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Die Opfer ehren: Es soll ein Platz der Erinnerung an <strong>die</strong>jenigen werden,<strong>die</strong> keinen Grabstein haben. Ein Platz für verfolgte und ermordete Menschen,denen oftmals auch in ihrer Familie kein ehrendes Andenken bewahrtwurde. Man hat sich zumeist geschämt für den schwulen Onkel, fürden Bruder oder Vater, den man wegen Homosexualität verhaftete. Diesevermeintliche Familienschande hat man lieber totgeschwiegen. Ganz wenigehaben <strong>die</strong>ses Schweigen gebrochen. Umso erfreulicher ist es, dassPetra Hörig und Dieter Z<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Rahmen des Kolloquiums über ihreVäter berichten.Die Erinnerung an das Unrecht wach halten: Das Wissen über <strong>die</strong> NS-Vergangenheit ist in weiten Kreisen sehr bescheiden ausgeprägt. DieGeschichte der Verfolgung Homosexueller ist nur wenigen wirklich bekannt.Ein Denkmal kann nicht Versäumnisse des Geschichtsunterrichts ausgleichenoder gar eine kollektive Erinnerung herbeizaubern, aber es kann undsoll Anstöße geben zum Nachdenken und vielleicht zum eigenen Nachforschen.In <strong>die</strong>sem Zusammenhang noch ein Aspekt, der mir als Sprecher desLesben- und Schwulenverbandes sehr wichtig ist. Die Praxis der Nazisgegenüber homosexuellen Frauen und homosexuellen Männern war sehrunterschiedlich. Für das Gelingen des Denkmals müssen <strong>die</strong>se Unterschiedegewusst werden. Gleichzeitig ist aber zu vermeiden, dass das Denkmalausschließenden Charakter bekommt und lesbische Frauen sich nicht angesprochenfühlen.Zeichen setzen: Das Denkmal soll auch in <strong>die</strong> Zukunft weisen und, umnochmals den Bundestagsbeschluss zu zitieren, „ein beständiges Zeichengegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulenund Lesben setzen“.Es sind anspruchsvolle Aufgaben, <strong>die</strong> das Denkmal erfüllen soll. Denntrotz aller Fortschritte sind Anfeindungen und Diskr<strong>im</strong>inierungen, ist Hassauf Homosexuelle auch in Deutschland noch längst nicht überall überwunden.Der Standort am Tiergartenrand bietet freilich eine große Chance, dassdas Denkmal in der Bundesrepublik und weit über Deutschland hinaus Wirkungentfaltet. Zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor, direktgegenüber dem Holocaust-Mahnmal gelegen, werden mit Sicherheit Menschenaus aller Herren Länder <strong>die</strong>ses Denkmal wahrnehmen. Und das istgut so.In vielen Staaten <strong>die</strong>ser Welt wird Schwulen und Lesben das Recht aufSelbstbest<strong>im</strong>mung, auf eine menschenwürdige Existenz noch <strong>im</strong>mer verwehrt.In über 70 Ländern werden Menschen heute wegen ihrer Homosexualitätmit Gefängnis bedroht, oftmals auch mit Folter. In einigen Ländernwird homosexuelle Liebe bis in unsere Tage mit dem Tode bestraft.Ich habe <strong>die</strong> vielleicht etwas naive Fantasie, dass an <strong>die</strong>sem Denkmal inBerlin auch einmal ein Staatsgast aus Ägypten, aus China oder aus demIran vorbeigefahren wird und man ihm erklärt: „Das ist ein Denkmal für <strong>die</strong>Homosexuellen. Sie sind in Deutschland früher schrecklich verfolgt, danachnoch lange ausgegrenzt und verachtet worden. Heute wissen wir es besser.Heute begegnen wir Schwulen und Lesben mit Respekt.“27

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