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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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Rechnung tragen. Besonders herausgestellt wird durch zahlreiche Befunde, dass armutsbedingte<br />

Einschränkungen und Belastungen im Familienkontext eine entscheidende Rolle dabei spielen,<br />

wie sich Armut <strong>auf</strong> Kinder auswirkt.<br />

3.1 Armut im Familienalltag<br />

Zu den wesentlichen armutsbedingten Belastungen im Familienalltag zählen zunächst die<br />

eingeschränkten Konsummöglichkeiten, die ihrerseits im Familienkontext aber auch darüber<br />

hinaus eine Reihe von Folgeproblemen nach sich ziehen. Sie manifestieren sich in dem<br />

finanziellen Druck in der Haushaltsführung, der vor allem seitens der Eltern erlebt wird, aber<br />

auch – je nach Kaschierung und Kompensationsbemühungen der Eltern – in die Erfahrungswelt<br />

der Kinder eindringt. Anzahl und Stärke der ökonomischen Belastungen bestimmen, inwieweit<br />

die Familien noch in der Lage sind, anfallende Rechnungen zu begleichen, welche<br />

Einschränkungen sie in der Haushaltsführung vornehmen müssen oder welche anderen<br />

finanziellen Anpassungen notwendig werden (z.B. Kredit<strong>auf</strong>nahme, Erwerbseintritt der Mutter,<br />

Verzicht <strong>auf</strong> Anschaffungen, Urlaub, Gesundheitsversorgung). Dabei sind relative<br />

Einkommensverluste, das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen, Verschuldung und instabile<br />

Beschäftigungsverhältnisse der Eltern eigenständige Einflussgrößen <strong>auf</strong> den erlebten finanziellen<br />

Druck (Conger et al., 1994).<br />

Einschränkungen und Konsumverzichte, die zwar den Haushalt entlasten, aber zum Symbol<br />

für den drohenden Statusverlust der Betroffenen werden würden, sind besonders schmerzlich.<br />

Dies erklärt manche „irrationalen“ Ausgaben deprivierter Familien, die mehr der Wahrung des<br />

sozialen Ansehens als genuin eigenen Bedürfnissen dienen (Elder, 1974), wie auch das Risiko<br />

der Überschuldung. In Unterschichtfamilien manifestieren sich die objektiven Härten am<br />

stärksten, allerdings scheinen die sozialen Probleme des Statusverlusts weniger stark ausgeprägt<br />

zu sein als in der Mittelschicht (Liker & Elder, 1983; Walper, 1991).<br />

Die notwendigen Anpassungen durch Konsumverzicht, Verschuldung oder Mehrarbeit eines<br />

Elternteils bei Arbeitslosigkeit des anderen, aber auch die oft unsicheren Zukunftsperspektiven<br />

haben deutlichen Einfluss <strong>auf</strong> die psychische Befindlichkeit der Eltern und ihr Interaktionsverhalten<br />

in der Familie (Conger et al., 1994a, Mistry et al., 2002; Walper, 1997). Oftmals sind<br />

es gerade Anpassungsbemühungen der Familien, die belastend wirken und zu Beeinträchtigungen<br />

des Familienlebens beitragen. Hierbei kommt zum einen der emotionalen Stabilität der<br />

Eltern, zum anderen – in Zwei-Eltern-Familien – der Qualität der elterlichen Partnerbeziehung<br />

eine Schlüsselfunktion zu, da die individuellen psychischen Belastungen der Eltern leicht in die<br />

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