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Download PDF - Gedenkort für die im Nationalsozialismus ...

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Nach unserer Erfahrung ist es schwierig, Information, pädagogischeArbeit und Denkmäler von den Denkmälern her zu verbinden. Es geht eherandersherum. Wir suchen mit Gruppen, <strong>die</strong> unser Haus besuchen, Denkmälerauf, <strong>die</strong> mit dem Thema des Seminars, z.B. der Organisation derDeportationen, inhaltlich verbunden sind. Dieses Vorgehen hat sichbewährt. Der Denkmalbesuch wird von den Teilnehmern als ein bedeutsamerTeil des Gesamtseminars wahrgenommen, als eine andere Form derAuseinandersetzung, sollte aber nicht am Anfang des Seminars stehen,sondern vielleicht am dritten Tag stattfinden. Das Denkmal funktioniert vordem Hintergrund des vermittelten Wissens. Das gilt übrigens auch für internationaleGruppen.Natürlich kann man sich auch vorstellen, dass das Denkmal Fragen aufwirft,<strong>die</strong> dann anderenorts beantwortet werden, oder ein Bedürfnis nachInformation weckt. Aber auf der Grundlage einer tabula rasa wird <strong>die</strong>serProzess nicht ausgelöst werden können.“Frau Endlich fragt, welche Möglichkeiten bestehen, <strong>die</strong> Unterschiede inder Verfolgung und in den Lebensschicksalen der verschiedenen Opfergruppenmit einem Denkmal herauszuarbeiten. Herr Kaiser betont, derRassismus sei Kernideologie des <strong>Nationalsozialismus</strong> und <strong>die</strong> gemeinsameBasis der Verfolgung der verschiedenen Gruppen. Worauf es in der Wahrnehmungder Denkmäler ankäme, wäre nicht etwa <strong>die</strong> Zahl der Opfer zudiskutieren, sondern zu vermitteln, welches schreckliche Unrecht und LeidMenschen zugefügt worden ist. „Das Denkmal geht <strong>im</strong> Prinzip alle an, <strong>die</strong>in einer Gesellschaft leben, <strong>die</strong> in der Tradition eines Reg<strong>im</strong>es steht, das<strong>die</strong>ses Unrecht organisiert hat. Von daher halte ich es für besonders wichtig,dass <strong>die</strong>ses Denkmal sich nicht als ein <strong>Gedenkort</strong> einer best<strong>im</strong>mtenOpfergruppe präsentiert, sondern sich in der Gegenwart an alle wendet,obwohl es auf das Gedenken an <strong>die</strong> Angehörigen einer best<strong>im</strong>mten Opfergruppegerichtet ist. Nur auf <strong>die</strong>ser Basis sind auch <strong>die</strong> unfruchtbaren Hierarchisierungenzu vermeiden. Und da liegt vielleicht auch eine Chance derZentralisierung und Nationalisierung – bei allen Gefahren, <strong>die</strong> Herr Morschzu Recht betont hat – indem <strong>die</strong> Gesellschaft und der Staat das Denkmalund das Gedenken zur Sache aller erklären, kann es auch so wahrgenommenwerden.“Die Moderatorin bittet Katharina Kaiser, Leiterin des Hauses am Kleistpark,aus ihren Erfahrungen künstlerische Formen der Annäherung an einsolches Thema zu identifizieren, <strong>die</strong> sich möglicherweise besser eignen alsandere. Gibt es eine best<strong>im</strong>mte, auch gedanklich präzise formulierte Kunstentwicklung,<strong>die</strong> man besonders aufmerksam betrachten könnte, oder wäredas zu pauschal gedacht? Oder habe <strong>im</strong> Prinzip jede künstlerische Form,jeder Stil, jede Handschrift hier ihre eigenen Möglichkeiten?Frau Kaiser gibt zunächst Herrn Morsch Recht, wenn er beschreibt, dassDenkmale <strong>im</strong>mer auch ein Ausdruck ihrer Zeit sind, also das Denken derZeit in einer Form festschreiben, „denn sie stehen ja sichtbar da.Ich teile auch seine Ansicht, über <strong>die</strong> Überformung der Gedenkstätten.Zugleich aber vertraue ich, wie <strong>die</strong> Initiativgruppe zum Homosexuellendenkmal1995 in ihrer ersten Schrift formuliert hat, auf <strong>die</strong> subversive Kraft vonKunst. Kunst kann, das ist meine feste Überzeugung, etwas ‚aufschließen’,Leute neugierig machen und sie dazu bringen, sich auf das einzulassen,was in den Gedenkstätten an Sachinformationen vermittelt wird.119

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