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under kleiner See entstehen, an dessen Ufer <strong>die</strong> Besucher stehen und indem sie sich spiegeln. In der Mitte ein schwarzer, dreieckiger Stein, dersich aus dem Wasser erhebt und sich darin wieder versenken lässt. Auf ihmsoll eine <strong>im</strong>mer wieder frische Rose liegen. Baubeginn soll – nach jahrelangerAuseinandersetzung um den Wortlaut der Inschrift – <strong>im</strong> Sommer 2005sein.T 4 – <strong>Gedenkort</strong> für <strong>die</strong> Opfer der „Euthanasie“Wenige Gehminuten in südwestlicher Richtung vom geplanten Homosexuellen-Denkmalentfernt war seit 1940 in einer Villa <strong>die</strong> Leitungsbehördeder „Zentral<strong>die</strong>nststelle Tiergartenstraße 4“ untergebracht, <strong>die</strong> <strong>die</strong> „Euthanasie“-Mordprogrammean behinderten Menschen organisierte. Nach <strong>die</strong>serAdresse benannte man sowohl <strong>die</strong> Behörde als auch das Mordprogrammselbst: „T 4“. Die Villa existiert nicht mehr.Die Gesamtzahl der Opfer der „Euthanasie“-Morde ist nicht bekannt. Mehrals 70.000 Tote in sechs zentralen Tötungsanstalten wurden bis zur offiziellenEinstellung 1941 registriert. Den Mordaktionen der Folgejahre fielenmindestens weitere 50.000 Menschen zum Opfer. 10.000 bis 20.000 KZ-Häftlinge wurden unter dem Kennwort „Sonderbehandlung 14 f 13“ ermordet.Gesamtschätzungen gehen von etwa 150.000 bis zu mehr als 200.000Toten aus. In beiden Teilen Deutschlands waren <strong>die</strong>se Opfer jahrzehntelangvom öffentlichen Gedenken ausgeschlossen. Erst seit Ende der achtzigerJahre machten Bürgergruppen und Wissenschaftler auf das Thema „Euthanasie“und auf <strong>die</strong> historischen Orte aufmerksam.Etwa an der Stelle des historischen „T 4“-Gebäudes entstand 1963 <strong>die</strong>Philharmonie. Das Denkmal, das an der Tiergartenstraße, an der Einmündungder Herbert-von-Karajan-Straße, an <strong>die</strong> Opfer der „Euthanasie“-Aktionerinnern soll, wird von Besuchern allerdings eher als Kunst am Bau für <strong>die</strong>Philharmonie wahrgenommen, auf deren Vorplatz es steht. Es ist <strong>die</strong> Skulptur„Berlin Junction“ von Richard Serra. Zwei große geschwungene Cortenstahl-Platten,leicht versetzt zueinander aufgestellt, lassen einen schmalen,bedrohlich wirkenden, schluchtartigen Durchgang. Die Skulptur kam 1987als Herzstück der Ausstellung „Der unverbrauchte Blick“ <strong>im</strong> Martin-Gropius-Bau nach Berlin. 1988 kaufte der Berliner Senat sie für den Standort vorder Philharmonie aus Mitteln des Programms „Kunst <strong>im</strong> Stadtraum“ an. ImBlick auf <strong>die</strong> langjährigen Forderungen von Bürgerinitiativen nach einemMahnmal an <strong>die</strong>sem Ort wurde sie den „Euthanasie“-Opfern gewidmet.Um <strong>die</strong>se Zuordnung deutlicher zum Ausdruck zu bringen, ist seit 1989 inden Gehweg neben dem Kunstwerk eine Bronzetafel eingelassen. Ihr Text,abgest<strong>im</strong>mt mit der Bürgerinitiative für ein „T 4“-Denkmal, endet mit demSatz: „Die Zahl der Opfer ist groß, gering <strong>die</strong> Zahl der verurteilten Täter“.Allerdings wird <strong>die</strong>se Tafel wiederum von Besuchern, wenn überhaupt, meistnicht <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Skulptur gesehen. Mit <strong>die</strong>ser unbefriedigendenGestaltung entspricht der Erinnerungs-Ort nicht der D<strong>im</strong>ension undBedeutung der „Euthanasie“-Verbrechen, zumal in Berlin eine öffentlichkeitswirksameDokumentation, wie sie an den sechs Tötungsstätten längst eingerichtetwurde, weiterhin fehlt. Eine Neugestaltung <strong>die</strong>ses Ortes, der <strong>im</strong> Unterschiedzu den anderen Denkmalsorten tatsächlich „authentisch“ ist, wirddaher von vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern gefordert.97

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