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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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Spezifisch ungünstigere Werte hinsichtlich des männlichen Anteils an der Haus- und Familienarbeit<br />

weisen nach einer Analyse der Zeitbudget-Daten 2001/02 von Döge und Volz sowohl<br />

„reiche“ als auch „arme“ Männer <strong>auf</strong> (Döge/Volz 2004, S.19f) – hier beträgt der Zeit<strong>auf</strong>wand<br />

von Männern nur etwas mehr als 40% des Aufwandes der Frauen. Dabei sind die Ursachen<br />

vermutlich unterschiedlich und korrespondieren im Fall der gut Verdienenden (>200% des<br />

Durchschnittseinkommens) mit hohen Erwerbszeiten des Mannes und im Fall der armen<br />

Männer (50 bis 75% des Durchschnittseinkommens) mit einer (Re-)traditionalisierung der<br />

Arbeitsteilung trotz (oder wegen?) Erwerbslosigkeit des Mannes. Qualitative Studien, vor<br />

allem der Universität Gießen (Meier / Preuße / Sunnus 2003; Leonhaüser/Lehmkühler 1998;<br />

Bödeker 1992), die Haushaltsführung und <strong>Lebensgestaltung</strong> in prekären Lebensverhältnissen<br />

untersucht haben, zeigen keine spezifische Verknüpfung zwischen Lebenslage und einem<br />

bestimmten Modell der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Vielmehr scheinen die Hauptunterschiede<br />

nach anderen Faktoren, wie etwa Bildung, Dauer der Armutslage und vor allem<br />

Erwerbstätigkeit zu verl<strong>auf</strong>en. Allerdings verweist der hohe Anteil von Alleinerziehenden in<br />

sehr vielen Fällen <strong>auf</strong> gescheiterte Paarbeziehungen – und hier können (voran gegangene)<br />

Konflikte im Bereich der Geschlechterrollen und der innerfamilialen Arbeitsteilung eine große<br />

Rolle spielen.<br />

1.4 Haushalte im Konflikt zwischen Erwerbstätigkeit und Familienarbeit<br />

Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage von Familienhaushalten könnte in vielen Fällen<br />

durch eine (vermehrte) Erwerbstätigkeit einer oder mehrerer Haushaltspersonen erreicht werden.<br />

Dem stehen unterschiedliche Hindernisse entgegen. Als erstes zu nennen ist der verbreitete<br />

Mangel an Erwerbsmöglichkeiten, etwa durch die „globalisierungsbedingte“ Verlagerung<br />

von Arbeitsplätzen der produzierenden Industrie in das Ausland oder die sektoren- und regionsspezifische<br />

Jugendarbeitslosigkeit. Zum anderen fehlen den Menschen in vielen Fällen die<br />

passgenau vom Arbeitsmarkt verlangten Qualifikationen, zum dritten stehen räumliche und<br />

zeitliche Mobilitätsforderungen des Arbeitsmarktes vielfach im diametralen Gegensatz zu den<br />

Belangen und Möglichkeiten der Familien. Und schließlich gibt es ein grundsätzliches Spannungsverhältnis<br />

zwischen Erwerbsarbeit und Familien<strong>auf</strong>gaben <strong>auf</strong>grund der familistischen<br />

Tradition der Bundesrepublik Deutschland, nach der die Rolle des Vaters als (Allein-<br />

)Verdiener und die der Mutter als Hausfrau konzipiert sind. Reicht nun der Verdienst nicht<br />

aus, etwa bei großen Familien, fällt das Umschalten <strong>auf</strong> ein Zwei-Verdiener-System schwer,<br />

nicht zuletzt wegen des Fehlens einer zureichenden öffentlichen Infrastruktur der Ganztags-<br />

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Kettschau, Hufnagel, Holz: <strong>Lebensgestaltung</strong> <strong>auf</strong> <strong>Haushaltsebene</strong>

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