27.06.2014 Aufrufe

Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

trifft vor allem Alleinerziehende, kinderreiche Familien und ausländische Haushalte, die per<br />

se schon spezifische Entwicklungskontexte darstellen. Hinzu kommen zahlreiche individuelle<br />

Faktoren seitens der Eltern, die ihre ökonomische Leistungsfähigkeit beeinflussen, für die<br />

Entwicklung der Kinder jedoch nicht minder relevant sein können wie die finanzielle Lage<br />

der Familie (z.B. Alkoholismus, Persönlichkeitsstörungen, gesundheitliche Belastungen). Da<br />

sich experimentelle Studien in diesem Bereich verbieten 1 , ist es umso entscheidender, mit<br />

Armut konfundierte Aspekte der familiären Situation zu kontrollieren. Richtet sich die<br />

Fragestellung speziell <strong>auf</strong> die Bedeutung finanzieller Ressourcen der Familie, so müssen etwa<br />

Bildung und Berufsposition der Eltern, Migrationshintergrund sowie familienstrukturelle<br />

Merkmale in Rechnung gestellt werden (siehe z.B.Duncan & Brooks-Gunn, 1997). Dies<br />

leisten keineswegs alle Studien, so dass mitunter gerade die Aussagekraft deutscher<br />

Untersuchungen eingeschränkt ist. Insbesondere mangelt es an Langzeitstudien, die Entwicklungsverläufe<br />

von Kindern in von Armut betroffenen Familien über die Zeit hinweg verfolgen<br />

und Veränderungen der kindlichen Befindlichkeit und Kompetenzentwicklung vor dem<br />

Hintergrund der Dynamik familialer Einkommenslagen und elterlicher Abwärtsmobilität<br />

betrachten.<br />

Mit diesen Einschränkungen soll im Folgenden zunächst über die Bandbreite potentieller<br />

Entwicklungsbelastungen von Kindern und Jugendlichen in Armut informiert werden, um<br />

anschließend <strong>auf</strong> die Frage einzugehen, welche Prozesse im inner- und außerfamilialen<br />

Kontext hierzu beitragen. Hierbei wird auch <strong>auf</strong> Befunde aus anderen Ländern, insbesondere<br />

den U.S.A. zurück gegriffen. Deren Übertragbarkeit <strong>auf</strong> hiesige Verhältnisse ist zwar nicht<br />

unproblematisch, 2 die bislang verfügbaren Befunde verweisen jedoch <strong>auf</strong> deutliche<br />

Entsprechungen. Insofern ist zu vermuten, dass die Informationen zu relevanten Prozessen<br />

und Konsequenzen von Armut auch für die Einschätzung hiesiger Verhältnisse hilfreich sind.<br />

2. Die Bandbreite kindlicher Reaktionen <strong>auf</strong> Armut<br />

Armut tangiert die Entwicklung von betroffenen Kindern in den verschiedensten Bereichen. So<br />

verdeutlicht etwa die AWO-ISS-Studie, dass Kinder aus Familien in Einkommensarmut im<br />

1 Eine Ausnahme stellen staatliche Interventionen zur Verbesserung der Lebenslage dar, die in den U.S.A.<br />

hinsichtlich ihrer Auswirkungen <strong>auf</strong> Eltern und Kinder gezielt untersucht wurden (vgl. Duncan & Magnusson,<br />

2003; Morris, Huston, Duncan, Crosby & Bos, 2001).<br />

2 Schon die Prävalenz von Armut ist in den U.S.A. höher als in Deutschland. Nach Vergleichszahlen für das<br />

Jahr 1994 lebten damals in den U.S.A. mehr als doppelt so viele Kinder in relativer Einkommensarmut (50% des<br />

Median-pro-Kopf-Einkommens) als in Deutschland (26,3% verglichen mit 11,6%; Klocke, 2001). Allerdings<br />

bedeutet das nicht, dass die Effekte bei höherer Verbreitung von Kinderarmut stärker ausfallen. Im Gegenteil<br />

legt ein europäischer Vergleich nahe, dass die Effekte von Armut <strong>auf</strong> das psychosoziale Befinden von<br />

Schulkindern in Schweden und England schwächer sind als in Deutschland, obwohl – oder weil – in den beiden<br />

Vergleichsländern Armut weiter verbreitet ist als in Deutschland (Klocke, 2001).<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!