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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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verweisen). Die vorhandenen Ergebnisse deuten einen Trend an, wonach die Schulbildung<br />

positiv mit dem hauswirtschaftlichen Wissen korreliert - Realschulabsolventen und Abiturienten<br />

also mehr hauswirtschaftliches Wissen haben als Hauptschulabgänger (Steinel/Skaletzki<br />

2001). Diese Befunde können nicht verwundern angesichts der Tatsache, dass es keine systematische<br />

Vermittlung von haushalts- und familienbezogenem Wissen durch alle Schularten<br />

und –stufen hindurch gibt (dgh 2001) und das vorhandene Wissen in großen Teilen entweder<br />

aus Übertragungen des Allgemeinwissens besteht oder in Selbstlernprozessen erarbeitet wurde.<br />

Wie gut (oder schlecht) die Handlungskompetenz und damit die Problemlösefähigkeit (im<br />

oben entwickelten komplexen Verständnis) in Fragen von Haushalt und Familie in unserer<br />

Gesellschaft ausgeprägt sind, ist Gegenstand verschiedener Diskurse, kann aber auch mehr<br />

oder weniger (in-)direkt aus empirischen Untersuchungen abgeleitet werden. In der Haushaltswissenschaft<br />

herrschen Beiträge vor, die <strong>auf</strong> ständig steigende Anforderungen zur Bewältigung<br />

des Alltagslebens in einer hoch technisierten, globalisierten Wissensgesellschaft hinweisen<br />

und Hilfe für die Haushalte durch den Ausbau themenspezifischer Bildungs- und Beratungsangebote<br />

fordern. Die Dringlichkeit wird häufig untermauert, in dem <strong>auf</strong> vermehrte<br />

Erscheinungsformen einer nicht gelingenden, defizitären Alltagsbewältigung verwiesen wird,<br />

wie zunehmende Ver- und Überschuldung, Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten,<br />

Trennungen und Scheidungen, Gewalt in Familie, Schule und Freizeit usw.<br />

Der Blick <strong>auf</strong> die informell erworbenen Kompetenzen zur Lebensführung und Alltagsbewältigung,<br />

die sich Menschen selbst in der aktiven Auseinandersetzung mit den Haushalts<strong>auf</strong>gaben<br />

aneignen, verweist <strong>auf</strong> eine andere Seite des gleichen Problems. Hier zeigt sich, dass insbesondere<br />

Frauen und Mütter zu einer aktiven Übernahme und Ausgestaltung der Familienverantwortung<br />

vielfache Kompetenzen sozialisatorisch mitbringen, neu erwerben oder mobilisieren,<br />

die sie befähigen, einen komplexen Alltag mit Kindern, Berufstätigkeit und womöglich<br />

instabiler Partnerschaft zu bewältigen (Voß 1991; Jurzyk/Rerrich 1993). Allerdings<br />

scheint dieses in den 80er Jahren viel zitierte „weibliche Arbeitsvermögen“ inzwischen nicht<br />

nur in der Forschung, sondern auch in der gesellschaftlichen Realität im massiven Rückgang<br />

zu sein. Frauen orientieren sich ebenso wie Männer <strong>auf</strong> ein Leben mit Berufstätigkeit, erwerben<br />

dafür die entsprechenden Bildungsvoraussetzungen und sind immer weniger bereit, eine<br />

Allein- oder Hauptzuständigkeit für die Familienarbeit (mit gleichzeitiger Doppelbelastung<br />

oder mit Ausstieg aus dem Beruf) als Geschlechtsschicksal zu akzeptieren (Meier 2003;<br />

Metz-Göckel 2003; Kettschau 2003). Hiermit zusammen hängend reißt zum einen der soziali-<br />

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Kettschau, Hufnagel, Holz: <strong>Lebensgestaltung</strong> <strong>auf</strong> <strong>Haushaltsebene</strong>

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