selbst gestrickte Pullover und der Haarschnitt in Eigenleistung, wird<br />

hier als Haushaltsproduktion im engen Sinn bezeichnet. Diese Aktivitäten werden in der Literatur<br />

auch unter den Begriffen Eigenarbeit oder Eigenproduktion sowie „Güterbezogene<br />

Haushaltsproduktion“ (Berger, Hinrichs, Priller, Schultz, 1999, S. 125-126) zusammengefasst.<br />

In der Armutsforschung ist unbestritten, dass solche Leistungen zum Niveau der Lebenshaltung<br />

beitragen. Für die Analyse von Armut und Wohlstand in Entwicklungsländern und<br />

Transformationsgesellschaften ist es eine Selbstverständlichkeit, insbesondere die agrarische<br />

Selbstversorgung zu berücksichtigen (vgl. z.B. Seeth, Chachnov, Surinov, Braun, 1998;<br />

Iskandarani, 2002).<br />

Auch mit Bezug <strong>auf</strong> moderne Marktgesellschaften, wie Deutschland, hat Hauser (1996, S. 23)<br />

klargestellt, dass HP1-Aktivitäten bei der Wohlfahrtsmessung berücksichtigt werden müssten:<br />

„Beim Einkommen ist das Nettoeinkommen heranzuziehen. (...) Der Marktwert der selbsterstellten<br />

Güter und Nutzungen, abzüglich der Produktionskosten, [sowie der Nettovermögenszuwachs,<br />

M.-B. P.] ist ebenfalls einzubeziehen. (...) Obwohl diesem Konzept große Erfassungsschwierigkeiten<br />

im Wege stehen, so muss doch konstatiert werden, daß eine solche<br />

Konzeption die für die Wohlstandsmessung geeignetste wäre“. Messtheoretische Probleme<br />

werden aber als ein schwerwiegendes Argument gegen die Berücksichtigung der Haushaltsproduktion<br />

in der Armutsanalyse und Armutsmessung angeführt (vgl. dazu Piorkowsky,<br />

2004).<br />

2.1.2 Haushaltsproduktion in einem mittleren Sinn (HP2)<br />

Haushaltsproduktion in einem mittleren Sinn schließt alle täglichen Haushaltsarbeiten und<br />

Versorgungs<strong>auf</strong>gaben sowie handwerkliche Aktivitäten für den Eigenbedarf ein. Dazu gehören<br />

auch solche Aufgaben, wie das Management und die Beschaffung von Marktgütern sowie<br />

Aktivitäten zur Nutzung von öffentlichen Infrastruktureinrichtungen und sozialen Netzwerken,<br />

die unter dem Begriff der „Neuen Hausarbeit“ (Thiele-Wittig, 1985; dies., 1987; dies.,<br />

1993) thematisiert werden.<br />

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