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wichtig für ein Denkmal, dass es sich <strong>im</strong> Mittelpunkt des gesellschaftlichenLebens befindet. Dann ist es am wirkungsvollsten.“Professor Meyer-Hanno schildert anschließend <strong>die</strong> Frankfurter Situation.Er berichtet, dass der Frankfurter Engel von Rosemarie Trockel (vgl.Anhang Seite 177) nach einem geladenen Wettbewerb ausgewählt wurde.„Der Engel steht nicht – wie von der Frankfurter Kulturdezernentin zunächstbeabsichtigt – am Rand der Stadt, wo sich auch andere Denkmäler befinden,sondern in der City, <strong>im</strong> Zentrum des heutigen schwulen Lebens. ZweiStraßen kreuzen sich an dem Platz, der zunächst gar keinen Namen hatte.Ein kleiner ‚Tempelbezirk’, markiert durch Buchsbaumhecken, lädt zum Sitzenein. In der Mitte steht <strong>die</strong>ser Engel, ein verrätseltes Mahnmal, das alsKunstwerk sehr umstritten ist. Man kommt auf <strong>die</strong>sen anmutigen Engel zuund merkt: Da st<strong>im</strong>mt etwas nicht. Diesem Engel ist irgendetwas Fürchterlichesangetan worden. Was ist geschehen? So ergibt sich ein Moment derVerunsicherung, das zum Nachdenken zwingt und etwas bewirkt.Das Denkmal ist von den Leuten schnell angenommen worden. Dahinterbefinden sich ein Schwulenlokal, ein großes Programmkino und ein Hotel:Viele Leute flanieren vorbei und <strong>im</strong> Sommer sind <strong>die</strong> Bänke voll besetzt.Der Engel ist ein Treffpunkt geworden, ein Gebrauchsgegenstand <strong>im</strong>besten Sinne des Wortes. Das Denkmal funktioniert. Es ist ein Ort derRuhe und Konzentration in <strong>die</strong>ser verkehrdurchtosten City entstanden undwahrscheinlich ist <strong>die</strong> Gestalt des Engels, <strong>die</strong> etwas Anmutiges undGeschlechtsloses hat, nicht dazu angetan, besprüht oder beschmutzt zuwerden.“Frau Baumann stellt fest, dass offenbar sowohl das Amsterdamer wieauch das Frankfurter Denkmal Identifikation herstellen konnten. Sie fragt,ob sich darin nicht <strong>die</strong> Wirkung von künstlerisch überzeugenden Denkmalenzeige, <strong>die</strong> an einem geeigneten Ort realisiert worden sind. Frau Baumannerinnert an <strong>die</strong> Skepsis von Herrn Saehrendt, der <strong>die</strong> meisten Funktionenvon Denkmälern fern der historischen Inhalte vermutet und zumindestihre alleinige Wirksamkeit bezweifelt.Albert Eckert, Mitglied der Initiative der homosexuellen NS-Opfer gedenken,n<strong>im</strong>mt zu den Erwartungen der Initiatoren Stellung. Er wolle keinDenkmal, das einen Schlussstein in einem Erinnerungs- und Aufarbeitungsprozesssetze, indem es <strong>die</strong> Interpretation der Geschichte kanonisiere. AusFurcht davor hätten <strong>die</strong> Initiatoren sogar diskutiert, auf den Bau einesDenkmals zu verzichten.„Letztlich sind LSVD und Initiative aber zu der Ansicht gekommen, dasses möglich ist, einen <strong>Gedenkort</strong> zu schaffen, der <strong>die</strong> Diskussion wach hält,statt sie zu beenden. Die Aufgabe der Künstlerinnen und Künstler bestehtdarin, einen <strong>Gedenkort</strong> zu entwerfen, der – wie es <strong>im</strong> Beschluss des DeutschenBundestages heißt – <strong>die</strong> homosexuellen NS-Opfer ehrt. Sie sindunfreiwillige Opfer von staatlicher Willkür und Gewalt, <strong>im</strong> Sinne des vonGabi Dolff-Bonekämper verwendeten Begriffs „vict<strong>im</strong>“ (vgl. Seite 103) Der<strong>Gedenkort</strong> soll ferner <strong>die</strong> Erinnerungen an das Unrecht wach halten und –das ist für uns politisch unabdingbar – ein würdiges Zeichen setzen gegenIntoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung von Lesben und Schwulen. DasDenkmal soll auch ein Ort der Trauer für <strong>die</strong> Angehörigen sein und an dasnach 1945 geschehene Unrecht erinnern. Wir wünschen uns einen Ort derErmutigung, homosexuellenfeindlicher Diskr<strong>im</strong>inierung entgegenzutreten,147

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