PersecutionThe following example from the Berlin working-class district ofFriedrichshain 8 shows the means and methods used to persecute womenwhose behaviour deviated from the norm, even if they were not <strong>im</strong>prisoned.In March 1940, a woman living in Friedrichshain reported two femaleneighbours to the Blockwart, the party representative who was in charge ofwatching over the neighbourhood. He notified the Nazi welfare body, theVolkswohlfahrt, which in turn reported the matter to the Gestapo. His reportsaid that the two female factory workers in question, who lived together,were giving offence, that ‘they sleep in the same bed’, and that ‘the worstthings are being said about what goes on in that apartment.’ The Gestapointerrogated Therese Piek, the women who cla<strong>im</strong>ed to have heard the suspicioussounds coming from the apartment beside hers, where HildegardWiederhöft and her co-worker Helene Treike had been living for severalmonths. There was not the slightest doubt, cla<strong>im</strong>ed Piek, ‘that both womenhave abnormal inclinations. Their entire appearance clearly indicates thatsomething is wrong with them. I assume that both practice abnormal sexualintercourse.’ But she had not witnessed anything herself.The Blockwart’s wife, when interrogated, made s<strong>im</strong>ilar statements, mentioningthe fact that Hildegard Wiederhöft’s two small sons were living withher in her one-room apartment. The interviewee felt that this was not compatiblewith the ‘healthy sensibility of the people’. In May 1940, the twoaccused women were interrogated too, and they ult<strong>im</strong>ately admitted to havingslept together several t<strong>im</strong>es. The 30-year-old Hildegard Wiederhöft wasrepentant and cla<strong>im</strong>ed she had ‘fully normal inclinations’ and only acted‘purely out of curiosity’. She also mentioned that she would soon be movingin with her children’s father. Her 34-year-old partner, on the other hand,admitted being a lesbian. She said she had felt attracted ‘to the same sex’since her early youth, but she refused to identify her previous partners. TheGestapo came to the conclusion that Helene Treike was ‘the male part’. Herpartner, on the other hand, did not leave the <strong>im</strong>pression of belonging solelyto the ‘group of so-called female homos’.The Gestapo regretfully found that the two could not be prosecuted since‘up to now lesbian love has not been punishable’, but the women wereforced to end both their relationship and cohabitation <strong>im</strong>mediately. TheGestapo opened files on the women placing Helene Treike under surveillancewith the intention of taking additional measures if necessary. The survivingdocuments do not indicate whether this ever happened.This example shows how quickly women could come into conflict with thepersecuting authorities if they were informed on. Apart from such cases,lesbian women mostly suffered from the reg<strong>im</strong>e’s general policy’s towardwomen – provided they were not subject to persecution for being Jewish orfor being active in the opposition. All ‘Aryan’ women were destined formotherhood and marriage as long as they were not considered ‘geneticallydiseased’. Population growth was of vital <strong>im</strong>portance to the Nazis and theirplans of global domination.The exclusion of women from influential positions and professions, thedissolution and Gleichschaltung 9 of the women’s movement, as well as the62
er Frauen <strong>im</strong> familiären, rechtlichen, politischen und ökonomischenBereich machten eine strengere Anwendung des Strafrechts als Mittel zurAbschreckung und Einschüchterung wohl überflüssig. Eine Äußerung vonHitler, <strong>die</strong> von Goebbels in einem Tagebucheintrag vom 4. März 1944 kolportiertwird, scheint <strong>die</strong>s zu verdeutlichen:„Ich trage dem Führer den Fall Serda vor. Ein gewisses Fräulein Serdaverführt den jungen Filmnachwuchs zu lesbischer Liebe. Der Führer hataber keine rechte Lust, in <strong>die</strong>se Sache einzugreifen. Er ist der Meinung,daß <strong>die</strong> lesbische Liebe mit der Homosexualität überhauptnicht verglichen werden könne. Bei Frauen seien <strong>die</strong> Grenzen zwischenLiebe und Freundschaft nicht so eng gezogen wie bei Männern, und <strong>im</strong>übrigen sei <strong>die</strong> lesbische Liebe <strong>im</strong> Kriege zum Teil auf den Mangel an Männernzurückzuführen. Wir hätten Hunderttausende von Frauen überschüssig,und deshalb dürfe man in <strong>die</strong>ser Frage nicht allzu scharf vorgehen.“ 6Zur VerfolgungspraxisWelche Mittel und Wege es gab, um normabweichendes Verhalten vonFrauen zu sanktionieren, ohne dass es zu einer regelrechten Inhaftierungkommen musste, zeigt das folgende Beispiel aus dem Berliner ArbeiterbezirkFriedrichshain. 7Im März 1940 wurden dort zwei Frauen von ihrer Nachbarin be<strong>im</strong> Blokkwartangezeigt, der seinerseits Meldung an <strong>die</strong> NS-Volkswohlfahrt erstattete,welche sich ihrerseits an <strong>die</strong> Gestapo wandte. Das Zusammenwohnender beiden Fabrikarbeiterinnen gebe zu Ärgernissen Anlass. „Beide schlafenin einem Bett“, hieß es in der Anzeige, „und werden hier <strong>die</strong> schl<strong>im</strong>mstenSachen erzählt, welche sich dort in der Wohnung zutragen.“ Daraufhinvern<strong>im</strong>mt <strong>die</strong> Gestapo <strong>die</strong> Nachbarin, Therese Piek, <strong>die</strong> Verdächtiges ausder Nebenwohnung gehört haben will. Dort waren vor einigen Monaten HildegardWiederhöft und ihre Arbeitskollegin Helene Treike eingezogen. Esbestehe nicht der geringste Zweifel, so Piek, „daß es sich bei den beidenFrauen um abnorm veranlagte Personen handelt. Ihr ganzes Äußere läßtvoll und ganz darauf schließen, daß es mit den beiden nicht st<strong>im</strong>mt. Ichvermute, daß beide den abnormen Geschlechtsverkehr gemeinsam ausüben.“Mit eigenen Augen gesehen habe sie <strong>die</strong>s aber nicht.Die Frau des Blockwarts äußert sich bei ihrer Vernehmung ähnlich und erwähntbesonders den Umstand, dass sich auch <strong>die</strong> beiden kleinen Söhneder Hildegard Wiederhöft in der Einz<strong>im</strong>merwohnung aufhielten. Ein derartigerZustand entspreche auf keinen Fall dem gesunden Volksempfinden. ImMai 1940 werden daraufhin <strong>die</strong> beiden Beschuldigten vernommen. Sie gebenschließlich zu, mehrmals miteinander geschlafen zu haben. Die 30-jährigeHildegard Wiederhöft zeigt sich reuig und behauptet, „vollkommen normalveranlagt zu sein“ und aus „reiner Neugierde“ heraus gehandelt zu haben.Sie stehe <strong>im</strong> Begriff, zum Vater ihrer Kinder zu ziehen. Demgegenübergibt <strong>die</strong> 34-jährige Freundin zu, lesbisch zu sein und sich seit frühester Jugendausschließlich „zum gleichen Geschlecht hingezogen“ zu fühlen. DieNamen früherer Partnerinnen wollte sie jedoch nicht nennen. Die Gestapokam abschließend zu dem Ergebnis, dass es sich bei Helene Treike „umden männlichen Teil“ handle; ihre Freundin mache dagegen nicht den Ein-63
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