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<strong>die</strong>se alten Geschichten, kann man nicht endlich damit aufhören.“ Ich sag’:„Nein, das müssen <strong>die</strong> Leute wissen“, und übrigens auch, dass <strong>die</strong> Schergendamals nicht von der SS oder von der SA waren. Die Leute, <strong>die</strong> <strong>die</strong>seLager leiteten und <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Transport begleitet haben, waren Offiziereund Soldaten der Wehrmacht und Mitglieder der deutschen Justizverwaltung.Jan Feddersen: Das klingt nach „willigen Vollstreckern“. Haben Sie das inder Geschichte Ihres Vaters so nachverfolgen können?Was mit den Häftlingen gemacht wurde, will ich nur an einem Detail ausführen,es gibt schl<strong>im</strong>mere: In <strong>die</strong>sem Kahn, in dem sie nach Nordnorwegenverfrachtet wurden, in dem sie zu Hunderten zusammengepfercht<strong>im</strong> Frachtraum saßen, gab es kein Bett und nichts. Es war raue See, <strong>die</strong>kotzten sich <strong>die</strong> Seele aus dem Leib, <strong>die</strong> bekamen nichts zu essen. In <strong>die</strong>serSoße da unten saßen ein paar hundert Männer und versuchten irgendwiezu überleben. Und <strong>die</strong> Offiziere der deutschen Wehrmacht, <strong>die</strong> standenoben und warfen Brotbröckchen runter. Sie amüsierten sich darüber, wie<strong>die</strong> Halbverhungerten sich darum balgten.Das sind Geschichten, <strong>die</strong> müssen erzählt werden. Man hat <strong>die</strong>sen Menschen<strong>die</strong> Möglichkeit gegeben, andere Menschen derart zu malträtieren.Ich bin der festen Überzeugung, wenn man heute wieder Leute für derartigeJobs bräuchte, man würde sie finden, zu Hunderten, innerhalb einesTages.Jan Feddersen: Sehen Sie das auch so Frau Hörig?Petra Hörig:Ich denke schon, dass es <strong>im</strong>mer wieder Leute geben wird, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Jobsausführen werden, vor allen Dingen, wenn man ihnen klar macht, das siebesser sind als <strong>die</strong>, <strong>die</strong> sie bewachen müssen. Das war ja <strong>die</strong> Ideologie,<strong>die</strong> damals verbreitet wurde.Aber ich wollte noch etwas dazu sagen. Man geht bei den Homosexuellen<strong>im</strong>mer davon aus, dass es eine kleine Minderheit sei. Wenn man aber malnachforscht, findet sich in jeder Familie so eine kleine Minderheit. Es wirdnur nicht darüber geredet. Deswegen fand ich es wichtig, an <strong>die</strong> Öffentlichkeitzu gehen und zu berichten: Ich habe einen bisexuellen Vater gehabt,der <strong>im</strong>merhin 7 Kinder gezeugt hat.Jan Feddersen: Können Sie sich erinnern, wann es leichter wurde über<strong>die</strong>se Geschichten, auch über <strong>die</strong> Ihres Vaters, zu sprechen? Das ist dochbest<strong>im</strong>mt zeitabhängig?Wenn meine Mutter noch leben würde, hätte ich nicht hier auftreten dürfen,das weiß ich genau. Dann wäre ihre ganze bürgerliche Weltzusammengebrochen. Ihr Mann war doch nicht schwul, um Gottes Willen.Jan Feddersen: Auch nach all den Jahren nicht?Nein, nein, best<strong>im</strong>mt nicht! Das wäre nicht möglich gewesen. Ich hättemeine Mutter nicht verletzen wollen. Ich hätte schon versucht, mit meinerFamilie einen Konsens zu finden. Und wenn meine Familie dagegen gewe-131

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