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in den Begriffen Opferstock und Notopfer als Geldspende erkennbar gebliebenist.Wenn also in dem geplanten Denkmal <strong>die</strong> homosexuellen Opfer geehrtwerden sollen, ist sorgfältig zu best<strong>im</strong>men, mit welchem Haupt- und Nebensinnder Begriff verstanden werden soll, welcher Wortklang angestrebt wird.Das topographische UmfeldDer Bauplatz befindet sich am Rand des alten Bezirks Mitte und, wie vonder Initiative für das Denkmal angestrebt, in der Nähe der zentralen Einrichtungender Regierung und des Parlaments, in Sichtweite zum Reichstag.Der Ort ist hoch aufgeladen mit historischer und politischer Bedeutung,sichtbare und unsichtbare Spuren früherer Herrschaftssysteme überlagernsich. In der näheren Umgebung stehen vier große Denkmale aus ältererund neuerer Zeit, <strong>die</strong> den Begriff Opfer in unterschiedlicher Konnotationund Wertung evozieren, sowohl verbal als auch motivisch, und <strong>die</strong> ich hiernäher beschreiben will: das Brandenburger Tor, das sowjetische Ehrenmal,<strong>die</strong> Neue Wache und das Denkmal für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas. Esgeht um Opfer und Sieg, Opfer und Ehre, Opfer und Frieden, und Tod, undTrauer, und Schmach, und Scham. Dabei will ich jeweils auch auf <strong>die</strong>Zugänglichkeit und <strong>die</strong> Wirkung der Denkmale auf <strong>die</strong> heutigen Betrachtereingehen.Das Brandenburger TorDas Brandenburger Tor wurde 1788, nach einem siegreichen Einsatz derpreußischen Armee in den Niederlanden (1787) vom König Friederich WilhelmII. in Auftrag gegeben. Er wünschte sich ein Tor, das mehr der Öffnungdes Blicks zum Tiergarten <strong>die</strong>nen sollte als dem Verschluß und derKontrolle des Zugangs zur Stadt. Der Architekt Langhans baute denn auchein Tor, das mehr den antiken Triumphtoren ähnelt als den Stadttoren derälteren Bautradition in Deutschland. Die Krönung bildet <strong>die</strong> vom BildhauerGottfried Schadow geschaffene bronzene Quadriga, der von der geflügeltenSiegesgöttin der Antike gelenkte vierspännige antike Streitwagen. Die Göttinführt den Wagen in östlicher Richtung, also stadteinwärts und gibt damitden staatsrepräsentativen Zweck des Tores an: Es sollte als Rahmen fürzeremonielle Einzüge des Königs in seine Stadt <strong>die</strong>nen, möglichst nacheinem siegreichen Feldzug. An den seitlichen Wachgebäuden wurden Statuenvon Mars und Minerva aufgestellt. Die Reliefs in den Durchfahrten, <strong>die</strong><strong>die</strong> Arbeiten des Herkules zeigen, demonstrieren <strong>die</strong> kraftvolle Überwindungvon Feinden und Hindernissen. Das Thema Sieg wird also durch denBautyp, durch <strong>die</strong> Darstellung antiker Götter und mythologischer Szenenund durch seine politische Nutzung vermittelt.Daß das Siegen Opfer kostet, wird <strong>im</strong> Bildprogramm des Tores nichteigens erwähnt. Daß ein Sieg zum Frieden führt – und Frieden einen Siegvoraussetzt – ist aus der Bezeichnung des Tores als Friedenstor (1792) undder Umbenennung der Siegesgöttin (Viktoria) in <strong>die</strong> Friedensgöttin (Eirene)zu schließen. Zu „Sieg“ kommen also „Kraft“ und „Frieden“.105

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