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Geliebten und Lebenspartners und nicht zuletzt auf <strong>die</strong> Zerstörung der individuellenund beruflichen Existenz.Das Konzentrationslager wurde etwa für jeden sechsten verurteiltenHomosexuellen zur weiteren Leidensstation, und häufig zur letzten Lebensstation.Die Todesrate Homosexueller lag über der anderer Häftlingsgruppen.Etwa 5.000 bis 10.000 Homosexuelle sind in Konzentrationslager verschlepptworden, 60 % von ihnen haben den Terror nicht überlebt. Über <strong>die</strong>KZ-Einlieferungen befand <strong>die</strong> Polizei zumeist nach Entlassung aus derStrafhaft und zwar anhand der von ihr geführten Listen zu den Homosexuellenund den Vorstrafenakten der Justiz. Wer danach als gefährlich odernicht besserungswillig angesehen wurde, der wurde in so genannte Vorbeugungshaftgebracht. Nur wer nicht besserungsfähig schien und sich vondem Terror der Nazis nicht abschrecken ließ, sollte „ausgemerzt“, und dasheißt getötet werden. – Die Verfolgung Homosexueller be<strong>die</strong>nte sich abgestufterund differenzierter Strafmaßnahmen.Mit den genannten Zahlen lässt sich das Ausmaß der Verfolgung deutlichmachen, nicht jedoch <strong>die</strong> D<strong>im</strong>ension des Schreckens der Homosexuellenverfolgung.Homosexuelle wurden durch eine beispiellose Hetze und Propagandaausgegrenzt und diffamiert, bedroht und von Staats wegen verfolgt.Sie haben ständig in der Angst leben müssen, für ihre Leidenschaftund ihre Liebe verhaftet und bestraft zu werden. 60.000 Männern ist ihreLiebe zum Verhängnis geworden. Aber wir sollten nicht vergessen, <strong>die</strong> Zahlder Verdächtigten und Verhörten war mehr als dre<strong>im</strong>al so hoch, wie <strong>die</strong>Verurteilten. Und bereits <strong>die</strong> polizeilichen Verhöre gingen mit einer gravierendenVerletzung der Int<strong>im</strong>sphäre, mit Verachtung, Schmähung und Entehrungeinher. Den Beschuldigten drohte <strong>die</strong> gesellschaftliche Ausgrenzung,der Verlust sozialer und beruflicher Existenz bis hin zum Verlust derFreiheit. Und das alles nur, weil <strong>die</strong>se Männer auf ihr Lebens- und Liebesglücknicht verzichten wollten.Ihre Freundschaften und Freundschaftskreise sind zerstört und zerschlagenworden. Die Verfolgung hat Misstrauen erzeugt, viele Beziehungen entzweitund viele Beziehungen beschädigt. Die Verfolgung hat aber auch zuSolidarität unter Verfolgten geführt, zu Treffen <strong>im</strong> Verschwiegenen, zugegenseitiger Unterstützung und Lebenshilfe bis hin zu kleinen gehe<strong>im</strong>ensozialen Netzwerken. Sexuelle Abenteuer und andauernde Liebschaftensind weiterhin gewagt worden, Feste und gemeinsame Ausflüge habentrotz aller Gefährdung weiterhin stattgefunden. Das ver<strong>die</strong>nt, hervorgehobenzu werden. Viele Homosexuelle haben sich nicht daran hindern lassen,ihre Form des Lebensglücks zu finden. Die öffentlichen Ausrottungsparolender Nazis haben zweifellos Angst und Schrecken verbreitet, <strong>die</strong> Hasstiradengegen Homosexuelle haben nicht selten das Selbstbewusstsein argbeschädigt, aber <strong>die</strong> Propaganda hat auch Gegenkräfte freigesetzt: <strong>die</strong>Kraft zur Selbstbehauptung in einer feindlich gesinnten Gesellschaft. KonspirativeVerhaltensweisen mussten erlernt werden. Mehrheitlich wurde einDoppelleben gelebt, eines inmitten der NS-Gesellschaft und ein zweitesquasi in der Illegalität. Im Hinblick auf <strong>die</strong>se Bewältigungsstrategien gibt esviele Gemeinsamkeiten <strong>im</strong> Verhalten homosexueller Männer und Frauen.Dabei ging es um nichts weniger als um das private Liebesglück, das es zubehaupten galt.55

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