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werden. Der Wiederaufstieg Deutschlands ist nicht zuletzt durch eine sittlicheErneuerung des deutschen Volkes bedingt.“ 8Elsa Conrad wurde <strong>im</strong> Herbst 1935 verhaftet, nachdem sie von ihrerUntermieterin und einer Bekannten angezeigt worden war, da sie sichmehrmals staatsfeindlich geäußert habe – in ihrer eigenen Wohnung wohlgemerkt.Als Grundlage für ihre Verurteilung <strong>die</strong>nte das sog. „He<strong>im</strong>tückegesetz“vom Dezember 1934, das sich gegen <strong>die</strong> vermeintliche „Verleumdung“von Partei und Staat richtete. Ausdrücklich wurde aber auch daraufhingewiesen, dass Elsa Conrad „lesbisch veranlagt“ sei und „Verhältnissezu lesbisch veranlagten Frauen“ gehabt habe. Mit einer gewissen BerthaStenzel etwa sei sie 14 Jahre lang liiert gewesen.Man warf Elsa Conrad vor, behauptet zu haben, dass Hitler mit RudolfHess, seinem Stellvertreter, ein Verhältnis habe! Ende 1935 wurde <strong>die</strong>Clubführerin wegen „Beleidigung der Reichsregierung“ zu 15 MonatenGefängnis verurteilt. Bevor sie ihre Haftstrafe ganz verbüßt hatte, wurde sievon der Gestapo Anfang 1937 in Moringen inhaftiert, wo sich das ersteFrauen-KZ in Preußen befand.Bei einer Haftüberprüfung wurde Elsa Conrad mitgeteilt, dass sie nur entlassenwerde, wenn sie sich zu einer Auswanderung nach Palästina oderÜbersee bereit erkläre. (So wurde bei den jüdischen Häftlingen verfahren,zu denen auch Conrad gezählt wurde, da sie eine jüdische Mutter hatte.)Notgedrungen willigte sie schließlich ein. Ihre frühere Geliebte, BerthaStenzel, besorgte für Elsa Conrad <strong>die</strong> erforderlichen Papiere, einen Passund eine Schiffspassage nach Ostafrika. Im November 1938 floh sie nachTansania und lebte seit 1943 in Nairobi. Verarmt und schwer erkrankt kehrteElsa Conrad 1961 in <strong>die</strong> BRD zurück, wo sie zwei Jahre später verstarb.Hinweise gibt es auch auf das nördlich von Berlin gelegene LagerRavensbrück, wo sich seit 1939 das zentrale Frauen-KZ befand. In denDokumenten der Lagerverwaltung finden sich wenige – und <strong>im</strong> Übrigen nursehr knappe – Hinweise auf vermutlich lesbische Frauen. Am 30. November1940 wurden zwei Frauen, Elli Smula und Margarete Rosenberg, inhaftiert.In beiden Fällen war als Haftgrund „politisch“ mit dem Zusatz „lesbisch“angegeben. War es Zufall, dass beide Häftlinge, <strong>die</strong> einen roten Winkelbekamen, am selben Tag inhaftiert wurden? Kannten sie sich vielleicht?Doch wie ihr Leben vor der Verhaftung verlief und ob sie das Lager überstanden,ist wie so oft aufgrund fehlender Quellen nicht mehr zu klären.Es gibt außerdem Belege dafür, dass Frauen bei einer Razzia in Lokalenmit homosexuellem Publikum verhaftet wurden. Obwohl derartige Gaststättenoffiziell verboten waren, gab es auch nach 1933 in verschiedenenGroßstädten einschlägige Kneipen. Meist erfuhr jedoch auch <strong>die</strong> Polizeidavon. Dies wurde einer Verkäuferin in Hamburg zum Verhängnis. 1940wurde sie verhaftet und in Ravensbrück inhaftiert. Sie hatte <strong>die</strong> Warnungeiner Freundin missachtet, <strong>die</strong> von einem Polizeibeamten gehört hatte,dass Razzien in einschlägigen Lokalen durchgeführt würden. Als Nichtjüdinhatte sie jedoch Glück <strong>im</strong> Unglück, denn nach neun Monaten wurde sie ausdem Lager entlassen, und sie überlebte <strong>die</strong> NS-Zeit.Obwohl <strong>die</strong> Hamburgerin gegen kein bestehendes Gesetz verstoßenhatte, konnte <strong>die</strong> Polizei sie <strong>im</strong> Zuge der sog. Vorbeugenden Verbrechensbekämpfungfestnehmen. Ein entsprechender Erlass von 1937 gab der67

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