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soll ausschließlich der jüdischen Opfer gedacht werden?“ Die Sinti undRoma vermissten Anstrengungen für ihre Angehörigen, ebenso klagten bald„wir“ als Homosexuelle. Dabei lag <strong>die</strong> Verfolgung bei uns nicht weit zurück.Noch bis 1994 wurde männliche Homosexualität durch den § 175 StGBsogar als etwas strafrechtlich strenger zu Behandelndes als <strong>die</strong> meinesWissens nicht weniger gefährliche Heterosexualität betrachtet. Lange ist esnicht her, dass <strong>die</strong> Benachteiligung von Schwulen und Lesben als normal,als sozial erwünschtes Verhalten galt. Es kann also noch lange dauern, bis<strong>die</strong> Regel „Du sollst Lesben und Schwule nicht benachteiligen“ zur Selbstverständlichkeitwird – zumal <strong>die</strong> Nichtbeachtung <strong>die</strong>ser Regel ohne Antidiskr<strong>im</strong>inierungsgesetzzumeist sanktionslos bleibt.Das Wissen um überkommene Diskr<strong>im</strong>inierung von Sinti, Roma, Homosexuellenund Behinderten <strong>im</strong> NS ist, wie ich vermute, unterschwellig in derdeutschen Bevölkerung <strong>im</strong>mer präsent gewesen. Dieses Halbwissen ansLicht zu holen, es mit Fakten zu verknüpfen und es für unsere Gegenwartzum Streitpunkt zu machen, ist uns das wichtigste Anliegen von „Erinnerungsarbeit“.Erst wer das nur unterschwellig Gewusste bei Lichte betrachtet,hat <strong>die</strong> Möglichkeit, sich wirklich damit auseinander zu setzen. Dannwird es möglich, dem Vorurteil auf den Grund zu gehen und es an der Wirklichkeitzu überprüfen.Solcherart aufklärerisch und – für mich als Schwulen – eigennützig für <strong>die</strong>Gegenwart ist mein Motiv, wenn ich von der Notwendigkeit des Erinnernsan <strong>die</strong> Homosexuellen-Verfolgung spreche. Für den aufklärerischen Prozeßder Erinnerungsarbeit, für ein Ans-Licht-Holen von Halbwissen ist übrigensder Streit um <strong>die</strong> Errichtung eines Denkmals mindestens so wichtig wie dasDenkmal selbst. Einmal aufgestellte Denkmäler haben leider <strong>die</strong> Tendenz,als metropolitane Stadtmöbel nach und nach aus dem Bewusstsein zuschwinden.Mit der Denkschrift unserer Initiative gibt es seit 1995 ein entschiedenesPlädoyer für ein eigenes Mahnmal für <strong>die</strong> homosexuellen Opfer <strong>im</strong> NS- undNachkriegsdeutschland. Unser 1996 veranstaltetes Symposium „Der homosexuellenNS-Opfer gedenken“, zahlreiche Presseberichte und das Buch„Der homosexuellen NS-Opfer gedenken“ (1999) erneuerten <strong>die</strong> Forderung.Wir haben vielen zu danken, <strong>die</strong> sich seither <strong>die</strong>ser Forderung anschlossenund <strong>die</strong> uns und unseren Partner, den Lesben- und Schwulenverband,unterstützten. Ohne sie wäre eine positive Bundestags-Entscheidungsicherlich nicht möglich gewesen.Mit der Errichtung des <strong>Gedenkort</strong>es wird unsere Arbeit nicht enden können.Denkmäler sind in der Gefahr, einer vereinfachenden Vereinheitlichungder Erinnerung Vorschub zu leisten. Deshalb werden sie <strong>im</strong>mer nur ein kleiner,aber wichtiger Teil der „Erinnerungsarbeit“ sein können. „Erinnern“heißt – das wissen gerade <strong>die</strong> hier versammelten Künstlerinnen und Künstler–, lästig zu sein ohne Ende.Albert EckertInitiative Der homosexuellen NS-Opfer gedenken31

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