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Lebensgestaltung auf Haushaltsebene

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sich die elterliche Autorität und der innerfamiliäre Einfluss des Vaters verringert, während im<br />

Gegenzug die Mutter eine Aufwertung erlebt (Schindler, 1979; Walper, 1988). Diese<br />

Verschiebung im familialen Rollensystem wird auch dadurch begünstigt, dass sich in den<br />

deprivierten Familien meist der Aufgabenbereich der Mütter ausweitet, weil die Haushaltsführung<br />

durch den Verzicht <strong>auf</strong> Dienstleistungen intensiviert wird (Oppenheim & Lister, 1997)<br />

und die Mütter häufig ihre Erwerbsbeteiligung steigern. Bezogen <strong>auf</strong> diese Veränderungen in der<br />

Arbeitsteilung sind die Dominanzverschiebungen zwar adaptiv, erweisen sich jedoch für die<br />

Familienkohäsion als belastend (Walper, 1988).<br />

Inwieweit Veränderungen in der innerfamiliären Arbeitsteilung auch die Kinder mitbetreffen,<br />

ist unklar. Wenn die Haushalte arbeitsintensiver wirtschaften müssen, um Ausgaben zu<br />

vermeiden, und die Mütter ihre Erwerbsbeteiligung steigern, bringt dies vermutlich auch für die<br />

Kinder eine stärkere Arbeitsbelastung im Haushalt mit sich. In den wirtschaftlich deprivierten<br />

Familien der Dreißiger Jahre geschah dies weitgehend nach den traditionellen Regeln der<br />

geschlechtstypischen Arbeitsteilung, so dass die Mädchen stärker in den Haushalt eingebunden<br />

wurden, während die Söhne zum Familieneinkommen beitrugen (Elder, 1974). Entsprechende<br />

Informationen fehlen jedoch für die Gegenwart.<br />

Wenngleich in Ein-Eltern-Familien Partnerschaftsprobleme als vermittelnder oder sogar<br />

problemverschärfender Faktor entfallen, sind Alleinerziehende – und das sind überwiegend<br />

Mütter – doch umso direkter mit ökonomischen Problemen konfrontiert, die ihr Erziehungsverhalten<br />

belasten (Gutschmidt, 1989; Sander, 1993). Entsprechende Befunde weisen dar<strong>auf</strong> hin,<br />

dass sozio-ökonomische Benachteiligung bei alleinerziehenden Müttern mit mehr negativem,<br />

bestrafendem und weniger positivem, unterstützendem Verhalten gegenüber den Kindern,<br />

weniger effektiven Erziehungspraktiken sowie geringerer Supervision einhergeht (z.B. Bank,<br />

Forgatch, Patterson & Fetrow, 1993). Ein beträchtlicher Teil der emotionalen Beeinträchtigungen<br />

und Verhaltensprobleme von Kindern in Scheidungsfamilien lässt sich <strong>auf</strong> die<br />

finanziellen Schwierigkeiten alleinerziehender Mütter zurückführen (z.B. Duncan et al., 1994;<br />

Morrison & Cherlin, 1995). Beeinträchtigungen der mütterlichen Erziehungskompetenz spielen<br />

dabei eine wesentliche Rolle. Allerdings lässt sich der Zusammenhang zwischen ökonomischem<br />

Druck und dem Erziehungsverhalten alleinerziehender Mütter nicht durchgängig nachweisen.<br />

Vereinzelte Befunde – denn die Anzahl einschlägiger Studien ist sehr begrenzt – legen nahe,<br />

dass Arbeitslosigkeit alleinerziehender Mütter weniger gravierende Konsequenzen für das<br />

Familienleben hat als Arbeitslosigkeit des Vaters in einer Zwei-Eltern-Familie, dass es den<br />

Betroffenen - vermutlich <strong>auf</strong>grund der größeren Verfügbarkeit der "Alternativrolle" als Mutter -<br />

eher gelingt, den Zeitgewinn produktiv für die Familie zu nutzen, und dass die Befindlichkeit<br />

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