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Die Denkmallandschaft rund um den Bauplatz des geplanten<strong>Gedenkort</strong>s für <strong>die</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> verfolgten HomosexuellenÜberlegungen zum UmfeldGabi Dolff-BonekämperDas Denkmalprojekt zielt darauf, <strong>die</strong> homosexuellen Opfer zu ehren, <strong>die</strong>in der Zeit des <strong>Nationalsozialismus</strong> umgebracht oder verfolgt und gequältwurden und auch <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> in der Nachkriegszeit, vor allem in derBundesrepublik Deutschland, unter der weiterhin unrechten Rechtsprechunggelitten haben. Dies soll mit der Idee verbunden sein, ein dauerhaftesZeichen gegen Haß und gegen <strong>die</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung von Homosexuellenzu setzen. Das heißt, <strong>die</strong> Ehrung der Opfer wird mit heutigen politischenZielen gekoppelt, <strong>die</strong> noch nicht erreicht worden sind. Die Verbundenheitder Denkmalinitiatoren mit den zu ehrenden Opfern ergibt sich aus dergemeinsamen sexuellen Orientierung; sie dürfen sich ausschließlich denOpfern nahe fühlen und nicht etwa auch den Tätern, wie <strong>die</strong>s <strong>im</strong> benachbartenHolocaustdenkmal der Fall sein wird.Das semantische UmfeldWer <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> deutschen Sprachraum mit dem Wort „Opfer“ umgeht, mußdamit rechnen, daß dessen Vieldeutigkeit Anlaß für mannigfaltige Undeutlichkeiten,Mißverständnisse und Verwechslungen werden kann. Dies wirdüberdeutlich, wenn man, durch Nennung der jeweils komplementär zu denkendenBegriffe, das Wortfeld abschreitet – zum Beispiel Opfer und Leiden,Opfer und Täter, Opfer und Sieg, Opfer und Sieger, Opfer und Niederlage,Opfer und Verlierer, Opfer und Ehre, Opfer und Schmach, Opfer undScham, Opfer und Schande, Opfer und Sühne. Je nach Zuordnung ändertsich der Klang des Wortes Opfer, wobei selten nur ein Ton angeschlagenwird. Stets schwingen andere mit, <strong>die</strong> entweder schon von den Sprechendenmit evoziert oder von den Zuhörenden assoziiert werden.Die größte Abweichung ergibt sich aus der <strong>im</strong> Deutschen spezifischenGleichbenennung von freiwillig Handelnden und Unterworfenen. Wo <strong>im</strong>Englischen und Französischen ganz klar zwischen sacrifice und vict<strong>im</strong>/eunterschieden werden kann, hat das Deutsche nur das eine Wort Opfer. Sobleibt <strong>im</strong> Text einer Inschrift <strong>im</strong> Zweifelsfalle ungeklärt, ob es sich um dasOpfer freiwilliger, mit eigenem Willen handelnder oder um <strong>die</strong> unfreien,wehrlosen Opfer handelt, denen keiner eine Wahl gelassen hat, ob und wiesie sterben wollen (vict<strong>im</strong>/e/s). Daß in vielen Fällen <strong>die</strong> Freiwilligkeit desOpfers – etwa für das Vaterland oder für eine politische Bewegung – nureine rhetorische Fiktion ist, ändert nichts Grundsätzliches an der Ambivalenzdes Begriffes. Damit ist der zweite Wortsinn präzisiert, es geht nämlichnicht um <strong>die</strong> Person, sondern den Akt, den objektivierten Vorgang: Es gehtum das Opfer, das gebracht wird und das auch als Leistung, vorzugsweiseals Verzichtleistung bezeichnet werden kann (sacrifice). Benachbart, aberunterscheidbar kommt noch <strong>die</strong> Bedeutung des Opfers als Gabe hinzu, <strong>die</strong>103

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