Einführung in die Stochastik, Prof. Lerche - Abteilung für ...
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5 Bed<strong>in</strong>gte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten und Unabhängigkeit<br />
5.1 Bed<strong>in</strong>gte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit: Def<strong>in</strong>ition und Folgerungen<br />
5.1.1 Beispiel:<br />
E<strong>in</strong>e faire Münze wird dreimal geworfen. Die Ergebnismenge ist Ω = {0, 1}×{0, 1}×{0, 1}.<br />
Dabei steht 1 für Zahl und 0 für Wappen. Sei B das Ergebnis “m<strong>in</strong>destens zweimal Zahl”:<br />
B = {(0, 1, 1), (1, 0, 1), (1, 1, 0), (1, 1, 1)}. Für <strong>die</strong> faire Münze ist<br />
P (B) = |B| · 2 −3 = 4 8 = 1 2 .<br />
Angenommen wir wissen bereits, daß der erste Wurf “Zahl”, d.h. “1” ergab, wie ändert<br />
sich <strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für das Ergebnis von B? Wir wissen also, daß das Ereignis<br />
A = {(1, 0, 0), (1, 1, 0), (1, 0, 1), (1, 1, 1)} auf alle Fälle e<strong>in</strong>tritt. Daher kann nur noch e<strong>in</strong><br />
Elementarereignis von A e<strong>in</strong>treten, d.h. A ist der neue Grundraum. Da alle Elementarereignisse<br />
gleichwahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d, hat man<br />
|A ∩ B|<br />
|A|<br />
= 3 4 .<br />
Dabei ist<br />
|A ∩ B|/|Ω|<br />
|B|/|Ω|<br />
=<br />
P (A ∩ B)<br />
.<br />
P (B)<br />
5.1.2 Def<strong>in</strong>ition (Bed<strong>in</strong>gte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit)<br />
Für A, B ⊂ Ω mit P (A) > 0 ist <strong>die</strong> bed<strong>in</strong>gte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von B gegeben A def<strong>in</strong>iert<br />
als<br />
P (A ∩ B)<br />
P (B|A) = .<br />
P (A)<br />
Bemerkung: Die Sprechweise „gegeben A“ <strong>in</strong> der Def<strong>in</strong>ition bedeutet, man weiß, daß A<br />
e<strong>in</strong>getreten ist.<br />
5.1.3 Folgerungen<br />
(1) P (·|A) ist Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsmaß auf P(Ω) mit P (B|A) = 1 für B ⊃ A und P (C|A) =<br />
0 für C ⊂ A c .<br />
(2) P (B)P (A|B) = P (A ∩ B) = P (A)P (B|A).<br />
(3) Seien A 1 , A 2 , . . . , A k ⊂ Ω mit P (A 1 ∩ A 2 ∩ . . . ∩ A k ) > 0. Dann gilt:<br />
P (A 1 ∩ A 2 ∩ . . . ∩ A k ) = P (A 1 )P (A 2 |A 1 )P (A 3 |A 1 ∩ A 2 ) . . . P (A k |A 1 ∩ . . . ∩ A k−1 ).